Ein Bier mit Künstlern zischen

Das 13. Arrondissement ist architektonisch nicht ganz so charmant wie andere. Hier gibt es schnörkellose Hochhäuser, Paris’ Chinatown und ein wuchtiges Industriegebäude voller Graffitis, das einst eine Eisfabrik war. Von außen sieht „Les Frigos“ („die Tiefgekühlten“) verlassen aus, doch drinnen passiert so einiges: Mehr als 100 Maler, Fotografen, Bildhauer, Musiker und Regisseure leben und arbeiten hier. Mitten in dem kreativen Gewusel gibt es die Galerie „L’Aiguillage“, die auch ein Café ist. Besucher können hier ein Stück hausgemachte Quiche naschen, die wechselnden Ausstellungen bewundern und mit den Künstlern plaudern. „Wir lieben die Kunst“, sagt Mitgründerin Isabelle Bertelot (im Foto M.), „aber wir mögen keine ,Art-People‘. Die sind uns viel zu elitär. Bei uns ist jeder willkommen, denn Kunst gehört zum Leben.“ Und wer weiß, vielleicht trinkt ja der nächste Mark Rothko gerade sein „Heineken“ neben Ihnen an der Bar …

  • Gerichte ab ca. 10 €, Métro und RER: Bibliothèque François Mitterand, les-frigos.com.

Macarons backen

Was ist zart, pastellbunt und so knusprig-köstlich, dass es kracht? Exactement, Macarons! Die kleinen, gefüllten Baisers aus Mandelmehl gehören zur hohen Kunst französischer Patisserie und füllen die Vitrinen eines jeden Pariser Bäckers, der etwas auf sich hält. Nicht ganz billig der Spaß – also warum nicht einfach einen Kurs belegen und die Naschwunder selbst machen? Diane Nguyen (s. Foto) weist Lernwillige aus der ganzen Welt in die Technik des Eischnee-Schlagens, Mandel-Mahlens und Füllungen-Mixens ein (nur ein Tipp: In die dunkle Schokolade gehört immer auch ein wenig geriebene Orangenschale). Eine echte Herausforderung, wie die Chef-Konditorin weiß: „Macarons backen ist tricky. Heute sind sie perfekt, morgen nicht so gut. Und der Grund dafür kann alles sein, sogar ein Wetterwechsel. Das Wichtigste ist eben, dass man mit dem Herzen dabei ist.“

Zur Freiheitsstatue joggen

Läufer, die zum ersten Mal den baumgesäumten Pfad auf der Île aux Cygnes, einem schmalen, künstlichen Damm in der Seine, entlangfedern, stutzen meist irritiert. Huch, ist das nicht die Freiheitsstatue? Und gehört die nicht streng genommen nach New York?! Sicher, das tut sie. Zumindest das Original. Doch seit 1889 der 100jährige Geburtstag der Französischen Revolution gefeiert wurde, gibt es eben auch eine in Paris: ein Geschenk amerikanischer Staatsbürger, die hier lebten. Allerdings ist Lady Liberty von der Seine mit ihren 11,5 Metern nur etwa ein Viertel so groß wie die Tante aus dem Big Apple. Und auch nicht die Hauptattraktion, denn auf der „Schwaneninsel“ liegt der Fokus komplett auf Fitnessfragen. Wegen der Enge in der City freut man sich über die Möglichkeit, hier am Wasser entlangsporteln zu können. Mittlerweile hat die Stadt sogar einen Trimmparcours eingerichtet. Die eiserne Lady interessiert das Gewusel sowieso nicht – ihr Blick ist starr gen alter Heimat New York gerichtet.

  • Pont de Grenelle, Métro: Javel-André Citroen oder RER: Avenue du Président Kennedy.

Ruhe tanken mit Gänsehaut

Von den Tuilerien bis zum Jardin de Luxembourg: Die Parks der Hauptstadt sind magische Orte. Leider hat sich das herumgesprochen, weshalb man beim Bummel Hunderten von Entspannungswilligen über die Füße stolpert. Mehr Chance, eine Dosis Grün für sich allein zu beanspruchen, hat man im Parc des Buttes-Chaumont im Nordosten. Gerade wochentags ist das hügelige Areal mit seinen Brücken, Teichen und Wasserfällen ein verwunschener Platz, an dem Büroangestellte ihre Pausenbrote mümmeln oder Mütter den Nachwuchs spazieren schieben. Dass hier bis ins 18. Jahrhundert Kriminelle gehängt und zur Abschreckung am Galgen baumeln gelassen wurden, weiß zum Glück kaum jemand mehr. Heute ist die Grünanlage perfekt für ein Picknick: Kaufen Sie einfach unterwegs ein Sandwich beim Bäcker und genießen Sie die Ruhe und den Traumblick auf die Skyline von Paris.

Bei einem Koch zu Hause dinieren

Wer sich in feinen Restaurants oft ein bisschen verloren fühlt, aber trotzdem gern richtig gut speist, ist bei Shaheen Kiswani richtig. In ihrer gemütlichen Küche hängen Familienfotos an den Wänden und Kochbücher mit Notizzetteln stapeln sich zu windschiefen Türmen. Shaheen, die demnächst ihren Abschluss an der renommierten Gastro-Akademie „Le Cordon Bleu“ macht, bekocht in ihrer kleinen Wohnung im 18. Arrondissement hungrige Gäste. Auf den Tisch kommt klassisch Französisches, dessen Zutaten sie auf dem Markt um die Ecke kauft. Auf dem Esstisch neben dem Fenster warten ein Korb mit knusprigem Baguette und cremige Butter. So bestens grundversorgt können zwei zahlende Dinnergäste zuschauen, wie sie Kräuter hackt, Fleisch klopft oder Käse gratiniert. „Viele Touristen würden gern mal in eine waschechte Pariser Küche linsen“, erzählt Shaheen, während sie abwechselnd in mehreren Kupfertöpfen rührt. „Deshalb lade ich Leute zu mir ein und habe einen tollen Grund, mit neuen Rezepten zu experimentieren.“ Heute steht übrigens Seebrasse mit Fenchel, gefolgt von Ziegenkäse-Schaum mit Mandeln und Feigen auf dem Speiseplan. Nachschlag? Mais oui!

Wieder Kind sein

„Verabschieden Sie sich von Ihrem Alltagsleben, jetzt treten wir in die Welt der Träume ein!“ Béatrice vom „Musée des Arts Forains“ in Bercy wispert geheimnisvoll und öffnet vorsichtig eine Tür. Hinter ihr liegt ein dämmriger Saal, gefüllt mit allem, was Kinderaugen vergangener Jahrhunderte zum Strahlen gebracht hätte: Karussells mit Meerjungfrauen und goldenen Pferdekutschen, eine Orgel mit pastellfarbenen Pfeifen und ein pedalbetriebenes Gefährt, das sich rasend schnell im Kreis dreht – wenn man erst mal den Dreh raushat … Das Schöne: In dem Museum mit den antiken Jahrmarkts-Attraktionen mutiert man wirklich schlagartig wieder zum sechsjährigen Steppke, darf (fast) alles anfassen oder ausprobieren. „Dem Gründer fiel auf, dass es ziemlich viele Kriegsmuseen gibt, aber nicht ein einziges, das sich mit der Geschichte der Freude befasst“, erzählt Béatrice und sieht dabei selbst ziemlich glücklich aus. Wie eigentlich alle Museumsbesucher um sie herum auch.

  • Eine geführte Tour kostet ca. 11,50 € (leider nur auf Französisch), Reservierung erforderlich, Métro: Cour Saint-Émilion, arts-forains.com.

Mit einem Luxus-Motorboot über die Seine cruisen

Mit einem satten Röhren zischt das Riva-Boot an Notre Dame vorbei, überholt ein „Bateaux Mouche“, einen der behäbigen gläsernen Touristen-Dampfer, und flitzt weiter Richtung „Louvre“. Gastgeber Laurence Dupuy zaubert derweil unter dem Ledersitz eine Flasche Champagner hervor, den er bei einem Bitte-gucken-und- staunen-Stopp großzügig auf die Gläser der Mitreisenden verteilt. Während das Mahagoni-Geschoss weiterbrettert und sich unter der romantischsten Brücke von Paris, der Pont des Arts, durchschlängelt, zeigt er nach oben auf die Tausenden von gravierten Schlössern, die Liebespaare dort angebracht haben: „Sie glauben ja gar nicht, wie viele Heiratsanträge hier an Bord schon gemacht wurden.“ Oh, Monsieur Dupuy, angesichts dieses stilvollendeten Gefährtes ist das gar nicht verwunderlich.

  • Eine private 90-Minuten-Bootstour für vier Personen kostet inkl. Champagner und Petits-Four-Leckereien ab ca. 280 € p. P., Abfahrt ist unter dem Pont Alexandre III, Métro und RER: Invalides, parisluxuryboat.com.

Boule spielen wie ein Local

Ausgerechnet ein Amerikaner als Lehrmeister in DER klassischen französischen Ballsportdisziplin? Mais oui, pourquoi pas! Wer daran zweifelt, dass Corey Frye (im Foto l.), geboren in New York, etwas von seinem Fach versteht, braucht nur allabendlich auf der idyllischen Place Dauphine auf der Île de la Cité vorbeizuschauen. Gelächter erfüllt den sonnendurchtränkten Platz, der von Platanen und kleinen Restaurants gesäumt wird, während die Metallkugeln klackern und Gläser klirren. Beim Boule oder Pétanque, wie das Spiel bei unseren Nachbarn heißt, wird gern getrunken und noch mehr gescherzt. „Genau“, befindet Corey, der mit einer Pariserin verheiratet ist, und wirft das „Schweinchen“, das kleine farbige Holzbällchen, das es mit den Metallkugeln zu treffen gilt. „Das ist das zweitschönste an dem Spiel: Man verbindet sich mit den Menschen und Wurzeln der Stadt – und hat dabei immer eine Hand für ein Gläschen Pastis frei!“

  • Geführte Tour über die Île de la Cité inkl. Boule und Pastis ab zwei Teilnehmern ca. 63 € p. P., Métro: Pont Neuf oder Cité, localers.com.

Nach Original-Kunstwerken stöbern

Porträts, Abstraktes, Skulpturen oder Collagen: Auf dem „Marché de la Création“ juchzt das Herz des Sammlers. Jeden Sonntagmorgen findet sich die Art-Szene in Montparnasse ein, um einfach bloß das quirlige Flair zu inhalieren oder gezielt Schnäppchen zu jagen. Jedes der ausgestellten Werke ist von seinem Schöpfer handsigniert. Zum Beispiel von Caroline Cerdà, die hier einen Stand hat und mit ihrer kurzen Audrey-Hepburn-Frisur und den langen, schlanken Fingern wie das Klischee einer Pariser Künstlerin aussieht. „Dieser Markt ist ziemlich besonders“, sagt sie und zieht die Leinwand einer stilisierten Naturszene mit magentafarbenen Bäumen über dem Rahmen glatt. „Viele der Standbesitzer stellen ihre Bilder normalerweise in teuren Galerien aus. Hier verdienen sie viel weniger, haben aber die Chance, mit den Käufern über ihre Werke zu sprechen. Für beide Seiten ist das sehr inspirierend, und es macht überhaupt nichts, wenn jemand nur fachsimpeln will und nichts kauft.“

  • Die Kunstwerke kosten ab ca. 50 € bis ca. 1500 € und mehr, jeden Sonntag von 10 bis 19 Uhr direkt am Tour Montparnasse, Métro: Edgar Quinet, marchecreation.com.

Sein Steak beim Fleischer essen

Versteckt hinter den Ständen des quirligen Wochenmarktes „Marché d’Aligre“ liegt die „Boucherie des Provinces“. Wer besonders zarte Lammkoteletts oder zehn Wochen abgehangenes Beefsteak fürs Abendessen sucht, kommt hierher. Wem der Magen so auf halb acht hängt, dass er auf der Stelle ein halbes Schwein verdrücken könnte, ebenfalls. Denn die Schlachterei ist auch ein klitzekleines Restaurant. Das Tagesmenü steht auf einer Tafel geschrieben, ansonsten können Gäste sich jedes beliebige Stück Fleisch aussuchen und sofort zubereiten lassen. Besonders beliebt: Beef onglet (der Nierenzapfen vom Rind, s. Foto) mit Röstkartoffeln und Rosmarinbutter. „Meine Kunden wissen, dass es bei uns nur einfache Hausmannskost gibt“, so Schlachter Christophe Dru stolz. „Aber sie kommen ja auch vor allem wegen des Fleisches, das hier absolute Spitzenqualität hat.“

  • Hauptgerichte ab ca. 15 €, auch sonntags geöffnet, 20 Rue d’Aligre, Metro: Ledru-Rollin, Tel. +33-14-343 91 64.

Zum Schwimmen gehen, wenn alles schon schläft

Es ist 23 Uhr, Paris macht sich zur Nachtruhe fertig. Die Läden am Boule vard St. Germain haben schon geschlossen und in den Wohnstraßen um den Jardin du Luxembourg stromern Katzen durch die Gegend. Nur das Schwimmbad von Pontoise ist noch voller Schwimmer, die eifrig ihre Bahnen ziehen. Das 1934 gebaute, denkmalgeschützte Bad mit den altmodischen Umkleidekabinen und dem verglasten Dach ist als Art-déco-Perle bekannt. Aber  dass man hier im östlichen Zipfel des Quartier Latins auch zu unchristlichen Zeiten ins Wasser hüpfen kann, wissen außer den Anwohnern nur wenige Parisfans. In seiner 80-jährigen Geschichte diente der 33 Meter lange Pool schon als Location für Modeproduktionen, als Drehort von Krzysztof Kieslowskis Kinofilm „Drei Farben Blau“ und als Testareal für den neuen Tauchanzug von Tiefsee-Forscher Jacques Cousteau. Heute bietet er vor allem die perfekte Gelegenheit, um dem Gewusel der Millionenstadt zu entkommen und ein bisschen Erholung zu tanken, während über einem die (leider seltenen) Sterne am Pariser Nachthimmel blinken. Wer nach dem Bad noch nicht müde ist, macht einfach einen kleinen Spaziergang: Die nahegelegenen Seine-Inseln Île de la Cité (mit der beleuchteten Notre Dame) und Île St. Louis sind um diese Zeit so romantisch wie nie.

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