Vorhang auf für eine kosmische Light-Show

Wer im Winter in den hohen Norden Europas reist, träumt davon, sie einmal zu sehen: die magischen Polarlichter, die den Himmel prachtvoll in bunten Farben leuchten  lassen. Die „Aurora borealis“ entsteht, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes auf die Erdatmosphäre treffen und ihre Energie die Luftmoleküle zum Fluo­reszieren bringt. Gute Chancen (aber keine Garantie), diesem wundervollen Natur­schauspiel beizuwohnen, hat man in den Polregionen der Erde. Zum Beispiel in Tromsø, hoch im Norden von Norwegen. Am besten folgt man dort einem erfahrenen Aurora-Jäger wie Kjetil Skogli. Der Guide weiß, wo sich die Wolken in dieser windigen Fjord­region am ehesten verziehen. Dann stapft man mit Kjetil im Thermoanzug und auf Schneeschuhen zu den besten Spots, blickt bei einem Kaffee in die sternenklare Nacht und staunt demütig über das kosmische Spektakel, bei dem am Himmel grüne und lila Schlieren tanzen und pulsieren wie in einer Lasershow. Hinterher kuschelt man sich im molligen Lávvu (Zelt der Samen) in den Schlafsack und schlummert selig ein.

Bei Kjetil Skogli kann man Tages- und Mehrtagestouren buchen. 5 Stunden ca. 585 € für bis zu 8 Personen, Touren mit Übernachtung im Zelt ca. 660 €, kjetilskogli.no

Elche gucken in Schweden

Okay, ihr treuherziger Blick lässt Elche etwas tumb erscheinen. Doch mit einer Schulterhöhe von deutlich über zwei Metern und 800 Kilo Gewicht zählen die  Riesen-Hirsche zu den imposantesten Tieren Nordeuropas. Gute Chancen, die scheuen Einzelgänger zu Gesicht zu bekommen, hat man auf einer Elch-Safari zu Pferd. „Ofelaš“ bietet fünfstündige Touren durch die Wildnis von Lappland an. Auf robusten Islandpferden geht es mit erfahrenen Elch-Spottern durch die verschneiten Wälder und Ebenen nahe der schwedischen Stadt Kiruna. Nachdem man die eindrucksvollen Geweihträger in freier Wildbahn beobachtet hat, endet der Ausritt mit einer deftigen Elchfleisch-­Mahlzeit (schmeckt ähnlich wie Rind).

Ab ca. 170 €, Infos unter ofelas.se

In einem Schotten-Schloss nächtigen

„Saddell Castle“ sieht aus, als entstamme es direkt Shakespeares Drama „Macbeth“: eine düstere, graue Burg an einer Flussmündung auf der rauen Halbinsel Kintyre. Die Festung wurde im 15. Jahrhundert vom Bischof von Argyll erbaut, später von englischen Truppen gebrandschatzt und in den letzten Jahrzehnten vom britischen „Landmark Trust“ liebevoll restauriert. Heute können sich Gäste in dem historischen Gemäuer einmieten. Schüren Sie nach einem Strandspaziergang das Feuer im offenen Kamin und blicken Sie von den Burgzinnen auf den mystischen Kilbrannan-Sund. „Saddell Castle“ bietet Platz für bis zu acht Personen. Tipp: unbedingt die Whisky-Destillerien im nahen Camp­beltown besichtigen und ein Fläschchen für den Kaminabend mitnehmen!

4 Nächte für 8 Personen ab ca. 595 €, landmarktrust.org.uk. Besichtigung der „Springbank Distillery“ ca. 8,30 €, springbankwhisky.com

Ballonfahrt über Lappland

Wenn man nach dem Start lautlos über die gefrorenen Seen und weiß verschneiten Tannenbäume hinwegschwebt und hoch oben dann die endlosen Hügel des Fjells in der Sonne leuchten, fühlt man sich ein bisschen wie der Weihnachtsmann auf Tour. Nur hin und wieder wird die Stille durch das Nachfeuern des Gasbrenners unterbrochen. Eine Ballonfahrt über die winterliche Landschaft Lapplands ist ein wunderbares Erlebnis. Eiskalt abheben kann man mit „Aerohot“ nahe Levi, dem finnischen Ski-Mekka nördlich des Polarkreises. Der gut einstündige Flug endet mit einer Champagner-Zeremonie, optional geht’s zum Aufwärmen in die mollige Rauchsauna, was dringend zu empfehlen ist.

Winter-Ballonfahrt ca. 235 €, aerohot.fi

Ab in die Wipfel-Hütte

Lust auf ein abenteuerliches Baumhaus mit urigen Holzbetten, einem molligen Ofen und einer Veranda, auf der man abends eingekuschelt in Rentierfelle im Kerzenlicht sitzt und die stille Natur genießt? Dann bitte auf nach Norwegen. Dort hängen die vier „Tree Top Huts“ versteckt in den Baumkronen der Ringsaker-Wälder nördlich von Oslo. Hinauf kommt man über eine robuste Holztreppe, unten beginnt die Wildnis, durch die im Winter Elche, Wildschweine und Vielfraße streifen. Auf den über 30 Seen und Flüssen in der Nähe kann man entspannt eisangeln. Die komfortablen Hütten sind gut isoliert, verfügen über einen Herd, Kühlschrank, Duschmöglichkeiten und sie schaukeln einen – wenn der Wind ordentlich bläst – sanft in den Schlaf.

Hütte ab ca. 120 € pro Nacht, tretopphytter.no

Ein Bauernhof in den Karpaten

Den großen Pistenzirkus darf man in den tschechischen Beskiden, einem Gebirgszug der Karpaten, nicht erwarten. Dafür urlaubt man im „Tara“-Haus inmitten  einer unberührten Natur mit herrlichem Weitblick über die Berge. Der restaurierte historische Bauernhof steht einsam auf einem Hang und bietet reichlich Platz für bis zu zwölf Personen. Im Haus sorgen dicke Holzbohlen und Steinmauern für eine urig-gemütliche Atmosphäre. Das beste aber ist der traditionelle Brotbackofen: Obendrauf ist eine warme Liegefläche mit kuscheligen Schaffellen – für das Nickerchen nach der Wandertour durch die verschneiten Wälder. Dort leben übrigens Bär, Wolf und Luchs, wobei sich Meister Petz jetzt im Winterschlaf befindet. Tipp: Wer doch mal die Bretter unterschnallen will, fährt in wenigen Minuten zum kleinen Skizentrum Bílá mit seinen überschaubaren neun Abfahrten.

7 Nächte ab ca. 1090 €, grove-cottages.co.uk. Infos zum Skigebiet unter skibila.cz

Cooler übernachten

Eishotels mit Bars und Betten aus kunstvoll geschnitzten Schneeblöcken sind beliebte Touristenattraktionen, besonders in Skandinavien. Wer es etwas exotischer mag, der fährt nach Rumänien. Dort wird das „Hotel of Ice“ alljährlich im über 2500 Meter hohen Fagaras-Gebirge gebaut. Gäste erreichen es nur mit der Seilbahn. Neben ein paar Doppelzimmern und Iglus gibt es eine Bar, ein Restaurant sowie nebenan eine Berghütte, in der man warm duschen und übernachten kann, falls einem die –2 °C im Eisbett zu frisch werden. Das Hütten-Lokal serviert zudem leckere siebenbürgische Spezia­litäten. Im nahen Winterpark kann man sich auf zwei Skipisten aus­toben und auf dem Gletschersee Eis-Bowling spielen.

DZ im „Hotel of Ice“ ab ca. 90 €, hotelofice.ro, in der „Bâlea-Hütte“ ab ca. 45 €, balealac.ro

Im Galopp über die Piste

Schon mal was von Skijöring gehört? Der ursprünglich aus Skandinavien stammende Wintersport ist ein bisschen wie Wasserskifahren auf Schnee und war 1928 in St. Moritz sogar olympischer Demonstrationswettbewerb. Dabei werden Skifahrer von einem Pferd gezogen, mit dem man über ein Geschirr verbunden ist. Es gibt Varianten mit und ohne Reiter (nennt sich dann Skikjöring) sowie mit Schlittenhunden oder Motorrädern. In jedem Fall macht Skijöring reichlich Laune. Ausprobieren kann man es in Les Gets, einem kleinen Wintersportort in den französischen Alpen. Anfänger  starten mit einem Pony im gemächlichen Trab, Könner hingegen sausen mit bis zu 50 Stundenkilometern durch die weiße Landschaft. Dann ist allerdings eine spezielle Schutzausrüstung empfehlenswert.

1 Stunde mit Pony ab ca. 40 €, mit Pferd ab ca. 50 €, skijoering-lesgets.com

Zu Besuch bei den Sámi

Das Jäger- und Hirtenvolk der Samen zieht bereits seit über 11.000 Jahren durch den hohen Norden Skandinaviens. Wer die Lebensweise und Kultur der „Sumpfleute“ kennenlernen will, quartiert sich bei Mikael und Ann-Kristine Vinka auf dem Bergbauernhof „Geunja“ ein. Ihre traditionellen Holzhütten mit Grasdach stehen an einem glasklaren See tief in der Einöde von Schwedisch-Lappland und sind einer samischen Siedlung aus dem 19. Jahrhundert nachempfunden. Das nächste Dorf liegt kilometerweit entfernt, Handyempfang gibt es nicht. Dafür unendliche Stille und eine Holzofensauna direkt am See. Tagsüber gehen die Gäste auf Moorhuhnjagd oder zum Eisangeln, abends grillt man den Fang über dem offenen Feuer und lauscht Mikaels Geschichten über Schwedens Ureinwohner.

3 Tage Sami-Bauernhof ab ca. 548 €, naturesbestsweden.com (unter „approved Operators“ nach „Geunja Samisk Fjällgård“ gucken)

Auf den Hund kommen

Jaulend tippeln sie auf der Stelle, zerren in freudiger Erwartung an den Leinen. Sie wollen ins Geschirr und hinaus in den Schnee. Dort fühlen sich Huskys so richtig wohl und wetzen, was das Zeug hält. Eine Hundeschlittensafari ist wie ein Abenteuer von Jack London. Man saust durch tief verschneite Wälder, über gefrorene Sümpfe und Seen. Vor einem hecheln die Hunde Dampffahnen in die eisige Luft, nichts ist zu hören außer dem Rauschen der Kufen. In der einsamen Tai­ga von Karelien entlang der russischen Grenze können Sie Ihr eigenes Gespann lenken. Über 200 Kilometer geht es dort durch die Wildnis, in der Elch, Wolf, Rentier und Luchs leben. Morgens verstauen Sie das Gepäck im Schlitten und schirren Ihre Hunde an, zum Schlafen kehren Sie in entlegenen Lodges und Holzhütten ein. 

8 Tage „200 Kilometer durch Karelien“ über „Asi Reisen“ ca. 2195 € (inkl. Flüge), asi-reisen.de

Zurück ins Mittelalter

Santo Stefano di Sessanio ist ein bezauberndes kleines Dorf auf einem Berg in den italienischen Abruzzen. Seine mittelalterlichen Häuser sehen aus, als hätte Dante hier gerade sein Inferno verfasst. Mittendrin liegt die „Sextantio Albergo Diffuso“, ein außergewöhnliches Hotelprojekt, das den historischen Ort mit seinen 114 Einwohnern vor dem Niedergang bewahren will. Alle 28 Zimmer sowie  das Restaurant des Vier-Sterne-Hauses sind über das gesamte Dorf verteilt. Die Gäste wohnen in uraltem Steingemäuer mit Holzdecken, im Schlafzimmer knistert das Kaminfeuer neben der Badewanne von Philippe Starck. Und wenn im Winter der Schnee die Berge im umliegenden Nationalpark Gran Sasso e Monti della Laga weiß verhüllt, erkundet man die Gegend auf Skiern oder Schneeschuhen.

DZ ab ca. 80 €, Infos unter sextantio.it

Aufheizen im Natur-Spa

Im Winter ist es auf Island noch eine Spur frostiger als anderswo im Norden, besonders wenn die Atlantikstürme über das Land fegen. Zum Glück sprudeln überall auf der Insel natürliche heiße Quellen. Zum Beispiel um den Laugarvatn-See, gut eine Autostunde östlich der Hauptstadt Reykjavík. Im hiesigen Fontana-Thermalbad strömt die Erdwärme mit 40 bis 50 °C durch Gitter im Fußboden direkt in die Dampfbäder – herrlich! Man kann in  warmen Pools baden, sich am Strand in den aufgeheizten Sand legen und zur Abkühlung ein Bad im See nehmen. Anschließend gibt es im heißen Sand  gebackenes Brot mit frisch geräucherter Forelle aus dem See. Tipp: gleich in der Nähe unbedingt den berühmten Geysir und den Gulfoss-Wasserfall bestaunen!

Eintritt Therme ca. 21 €, fontana.is. Die Tour „Golden Circle and Magical Nights“ von „Icelandic Mountain Guides“ beinhaltet Geysir, Gulfoss und Fontana, ca. 219 €, mountainguides.is

Safari im Schneemobil

Triste Betonblocks und menschenleere Straßen, durch die der Schnee wirbelt, verlassene, geplünderte Industrie-Ruinen und eine Lenin-Statue, die über einen öden Platz auf eine karge Eislandschaft blickt: Der Ort Pyramiden wirkt wie die Kulisse eines Endzeit-Thrillers und ist doch real. Die 1998 aufgegebene und mittlerweile unbewohnte russische Berg­arbeitersiedlung befindet sich hoch im Norden auf Spitzbergen, Norwegens arktischer Inselgruppe. „Spitsbergen­travel“ bietet eine eintägige Schneemobil-Safari zu dieser entlegenen Kohlemine. Nach einer Einweisung in die Handhabung der Fahrzeuge sausen die Teilnehmer an Gletschern und Felsklippen vorbei, unterwegs trotten Eisbären durch die abenteuerliche Region (keine Sorge, die Guides sind bewaffnet). Achtung: Auf dem Trip fährt man über 210 Kilometer, also warm anziehen! Eine Attraktion in der Geisterstadt ist übrigens das aus Tausenden leeren Wodka-Buddeln gebaute Flaschenhaus. 

Eintägige Motorschlitten-Safari nach Pyramiden ab ca. 440 € (Mitfahrer ca. 195 €), spitsbergentravel.com

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