Olaf Heise, Autor Hamburg
Als wäre es mit dem Berg verwachsen, so eng schmiegt sich das „Berggasthaus Aescher“ im Schweizer Alpsteingebirge an den Fels. Mit der Luftseilbahn geht es aus dem Ort Wasserauen im Kanton Appenzell Innerrhoden in weniger als zehn Minuten bis zur Ebenalp auf 1644 Metern Höhe. Dann folgt ein etwa viertelstündiger Marsch durch die Wildkirchlihöhlen, bis man auf dem Hochplateau steht – und erst mal nach Luft ringen muss. Nicht nur vor Anstrengung, denn der Ausblick über das Appenzell, die Bodenseegegend und die Alpsteinkette lässt einem den Atem stocken. Zu Kräften kommen die Bergfans bei Rösti, Wurstsalat und Vesperplatte. Wer den Abstieg erst am nächsten Tag wagen will, mietet sich im einfachen Matratzenlager ein. Dort schläft man mindestens zu dritt, es gibt einen Waschraum und Toiletten. Mehr Infos: ebenalp.ch; aescher-ai.ch
Rory Goulding, Lektorat London
Bei üppigen Grünpflanzen, goldfarbenen Sandstränden und azurblauem Meer denkt man ja nicht unbedingt als Erstes an Japan. Dabei bieten die Okinawa-Inseln im Süden des Landes genau das. Vor allem Schnorchler und Taucher tummeln sich in diesem paradiesischen Teil des Ostchinesischen Meeres, denn hier gibt es Unmengen Korallen und Riff-Fische in allen Farben. Die Kerama-Inseln liegen etwa 30 Kilometer südwestlich von der Hauptinsel Okinawa entfernt und wurden kürzlich zum ersten neuen Nationalpark Japans seit 27 Jahren gekürt. Mit dem Schnellboot dauert die Überfahrt knapp eine Stunde. Von den 33 Mini-Inseln sind nur vier bewohnt. Nicht zuletzt deswegen gelten sie noch immer als echte Geheimtipps. Während die bekannteren Strände rund um Okinawa im Sommer von japanischen Tagesausflüglern bevölkert werden, kann man sich hier entspannt im Sand räkeln und ungestört die Unterwasserwelt genießen. Apropos: Der Hot spot unter Tauchern ist Yonaguni, quasi das Machu Picchu Okinawas, ein versunkenes Steinmonument nahe der gleichnamigen Insel. Mehr Infos: en.okinawastory.jp.
Tipp: Eine Mini-Insel (2 Kilometer Durchmesser!) mit Robinson-Feeling und Strandträumchen ist Akajima. Übernachten kann man hier: „Marine House Seasir“, inklusive Tauchshop und Restaurant, seasir.com
Oliver Smith, Autor London
Taroudant ist so was wie Marrakeschs kleine, stillere Schwester. Von hier aus bin ich zu einem Trip über den Tizi n’Test-Pass aufgebrochen. Er gilt als Nordafrikas meist gefürchtete Bergstraße. Tatsächlich: Enge Haarnadelkurven folgen auf steile Abhänge und kratergroße Schlaglöcher. Immer wieder stürzen sich Bergziegen kamikazeartig in den Verkehr. Die meiste Zeit hab ich mich am Türgriff des Beifahrersitzes festgekrallt, aber die Fahrt hat sich gelohnt. Der Ausblick auf Taroudant war fantastisch! Infos: visitmarocco.com. Hoteltipp: Exklusiv, aber auch eine Hotelperle ist das „Hôtel La Gazelle d’Or“, Tel. +212-52 88-52 039
Joe Bindloss, Redaktion Indien
Während sich auf dem Mount Everest und dem Annapurna Horden von Wanderern tummeln, gibt es auf dem 8163 Meter hohen Manaslu noch Ecken, an denen man ganz für sich ist. Fantastisch! Entlang des Weges kann man in Teehäusern einkehren. Die Zimmer sind dort meist einfach, aber erschöpfte Wanderer stärken sich mit Daal Bhaat (Reis und Linsen) und einer Tasse Chang, Bier aus fermentierter Gerste. Infos: welcomenepal.com; Tour z.B. über nepalwelt-trekking.de
Gemma Graham, Redaktion Nord-Europa
Reisende aus der ganzen Welt kommen nach Prag, um sich die wunderschöne Altstadt anzusehen. Keine Frage, ihr historischer Charme zieht einen magisch an. Doch die tschechische Hauptstadt hat auch abseits der Gotik- und Barockbauten einiges zu bieten. Etwa den südöstlichen Stadtteil Vršovice: Rund um die Krymská-Straße vergnügen sich dort die einheimischen Szenegänger. Wo früher die Industrie boomte, haben sich in den letzten Jahren kleine Cafés, charmante Boutiquen, Clubs und Künstler-Spots angesiedelt. Ein paar Tipps von meiner Erkundungstour: Ein guter Stopp für Kaffee, Tee oder Cocktails ist das „Café V Lese“. Köstliches veganes Essen serviert „Plevel“. Am Abend geht’s in die angesagte „Basement Bar“. Und lokale Weine probiert man inmitten der Rebstöcke auf dem Gut „Viniční Altán“ (s. o.), das nur wenige Gehminuten von der Krymská entfernt liegt. Infos & Adressen: cafevlese.cz; restauraceplevel.cz; basementbar.cz; vinicni-altan.cz
Kate Ashton, Grafikerin London
Gemütliche Bars mit guten Drinks und feierfreudigem Publikum gibt es in London wie Sand am Meer. Doch „Ruby’s“ ist ein echtes Schmuckstück. Sie liegt am ruhigeren Ende der Stoke Newington Road, abseits vom Hipster-Epizentrum im Dalston-Viertel. Über dem unscheinbaren Eingang hängt eine alte Kinoanzeige mit Sprüchen wie „Hier gibt es nichts zu sehen“. Das grellrote Licht im Eingang weist Neulingen dann den Weg, der über Treppen in den Keller führt. Dort sucht man sich zwischen zusammengewürfeltem Flohmarktinterieur ein Plätzchen und genießt die entspannte, weil nicht aufgesetzt-trendige Atmosphäre. Im Angebot sind eine breite Auswahl an Craft-Bieren der lokal ansässigen Redchurch-Brauerei und Weine. Aber eigentlich darf niemand die Bar verlassen, ohne einen Drink von der Killer-Cocktailliste probiert zu haben. Mein Favorit: Rhubarb Sour mit Wodka, Aperol und Eiklar (s. o.)! Infos & Adresse: rubysdalston.com
Kate Morgan, Redaktion West-Europa
In einer der schönsten Städte der Welt gibt es kaum noch unentdeckte Ecken. Bis auf … den Parc de Belleville, der ist noch nicht so überlaufen. Hoch über den Dächern der Stadt sprießen hier üppige Grünflächen. Am Wochenende spazieren die Pariser zum Picknicken in diese Oase aus Büschen, Bäumen und Rosensträuchern. Am besten, man macht es genauso und kommt mit einem Baguette der Boulangerie „Au 140“, Camembert und einer Flasche Wein im Gepäck her. Den aromatischsten Kaffee des Viertels brüht übrigens „Belleville Brûlerie“. Infos & Adressen: au140.com; cafesbelleville.com
Sarah Schindelegger, Bildredaktion Hamburg
Zwischen Rom und Neapel liegt das knapp sieben Quadratkilometer große Inselchen Ponza. Hier gibt’s zwei Orte, Ponza und Le Forna, eine Straße und ein abenteuerliches Bussystem. Im Sommer schaukeln die Nobelyachten der italienischen Schickeria im Hafen. In Ponza mischt sich dann das gut betuchte Volk unter die Einheimischen. Ruhiger und ursprünglicher ist dagegen Le Forna. Tagsüber planscht man dort in den „piscine naturali“, den Natur-Schwimmbecken am Meer. Nach dem Abendessen im „La Marina“ direkt am Wasser schlendert man quer über die Insel in die „Marlin Bar“ am Kirchenplatz, wo der Barkeeper ebenso gut Cocktails mixt wie Gitarre spielt. Infos & Adressen: ponza.it, „La Marina“: Via Cala Feola, Le Forna
Natali Michaely, Redaktion Hamburg
Es gibt Orte, die gelten als Rentner-Hochburgen. Die ostfriesische Insel Norderney zum Beispiel. Wobei … auf dem Nordsee-Eiland tut sich was! Dank einiger junger Insulaner mit Visionen wird aus dem staubigen Kurbad gerade ein kleines Paradies. Ob man bei „Frieseneis“ eine Kugel Küstenkaramell (mit Baiserkrümel) nascht oder in der „Milchbar“ den Compilations des DJ-Duos Blank & Jones lauscht, man merkt: Hier passiert ein Verjüngungswunder. Dazu passt das schönste Hotel am Wasser, das man sich denken kann: das „Inselloft“. Spa, Deli und eigene Bäckerei, kleiner Shop für Souvenirs jenseits von Bernsteinketten, lässiges Design und ein Meerblick, der schwindelig macht. Vor Seligkeit. Infos & Adressen: frieseneis.de; milchbar-norderney.de; inselloft-norderney.de
Karla Zimmermann, Reiseführer-Autorin
Wer über die Kopfsteinpflasterstraßen in Amsterdams mittelalterlichem Zentrum spaziert, kommt mit ziemlicher Sicherheit auch am runden Backstein-Wehrturm Schreierstoren vorbei (s. o.). Die Legende um den alten Turm ist berühmt: Er wurde um 1480 genau an der Stelle erbaut, wo die Matrosen der Niederländischen Ostindien-Kompanie in See stachen und ihre weinenden Ehefrauen zurückließen. Die Historie kennt jeder, aber kaum jemand weiß, dass sich im Inneren des Gebäudes ein echtes Juwel verbirgt: eine Mischung aus Pub und Café mit jeder Menge Seemannsflair. Im „VOC Café“, kurz für „Vereenigde Oostindische Compagnie“, sieht es aus wie anno dazumal. Über knarzenden Holzboden gelangt man an die Bar, wo der traditionelle niederländische Gin alias Genever zum Pflichtgetränk gehört. Schließlich wird der noch heute nach demselben derben Rezept gebraut wie zu Zeiten der Seeleute. Im Innenraum trinkt man das Gebräu an kleinen Tischen, die nur vom Kerzenlicht der Wandleuchter angestrahlt werden. Bei schönem Wetter zieht es die Besucher auf die Terrasse, wo man beste Sicht auf die vorbeifahrenden Boote im Kanal hat. Just lovely! Infos & Adresse: schreierstoren.nl
Matt Phillips, Redaktion Subsahara-Afrika
Auf einer Safari kann man den tollsten Geräuschen lauschen: ob es das Geschrei der Affen ist, die vor einem Leoparden flüchten, oder das Rascheln der langen Grashalme in der Sahara, wenn ein Windhauch geht. Überraschenderweise habe ich eine der schönsten Safaris Afrikas in einem Land gemacht, das man dafür eigentlich gar nicht in Betracht zieht, nämlich im „Mkhaya Game Reserve“ in Swasiland. An einem Tag war die Luft so still, dass ich sogar aus einiger Entfernung den leisen Atem eines Rhinozeros hören konnte und das Nuckeln des Kälbchens (s. o.). Über eine Stunde habe ich nur in die Landschaft gehorcht und war ganz beseelt von diesem besonderen Erlebnis. Mehr Infos & Camp-Adressen: mkhaya.org
Kerry Christiani, Reiseführer-Autorin
Norwegens Landschaften sehen ja häufig aus wie gemalt. Aber nirgendwo ist das so extrem wie in Kjerringøy. Die Halbinsel liegt nördlich vom Nördlichen Polarkreis und ist per Fähre zu erreichen. Die Kulisse ist mit den kleinen Häuschen, Segelbooten, dunklen Granitfelsen, weißen Sandstränden und kreischenden Seeadlern fast zu schön, um wahr zu sein. Im 18. und 19. Jahrhundert siedelten sich dort reiche Seeleute an. Heute werkelt hier Ulf Mikalsen bei offenen Türen in seiner Bootswerkstatt. Und schräg gegenüber werden auf „Markens Grøde Farm“ Bio-Käse, Elchwurst und Holzofenbrot hergestellt. Hier fühlt man sich nie als Fremder. Je länger man bleibt, desto schwerer ist es, sich loszureißen. Infos: kjerringoy.info. Unter interhome.de kann man ein Ferienhaus mieten.
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