„Die einzig wahre Kanalinsel!“, behaupten steif und fest die Einheimischen, denn Alderney liegt im Gegensatz zu den anderen Eilanden nicht in der Bucht von St. Malô, sondern im Ärmelkanal selbst. „Manche finden aber, sie ist das Aschenputtel hier“, brummelt Raymond Goudion, Fischer seit seinem elften Lebensjahr.
Apropos, gelbe statt roter Telefonzellen: Ganz klar, man ist hier auf Alderney – und nicht im Mutterland!
Der drittgrößte der zauberhaften Fleckchen im Meer ist schlichter als die beiden großen Schwestern Jersey und Guernsey. Nirgendwo ein Hotelturm in Sicht, nicht mal ein Strandkorb stört das Bild aus weißem Sand, Fels und glasklarem Wasser. Auf Alderney sind die Wege aus Kopfsteinpflaster und tragen schrullige Namen wie „Mürrische Straße“ (Route de Crabby), hier reihen sich rosa und hellgrün getünchte Häuser aneinander und auf jedem Fensterbrett blühen mehr Hortensien und Begonien als vor der „Schwarzwaldklinik“.
Auf einer Bootstour kann man auch einen Blick auf die Seehunde werfen, die die Inselchen vor dem Hafen eingenommen haben – oder mit Glück Delfine sichten. Versteckter hält sich ein Kuriosum der Insel, der blonde Igel. Die äußerst seltene Spezies mit hellen Stacheln und rosa Nase zeigt sich für gewöhnlich nur nach Sonnenuntergang. „Aber bloß nicht den Renngaul aus dem Untergrund erwähnen“, mahnt der Insulaner Raymond Goudion. Wen er meint? Na, „the rabbit“! Woher der Mythos kommt, weiß keiner mehr genau, aber in Fischerkreisen gelten Kaninchen als schlechtes Omen.
Guernsey hat auch eine schaurigen Seite. An ihr kommt man auf der Kanalinnsel so wenig vorbei wie an Einwohnern, die gern Insellatein erzählen. Leute wie Lord Peter de Sausmarez eben. Gerne führt er Besucher durch sein Anwesen, dabei erzählt er vom Geist eines Kindermädchens. Die seltsame „Nanny“ hat auch auf seine Kinder aufgepasst.
Das Anwesen von Lord de Sausmarez beherbergt nicht nur Hausgeister, sondern verschiedene Ausstellungen, einen Kunstpark mit Skulpturen aus Glas, Bronze, Metall und Granit sowie den größten Park Guernseys, in dem exotische Pflanzen, Palmen, Hortensien und Magnolien blühen.
Steinerner Beschützer: Castle Cornet bewacht seit jeher den Hafen von Saint Peter Port auf Guernsey.
Mysteriös geht es am Ganggrab Dolmen Le Déhus im Norden der Insel zu. Abergläubische meiden den mächtigen Megalithen-Bau, weil sie ihn für einen Versammlungsort des Bösen halten. Archäologen vermuten, dass in den schmalen Seitenkammern Tote beerdigt wurden. Besichtigen ist erlaubt, aber nur bis Sonnenuntergang. Ist vielleicht auch besser so auf einer Insel, wo Bibliothekare sich ernsthaft weigern, den „Petit Albert“ anzufassen, eine Enzyklopädie, in der es um Hexerei geht.
Zur Reportage "Der perfekte Trip - Kanalinseln"
Den vollständigen Artikel mit weiteren Infos zu dem Leben auf den Inseln im Ärmelkanal finden Sie in der September-Ausgabe des Lonely Planet Traveller.