Der perfekte TripDie Alpen

© Matt Munro Photography
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Ziehen Sie sich warm an - das Winterabenteuer in Europas verwunschener, weißer Bergwelt ruft! Mit einer Schnee-Wanderung in Begleitung von Bernhardinern, Skifahren am Fuße des Montblanc, alter Handwerkskunst, Tier-Beobachtung im Nationalpark und Schlemmereien in Chamonix. Holladihi!

Der Reiseplan

Die Alpen aus fünf Perspektiven und in drei Ländern: Erst wird im französischen Chamonix geschlemmt, dann im Schweizer Martigny alles wieder abtrainiert - in charmanter Begleitung von Bernhardinern. Anschließend heißt es Ski anschnallen in Zermatt, ehe in Italien abgelegene Dörfer und altes Handwerk im Piemont warten. Was da zum Schluss noch bleibt? Reine, wilde Natur im Aostatal

Chamonix, Frankreich

Skifahren ist hier fast Nebensache. Es geht ums gemütliche Einkehren

Zum Haus, in dem das Glück wohnt, kommt man nur mit Schweißperlen. Entweder man nimmt den Maison-Neuve-Sessellift und fährt eine versteckte Wald-und-Wiesenpiste, oder man stapft 20 Minuten durch den tief verschneiten Wald nach oben. An der Holzwand der verwitterten Hütte "Les Vieilles Luges" türmen sich bereits die abgeschnallten Ski, gleich neben der knarzenden Eingangstür hängt ein selbst gemaltes Schild mit der Aufschrift "La maison du bonheur" (Das Haus des Glücks). Dem kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen. Außer, dass am Anfang einer jeden Glückseinkehr ein Becher hausgemachter Glühwein steht. Nach dem Trunk begibt man sich ganz entspannt in die Hände von Julie und Claude Battendier. Die Australierin und ihr einheimischer Ehemann haben in dem 250 Jahre alten Bauernhaus eine Art Vintage-Gourmet-Restaurant geschaffen, das jede Erbsensuppen-Einkehrbude vor Neid erblassen lässt. Im einstigen Kuhstall sitzen rotwangige Gäste vor Boeuf Bourguignon und Käsefondue, an den Wänden hängen antike Holzski und Schlitten, und über dem Ofen dampft ein riesiger Topf Glühwein. Noch ehe Julie ein Wort Französisch sprach, lernte sie von ihrer Schwiegermutter die traditionelle Savoyer Kochkunst. "Man kann diesem Ort nur verfallen", sagt sie, "nicht nur wegen des Essens."

Chamonix wird, wenn man so will, vom Montblanc bewacht. Mit seinen 4810 Metern und der imposanten Gletscherzunge, die bis ins Tal reicht, raubt sein Anblick fast jedem Gast erst mal den Atem. Am nächsten kommt man ihm, wenn man mit der Gondel hinauf auf die Aiguille du Midi fährt. Von dort führt die wohl spektakulärste Abfahrt, die ein Skifahrer hinunterklettern kann, hinab nach Montenvers. 20 Kilometer umgespurte Tiefschneehänge oder anders gesagt: eine Stunde nonstop Endorphinausschüttung. Wer noch ein bisschen Adrenalin hinzufügen möchte, kann vor der Abfahrt auf der Gipfelterrasse einen gläsernen Skywalk betreten, der auf 3842 Metern buchstäblich ins weiße Nichts führt. Im Tal gibt’s Nervenberuhigung in einer der legendären Après-Ski- Bars. Kein Wunder, dass sich in "Cham" (sprich: Tschäm) die weltbesten Freerider treffen. Hinzu kommen die unzähligen Ski-Bums – junge Leute, die nur für die Piste leben. Sie  nanzieren sich durch Jobs in Lokalen oder Sportshops und verbringen jede freie Minute im Tiefschnee. Julie hat gerade keine Zeit, ihre Ski anzuschnallen. Sie schiebt bereits den dritten Farçon in den Ofen, eine Art Gugelhupf aus Kartoffeln und Speck, Spezialität des Hauses. "Früher stand bei jeder Dorffamilie sonntags ein Farçon auf dem Tisch", erklärt sie. "Und jede hatte ihr eigenes, seit Generationen überliefertes Rezept. Wir auch.", sagt sie voller Stolz. Ein Stück davon mit einem Becher Glühwein – danach versteht jeder, warum besagtes Schild am Eingang hängt.

Text: Sophie McGrath, Deutsche Bearbeitung: Miriam Collée, Fotos: Matt Munro

Den vollständigen Artikel mit Infos zum perfekten Trip in die Alpen finden Sie in der Dezember-Ausgabe des Lonely Planet Traveller.

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Das Wichtigste

Hinkommen

Am einfachsten fährt man mit dem eigenen Pkw (ab Stuttgart 5 1/2 Stunden). Der nächstgelegene Flughafen ist Genf. Günstige Flüge gibt es z. B. von Germanwings oder von Easyjet (ab ca. 30 € one way ohne Gebühren). Der Bustransfer nach Chamonix dauert ca. 1 Stunde (ab ca. 24 €, sat-montblanc.com).

Herumkommen

Für die ersten drei Stationen braucht man theoretisch kein Auto, es gibt direkte Zugverbindungen (landschaftlich schöne Strecken!) nach Martini und Zermatt (sbb.ch). Spätestens ab Zermatt ist jedoch ein Auto vonnöten (ab ca. 180 € pro Tag bei Rückgabe in Genf, z. B. über hertz.com). Günstiger fährt, wer das Auto gleich in Genf für die ganze Strecke mietet (ab ca. 400 € pro Woche, holidayautos.de). Winterreifen und Schneeketten sind Pflicht. Für Mautstraßen Bargeld bereithalten (10 bis 20 €).

Wann hinfahren?

Skibetrieb ist von Dezember bis Mitte April. Am schneesichersten ist es von Januar bis März. Nach Ostern im April ist es nicht mehr so voll und man brettert zu Nachsaison-Preisen. Vorsicht: Über Weihnachten und Silvester explodieren die Kosten schnell.

Wie lange bleiben?

10 Tage Minimum, entspannter sind 14 Tage. Dann kann man auch Extratouren, z. B. mit dem berühmten Glacier Express, einer traumhaften Zugstrecke von Zermatt nach St. Moritz, mit einplanen (Hin- und Rückfahrt mit 1 Übernachtung ca. 430 €, glacierexpress.ch).

Reisebudget

Für Mittelklassehotels in der Schweiz und in Chamonix muss man 120 bis 250 € pro Tag rechnen. In Italien sind die Preise etwas niedriger (100 bis 130 €). Die meisten Lokale bieten deftige Bergküche und lokale Spezialitäten an, pro Person sollte man 20 bis 30 Euro einplanen. In der Schweiz und Chamonix gibt es auch zahlreiche Sternerestaurants (um 75 € pro Person ohne Wein). Ski-Tagespässe kosten in Chamonix ca. 60 € und in Zermatt ca. 72 €. Beim Skiverleih kommen noch ca. 30 € hinzu.

Buchtipps & Infos

Rundum informativ sind der Lonely-Planet-Reiseführer "Schweiz" (22,90 €) sowie "Piemont & Aostatal" (Michael Müller, 19,90 €). Weitere Infos zu den einzelnen Regionen gibt's unter: savoie-mont-blanc.com, valais.ch, zermatt.ch, alagna.it sowie unter aostatal.com.

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