ArchitekturZehn außergewöhnlich schöne Bahnhöfe weltweit

Dunedin Station bei Nacht - (Foto: bjeayes/iStock.com)
Dunedin Station bei Nacht - (Foto: bjeayes/iStock.com)

Sie stehen für Fernweh und manche auch für eine vergangene Epoche: Bahnhöfe. Von verschnörkelt bis streng stellen wir hier zehn sehenswerte Zug-Stationen vor, die durch ihre Architektur hervorstechen.

Tradition und Moderne: Kanazawa Station, Japan

Der Ort Kanazawa liegt etwa in der Mitte der japanischen Hauptinsel an der Ostküste - quasi gegenüber von Tokio. Seit 2015 ist der Bahnhof auch an den Schnellzug Hokuriku Shinkansen angeschlossen.

Am neuen Osteingang haben die Konstrukteure ein Holztor erbaut, das Tsuzumi-mon. Tsuzumis sind Handtrommeln. Das Tor soll an deren Struktur erinnern.

Hinter dem Tor eröffnet sich der "Wilkommens-Dom" - ein Atrium aus Stahl und Glas, das sich hoch über den Köpfen der Passagiere wölbt. Die Kombination aus dem Holztor und dem Glaspalast macht Kanazawa Station so besonders.

Lebkuchenhaus mit Zuckerguss: Dunedin Station, Neuseeland

Auf der Südinsel Neuseelands liegt Dunedin. Dort ist sie die zweitgrößte Stadt nach Christchurch. Sie besitzt einen ganz außergewöhnlichen Bahnhof, gerne auch als "das größte Lebkuchenhaus der Welt" bezeichnet.

Das liegt an der Kombination der Steine, die zum Bau verwendet wurden: dunkler Basalt und weißer Kalkstein ergeben zusammen das Aussehen von Lebkuchen mit Zuckerguss.

Nach ihrer Eröffnung 1906 verkehrten durch Dunedin Station rund hundert Züge pro Tag. Aber mit den Jahrzehnten nahm die Bedeutung des Bahnhofs immer weiter ab. Heute fährt dort hauptsächlich noch die Museumsbahn Taieri Gorge Railway. Der Bahnhof gehört mittlerweile der Stadt, die ihn renovierte und Gärten davor anlegen ließ. Im Inneren befinden sich eine Galerie, ein Restaurant und Büros.

Der Name "Dunedin" geht übrigens auf Edinburgh in Schottland zurück. Deren gälischer Name lautet "Dùn Èideann", was dann zu "Dunedin" verkürzt wurde.

Für die Königin: Chhatrapati Shivaji Terminus, Mumbai, Indien

Rund 1.000 Züge und drei Millionen Menschen frequentieren den Bahnhof täglich. Chhatrapati Shivaji Terminus - kurz CTS - ist damit einer der betriebsamsten Bahnhöfe der Welt und dazu noch UNSECO Welterbe.

Ursprünglich hieß das Gebäude Victoria Terminus, stammt es doch aus dem Jahr 1888. Zu dieser Zeit regierte Königin Viktoria das britische Weltreich, zu dem auch Indien gehörte. Daran erinnert man sich heute nicht mehr so gerne, darum benannten die Inder den Bahnhof um nach Chhatrapati Shivaji Bhonsale, einem Herrscher aus dem 17. Jahrhundert.

Das Bahnhofsgebäude ist in der Stilrichtung der Neogotik gehalten, Ähnlichkeiten zu alten Kathedralen aus dem Mittelalter sind also gewollt.

 

Die Torwächter: Helsingin päärautatieasema, Helsinki, Finland

Strenge Formen prägen diesen Bahnhof, dessen Eingang jeweils zwei riesige Statuen links und rechts bewachen. Der Uhrenturm ist gekrönt mit einem grünangelaufenen Kupferdach und verziert mit strengen geometrischen Linien. Die Architektur des Helsingin päärautatieasema ist damit ziemlich einzigartig.

Eliel Saarinnen entwarf das Gebäude 1904, musste aber noch 15 Jahre warten, bis der Bahnhof endlich eingeweiht wurde.

Saarinen wanderte 1923 in die USA aus und lehrte dort Architektur und Design. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem die Gebrüder Eames und sein eigener Sohn Eero Saarinen. Sowohl die Namenn Eames als auch Saarinnen gehören heute zu den Designklassikern des 20. Jahrhunderts.

Die Statuen am Eingang des Bahnhofs tragen Lichtkugeln in der Hand, die nachts strahlen. Und Nacht ist es ja lange in Finnland.

Wartesaal der Könige: Hua Hin Station, Thailand

Sie gilt als der schönste Bahnhof Thailands: Hua Hin Station. Gelegen im Süden am Golf von Thailand steht sie an der Strecke von Bangkok bis nach Malaysia.

Bereits 1911 wurde Hua Hin Station eröffnet und sie gewann an Bedeutung, denn der thailändische König baute die Sommerresidenz Klaikangwon hier in Hua Hin.

Das schönste Gebäude des Bahnhofs ist der königliche Warteraum, ein aufwendig gestalteter Pavillion. Der steht allerdings erst seit 1967 an dieser Stelle, ursprünglich diente er dem Empfang des Königs an einer anderen Stelle.

Übrigens steht an der Hua Hin Station auch noch eine alte Dampflokomotive zum Besichtigen.

Vom Feuer verfolgt: Estação da Luz, Sao Paulo, Brasilien

Der Pechvogel unter den hier genannten Bahnhöfen dürfte Estação da Luz in Brasilien sein.

Das Gebäude wurde 1901 eingeweiht. Das Besondere: Die Station stammt eigentlich aus Glasgow in Schottland. Dort wurde sie entworfen und mit schottischem Material aufgebaut. Als sie fertig war, wurde sie zerlegt, nach Brasilien verschifft und vor Ort wiedererrichtet.

Der Kaffeehandel machte die Estação da Luz zu einer wichtigen Verkehrsdrehscheibe Brasiliens, bis 1940 das erste Feuer zuschlug. Sie erhob sich zwar wieder wie Phoenix aus der Asche, doch in den Folgejahren nahm die Bedeutung der Eisenbahn immer mehr ab.

Da rund 300.000 Passagiere pro Tag durch den Bahnhof gehen, hielt man es für eine gute Idee, im Jahr 2006 das Museum für portugiesische Sprache dort zu eröffnen. Hintergrund war, dass an der Estação da Luz früher viele Immigranten ankamen, die kein Portugiesisch verstanden und sich mit der Sprache auseinandersetzen mussten.

Leider brach gerade in den Räumen dieses Museums Ende 2015 ein verheerendes zweites Feuer aus, das den Bahnhof noch einmal stark beschädigte. Schön ist er dennoch.

Der größte Bahnhof der Welt: Grand Central Terminal, New York, USA

Tatsächlich ist die "Grand Central Station" nach Anzahl der hier endenden Gleise der größte Bahnhof der Welt. Auf zwei Etagen kommen 67 Schienenstränge bei 44 Bahnsteigen an. Das schafft sonst keiner. Eine halbe Million Menschen täglich machen das Grand Central Terminal außerdem zum meistbesuchten Gebäude New Yorks.

Nicht alle davon fahren mit dem Zug, viele wollen einfach das Gebäude von Innen bestaunen. Denn in der großen Halle des Hauptgebäudes, das im Stil des Historismus 1913 fertiggestellt wurde, zeigt die Decke eine wunderbare Bemalung von goldenen Tierkreiszeichen auf türkisem Hintergrund.

Bei einem New York Besuch gehört die Grand Central Station einfach mit dazu (was man in New York sonst noch sehen kann, steht hier).

Fit für die Massen-Migration: Wuhan Railway Station, China

Die Stadt Wuhan liegt mitten in China an der Nahtstelle der neun Provinzen des Landes. Kein Wunder, dass die Stadt einen Bahnhof benötigt, der mit dem Verkehrsaufkommen mithalten kann. Und so wurde 2009 die Wuhan Railway Station eröffnet.

Sie besteht aus neun Segmenten, die die Provinzen symbolisieren. Die geschwungene Form erinnert an einen Vogel, der seine Flügel ausbreitet.

In der Wuhan Station verkehren hauptsächlich Hochgeschwindigkeitszüge für Fernreisende und die spielen in China noch eine wichtige Rolle, da sich die Mehrzahl der Bürger keine Flüge leisten kann.

Einmal im Jahr übrigens müssen die chinesischen Bahnen eine besondere Aufgabe bewältigen. Zum chinesischen Neujahrsfest setzt das Chunyun ein. In einem Zeitraum von 40 Tagen findet die größte jährlich wiederkehrende Migrationsbewegung von Menschen auf der Welt statt. Denn viele Chinesen wollen dann von der Ostküste in ihre Heimatregionen im Westen zurückfahren. Dabei müssen öffentliche Verkehrsmittel 2,8 Milliarden Reisen bewältigen.

Der Stilmix mit Effekt: Antwerpen-Centraal, Belgien

"Eklektizismus" nennt man den Mix verschiedener Stilelemente. Und Antwerp-Centraal ist ein Musterbeispiel dafür. In seinem Hauptgebäude hat der Architekt ein bisschen Pantheon von Rom mit anderen Bahnhöfen der Zeit vermischt. Herausgekommen ist ein 75 Meter hohes, reich verziertes Gebäude, dass die Belgier liebevoll spöttelnd die "Eisenbahnkathedrale" nennen.

In der Eingangshalle kommt man sich vor wie in einem Harry-Potter-Film. Die Säulen und Verzierungen haben etwas Zauberhaftes an sich.

Natürlich verkehren hier auch Züge. Acht der Schienenstränge enden auf den beiden unterirdischen Ebenen. Sechs weitere überirdisch. Außerdem kreuzen zwei durchgehende Schienen noch unterhalb des Bahnhofs für Schnellzüge.

Glaspalast der Republik: Berlin Hauptbahnhof, Deutschland

Und dann der krasse Gegensatz zum verschnörkelten Antwerpen-Bahnhof: Berlin. Das erst 2006 eingeweihte Gebäude der Hauptstadt besticht durch Geradlinigkeit in Glas und Stahl. Zehn Jahre hat es gebraucht, um im heutigen Zustand dazustehen. Dafür wurde die Konstruktion auch 2008 mit dem Brunel Award geehrt.

Rund 300.000 Menschen verkehren täglich dort und suchen Anschluss zwischen Fernzügen, S- und U-Bahn.

Übrigens: Eigentlich heißt es richtig: "Berlin Hauptbahnhof – Lehrter Bahnhof". Denn in einer Abstimmung wollten die meisten Befragten den alten Namen "Lehrter Bahnhof" behalten. Zum Schluss wurde allerdings ein Doppelname daraus.

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Text: Stephan Goldmann

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