Gerhard Liebenberger aus Österreich ist ganz vernarrt in Zugreisen. Per Bahn ratterte er in entlegene Gegenden und lebhafte Städte Chinas. Hier schildert er ein paar Erlebnisse von unterwegs:
Spätestens, als mir bei meiner ersten "Transsib"-Tour 2009 Abteilnachbar Anatolio Wodka und danach eine eingelegte Gurke gegen den scharfen Geschmack reichte, wusste ich: So einen authentischen Trip will ich wieder machen. Ich kündigte meinen Managerjob und reiste acht Monate quer durch Asien.
In China bin ich fast nur Bahn gefahren. Ideal! Zugreisen sind günstig, die Waggons gut ausgestattet, das Netz ist dicht. In der Bahn hat man nur wenig Ruhe, das kann anstrengend sein. Aber ich habe tolle Menschen getroffen, wie den Studenten Gao.
Gao hat mich aufs Oktoberfest in Qingdao mitgenommen und mich zu seiner Familie ins Tausende Kilometer entfernte Wuhan eingeladen. Beim Bahnfahren lernt man die Sitten eines Landes kennen. Vor chinesischen Fahrkartenschlatern werden die Leute zum Beispiel in einem Gittersystem diszipliniert, in Reih und Glied zu warten. Meine Reiseroute habe ich nur grob geplant, um flexibel zu bleiben. Das wurde mir zum Verhängnis, als ich in Shanghai tagelang festsaß, weil alle Tickets ausverkauft waren. Ich hatte zu spät reserviert.
Probleme gab es nur mit der Sprache, vor allem beim Essen: Gewisse Schriftzeichen sehen den Speisen ähnlich, etwa Huhn oder Rind. Leider weiß man nie, welche Körperteile serviert werden. Bei mir war es einmal nur die Haut der Entenbeine.
Mein schönstes Erlebnis war übrigens die Fahrt mit der Seilbahn auf den Tianmen Shan in der Provinz Hunan. Aus der Gondel hat man eine gigantische Aussicht über die Gebirgslandschaft.
Etwa vier Monate im Jahr ist Gerhard Liebenberger (36) auf Tour. Sein Geld verdient er mit Vorträgen über seine Reisen (liebenberger.com). Außerdem bloggt er auf andersreisen.net
Dieser Artikel ist in der Mai-Ausgabe des Lonely Planet Traveller erschienen.