Das bekannteste Inselparadies des malaiischen Bundesstaates Sabah ist der Tunku Abdul Rahman National Park, kurz TAR Park genannt. Er umfasst fünf tropische Atolle, die über 5000 Hektar im Meer verteilt sind. Es ist ein türkis-klares Eldorado zum Wassersporteln und Sonnenbaden. An den Wochenenden tauchen Unmengen von Einheimischen an den manikürten Stränden zwischen den Korallenriffen und Sandbänken vom Alltag ab.
Pulau Manukan, Pulau Mamutik und Pulau Sapi sind, wenn man so will, das Mallorca des Nationalparks: beliebt bei den in der Nähe lebenden Städtern, mit Grillrestaurants und Strandcafés, die die traumhafte Küste säumen. Doch die wahre Perle ist die kleine Pulau Sulug: ein wenig verschlafen, in der Mitte viel Wald und drumherum feinkörniger, schneeweißer Korallensand. Wer es noch ruhiger mag, steuert Pulau Gaya an, die größte und felsigste der fünf Inseln. Sie ist wilder als ihre Schwestern, mit schroffen Klippen, Gebirgskämmen und verborgenen Höhlen, die meisten davon sind nur per Kajak oder Speedboot erreichbar.
Royzems Lundus ist der örtliche David Hasselhoff – nur frei von Allüren. Von seinem Wachturm aus hat er den besten Blick auf den Sonnenuntergang.
„Es gibt viele einsame Strände und Buchten hier, aber um die richtigen zu kennen, muss man Insider sein“, sagt Royzems mit stolzgeschwellter Brust. Ich glaube, ich kenne inzwischen alle, obwohl … hier weiß man nie.“ Die Inseln sind bekannt als Schnorchelparadiese, aber ihre wahren Schätze liegen ein paar Stockwerke tiefer im Ozean. Die Planktonblüte zieht mit der kräftigen Meeresströmung jedes Jahr einige Königsfische der Tropen an: Ammenhaie, Barracudas und Stachelrochen. Im Frühling hingegen schwimmt man wahrscheinlich eher grünen Schildkröten und Walhaien über den Weg, die auf ihrer Frühjahrswanderung den Nationalpark durchqueren.
„Normalerweise muss man tagelang reisen, um solche Naturschönheiten zu sehen“, sagt Royzems mit Stolz in der Stimme. „Bei uns findet man nur zehn Minuten außerhalb der Stadt das Paradies. Wo gibt es das sonst?“
In früheren Jahrhunderten glaubten Angehörige des Dusun-Stammes, Kinabalu sei der Ruheort der Geister ihrer Vorfahren, daher rührt der Name, der übersetzt „Verehrter Platz für die Toten“ heißt. Wir versuchen das zu verdrängen, während Edwin uns weiter vorantreibt. Der erste offiziell registrierte Besteiger war 1854 der Brite Hugh Low, ein Kolonialverwalter, nach dem der höchste Gipfel benannt ist. Heute gilt der Kinabalu als einer der am leichtesten zugänglichen Berge Asiens, rund 40.000 Menschen kraxeln jedes Jahr zur Spitze hinauf.
Der Kinabalu, mit 4095 Metern Malaysias höchster Berg, liegt etwa zwei Stunden von Sabahs Küstenlinie entfernt und ragt aus dem Tropenwald wie eine Säge mit riesigen Granitzähnen in den Himmel. Offiziell gehört der Berg zum nahe gelegenen Crocker Range Massif, aber seine isolierte Lage lässt ihn eher wie einen riesigen Vulkan erscheinen. Tatsächlich ist der Kinabalu durch die Verschiebung tektonischer Platten vor rund zehn Millionen Jahren entstanden, die das ausgedehnte Hochplateau erklären.
Das Maliau Basin liegt rund 48 Kilometer von der indonesischen Grenze entfernt und gilt aus gutem Grund als Sabahs vergessene Welt: Das riesige Flussbecken, eingekesselt von einer nahezu undurchdringlichen Felsenkette, birgt eine der größten jungfräulichen Dschungelflächen Borneos (fast 600 Quadratkilometer). Das Maliau-Becken wurde vor 67 Jahren rein zufällig entdeckt, als ein britischer Pilot fast in einen der Felsen gekracht wäre. Bis die erste wissenschaftliche Exkursion stattfand, sollten jedoch noch rund weitere 40 Jahre vergehen. Die Forscher staunten nicht schlecht: Dieses Stück Land bietet ca. 240.000 Tier- und 1800 Pflanzenarten Lebensraum – ein unfassbarer Naturschatz: Hier findet man Asiatische Elefanten, Nasenaffen, Orang-Utans, Malaienbären, Borneo-Goldkatzen und das Sumatra-Nilpferd, manche Tierarten wurden hier sogar neu entdeckt.
Große Eichhörnchen und Affen fliegen durch die Luft, wilde Orchideen blühen auf dem Waldboden, darunter die seltene Rafflesia. Es ist schwierig, den Dschungel zu durchqueren und gleichzeitig seine Kinnlade zu kontrollieren. Mit jedem Schritt entdeckt man Neues: mal einen gigantischen Wasserfall, mal Bäume, so hoch wie siebenstöckige Hochhäuser. Noch ehrfürchtiger macht der Anblick, wenn man weiß, dass weniger als 2000 Menschen je einen Fuß auf dieses Fleckchen gesetzt haben.
Bis heute ist nur die Hälfte des Beckens erforscht, das vor ungefähr 22 Millionen Jahren entstand. Durch seine geschützte und isolierte Lage hat es seit rund 5 Millionen Jahren – von Verwitterung und Erosion mal abgesehen – keine wesentlichen Änderungen mehr erfahren. Zum Glück eignet sich die Gegend einfach nicht für Massentourismus: Bis zur nächsten Stadt Tawau sind es 190 Kilometer, bis zur nächsten Asphaltstraße zwei Stunden im wild schaukelnden Jeep.
Den vollständigen Artikel mit weiteren Infos zu dem Naturparadies Borneo finden Sie in der November-Ausgabe des Lonely Planet Traveller. Alle Themen des Magazins hier im Überblick.