AsienUsbekistan: Ein Juwel an der Seidenstraße

Wie im Märchen aus tausendundeiner Nacht liegen die Schätze der Seidenstraße buchstäblich im Sand - in Usbekistan, selbst nach dem Dornröschenschlaf des Sozialismus.

Zitadellen in der Wüste, zerfallene Lehmfestungen, mit Mosaiken geschmückte Medressen und geschäftige Basare. Die Seidenstraße war jahrhundertelang die wichtigste Handelsroute der Welt und Usbekistan war ihr Herzstück.

Nachdem der Seeverkehr und später der Luftverkehr das Land erobert hatten, wurde die Seidenstraße nach und nach nicht mehr genutzt. Die zentralasiatischen Länder und Kulturen waren jahrzehntelang unter sowjetischer Herrschaft geschwächt. Damit waren sie auf der Landkarte der Reisenden und des internationalen Handels so gut wie abhandengekommen. Dabei ist das Land mit seinen sagenhaften Architekturwundern und seiner unbeschreiblichen Atmosphäre eine Reise wert. Wir haben die imposantesten Orte zusammengestellt, an denen noch heute der Zauber der Seidenstraße lebt.

Auch nach dem Ende des Sozialismus hat es noch einmal viele Jahre gedauert, bis Zentralasien sich aus dem Dornröschenschlaf erhob und einer neuen Generation von Reisenden öffnete, um seine Schätze zu präsentieren. Die Schönheit der Seidenstraße ist wahrhaft atemberaubend. Zwischen den reich verzierten Gemäuern und auf den Basaren ist der Zauber alter Zeiten noch zu spüren. Viele der imposantesten Sehenswürdigkeiten der sagenumwobenen Handelsstraße befinden sich in Usbekistan. Das Land diente als zentraler Verkehrsknotenpunkt für Händler und Reisende auf den Strecken zwischen Fernost und Europa, Persien und Nordafrika.

Für alle, die neugierig sind auf die Anfänge des Welthandels und damit auf die Verbreitung religiöser Ideen, der Kunst, Sprache und Kultur, ist ein Besuch in diesem neu eröffneten Land ein Muss.

Samarkand

Der Registan

Klingt es nicht geheimnisvoll, nach Märchen und Abenteuern: Samarkand? Der eindrucksvollste Anblick in ganz Zentralasien ist der Registan in Samarkand. Der Hauptplatz der Stadt ist flankiert von den kunstvoll gefliesten, mosaikverkleideten Medressen, den historischen islamischen Schulen, die im Morgen- und Abendlicht in prächtigen Farben funkeln: Azurblau, Lapislazuli, Indigo, Gold. Die atemberaubenden architektonischen Juwelen wurden während der timuridischen Dynastie zwischen 1400 und 1600 erbaut. Zuvor war der Platz bereits über viele Jahrhunderte ein wichtiger Basar, der buchstäblich eine Kreuzung im Zentrum der Welt war.

Gur-e-Amir

Es ist unmöglich, die unglaubliche Größe und Geschichte der Seidenstraße vollständig zu verstehen, ohne das weitreichendste und erfolgreichste Imperium zu kennen. Temür ibn Taraghai Barlas (1336-1405), in der europäischen Geschichtsschreibung besser bekannt als Timur, war der sagenumwobene zentralasiatische Militärführer und Eroberer, der es begründete. Manchmal wird er auch unter dem Namen Tamerlane erwähnt. Noch heute ranken sich zahlreiche Mythen um ihn. Die letzte Ruhestätte des großen Kaisers, der Gur-e-Amir, ist eine der schönsten Sehenswürdigkeiten der Seidenstraße: ein vergoldetes Mausoleum mit goldfarbenen Kuppeln und funkelnden Mosaiken. Die melonenförmig gerippte Hauptkuppel über einem hohen Tambour bildet das dominante Zentrum der Anlage.

Shah-i-Zinda

Die Allee der Mausoleen gehört ohne jeden Zweifel zu den bewegendsten und schönsten islamischen Sehenswürdigkeiten der Welt. Darüber hinaus ist Shah-i-Zinda auch einer der bemerkenswertesten Orte, um die Zeitzeugnisse künstlerischer und architektonischer Einflüsse entlang der Seidenstraße zu nachzuverfolgen. Die Mosaike des Gebäudekomplexes sind eine spektakuläre Kombination aus persischen, zentralasiatischen und ostasiatischen Einflüssen.

Bibi-Khanym-Moschee

Die riesige, mosaikbestückte Anlage neben dem Registan ist einer der am aufwändigsten verzierten und massivsten Moscheenkomplexe in ganz Zentralasien. Die Bibi-Khanym-Moschee gehört nach wie vor zu den größten Moscheen der Welt und war zum Zeitpunkt ihres Baus, finanziert durch Timurs Heldentaten in Indien im 14. Jahrhundert, eines der avantgardistischsten Gebäude weltweit. Besonders imposant und noch heute ein Bauwunder ist die riesige Kuppel. Sie versetzt die Besucher in Ehrfurcht und Staunen.

Buchara

Kalon Moschee & Minarett

Der Legende nach ist das hoch aufragende Minarett, das den Komplex der Kalon-Moschee in Buchara überwacht, das einzige Bauwerk, das Dschingis Khan auf seinem Feldzug Richtung Europa nicht zerstörte. Dieser eindrucksvolle Moscheen- und Medressenkomplex zählt zu den spektakulärsten Denkmälern der islamischen Kunst und Architektur. Seine feinen Fliesen- und Mosaikarbeiten suchen weltweit ihresgleichen. Ebenso beeindruckend und außergewöhnlich sind die zwei einander zugewandten Fassaden, die vom aus Lehm errichteten Minarett überragt werden.

 

Die Arche

Eines der ältesten Bauwerke Usbekistans ist diese von Mauern umgebene Festungsstadt aus dem 5. Jahrhundert mitten im Zentrum von Buchara. "Die Arche" war einst die Residenz der Emirate Bucharas (von 1785 bis 1920). Heute tauchen die Besucher bei einem Spaziergang durch die alte Festungsstadt noch immer tief in das einstige Leben der Menschen ein, die zur Blütezeit des Handels entlang der Seidenstraße in den alten Gemäuern wohnten. Hier scheint auf magische Weise die Zeit stehengeblieben zu sein.

Char Minar

Der Char Minar, das ehemalige Torhaus Bucharas, ist zwar nur ein kleines Gebäude. Dennoch repräsentiert es eines der eindrucksvollsten Denkmäler aus der Blütezeit des Handels in Usbekistan. Es zeugt von den Einflüssen anderer Baukulturen, die sich entlang der Seidenstraße wechselweise beeinflussten. Die meisten Besucher sind sich einig, dass die Struktur der Anlage - das ehemalige Torhaus einer inzwischen zerstörten Medresse - mehr Einfluss indischer und südasiatischer Architektur vorweist, als zentral- oder ostasiatische Merkmale. Daher gilt es als Beweis frühester kultureller Einflüsse entlang der historischen Handelsroute.

Basare entlang der Seidenstraße

Alle Städte Usbekistans haben unglaubliche Basare. Keiner jedoch versetzt seine Besucher derart zurück in die glanzvolle Zeit, als endlos lange Karawanen von Händlern vorbei zogen und ihre Waren anboten, wie der Basar von Buchara. Ein Netzwerk von miteinander verbundenen, gewölbeförmig überdachten Marktplätzen dominiert immer noch die Altstadt. Die eindrucksvollsten davon sind der Taki-Sarrafon (Geldwechsler-Basar), der Taki-Telpak Furushon (Hutmacher-Basar) und der Taki-Zargaron (Juwelier-Basar).

Chiwa

Ichon Qala

Die Legende besagt, dass Chiwa vom Sohn Noahs gegründet wurde. Sicher ist, dass Chiwa schon im 8. Jahrhundert eine imposante Handelsfestung war. Auch um 1592 florierte der Handel, als die usbekischen Shaybaniden sie zu ihrer Hauptstadt machten. Die ganze Stadt ist heute ein historisch wertvolles Denkmal für den Seidenstraßenhandel. Wer diesen faszinierenden Ort besucht, wird leicht verstehen, wie wichtig dieser abgelegene Außenposten für die Händler war, die während der Blütezeit der Handelsstraße schier unendlich weite Wüsten und unwirtliches Territorium durchquerten. Die perfekt erhaltene, von Mauern umgebene Altstadt von Ichon-Qala ist unbestritten eines der Top-Highlights der usbekischen Seidenstraße.

Kalta Minor Minarett

Das blau gekachelte Kalta Minor Minarett erinnert vielleicht heute eher an einen Leuchtturm. Tatsächlich aber deutet es auf eine spätere Epoche in der Geschichte der Seidenstraße von Chiva hin. Das Minarett wurde um 1851 von Mohammed Amin Khan erbaut und wegen seines frühen Todes nie ganz fertiggestellt. Es soll jedoch hoch genug sein, um bis nach Buchara sehen zu können.

Sehenswürdigkeiten entlang der Seidenstraße in Usbekistan

Khans Palast - Kokand

Auf der anderen Seite Usbekistans, eingebettet in das östliche Fergana-Tal, war Kokand der erste Haltepunkt östlich der Straße von Taschkent und beherbergte im 18. bis 19. Jahrhundert ein eigenes Khanat. Die zahlreichen Innenhöfe und 114 reich verzierten Räume des Khanspalastes waren die glanzvolle Heimat der Herrscher des Reiches.

Archäologisches Museum Termiz

Die äußerste südliche Stadt Termiz ist der letzte Haltepunkt auf der Handelsroute in Usbekistan. Von hier führt der Weg weiter nach Afghanistan. Die gesamte Umgebung war einst ein kosmopolitisches Zentrum buddhistischer, baktrischer und islamischer Kulturen, die alle über die Seidenstraße hierhergelangten. Das archäologische Museum der Stadt steckt voller Schätze aus der Blütezeit. Es beherbergt vielfältige Ausstellungsstücke zur Geschichte, Kunst und Kultur der Seidenstraße, von griechisch beeinflussten Statuen über buddhistische Ikonen bis hin zu Schachfiguren aus baktrischem Elfenbein.

Ellik Kala

Die rätselhaften Ruinen der Ellik Kala, das bedeutet 50 Festungen, sind teilweise über 2.000 Jahre alt. Heute noch sieht man über ein Dutzend von Mauern umgebene Städte, Paläste und Festungen. Sie befinden sich in der Halbwüste östlich und nördlich von Urgentsch im Süden von Karakalpakstan. Ellik Kala, so auch der Name des ganzen Gebietes, bildet die Überreste einer Reihe befestigter Siedlungen, die einst die Grenze zwischen dem bebauten Delta und den Steppennomaden bildeten. Die Farbe des Sandes aufgreifend, bezeichnet die UNESCO die Gegend als den "Goldenen Ring von Khorezm".

Lonely Planet Bildatlas: Wann am besten wohin?

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Original-Artikel: Megan Eaves/Lonely Planet international

Deutsche Fassung: Ines Wagner

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