City Trip21 originelle Arten, London zu entdecken

© Helen Cathcart
© Helen Cathcart

Ein VIP-Treffen mit Giraffen, Spray-Kurs bei einem Graffitikünstler, lustiges Musik-Bingo, Residieren wie ein Royal... Und noch mehr Ideen, wie Sie Englands Metropole aus einer ganz neuen Perspektive erleben. Have fun!

11. Filetieren wie die Fachleute im „Billingsgate Market“

Wenn Sie gern Fisch essen, wird Sie dieser Tipp begeistern: In der „Billingsgate Seafood School“ lernen Sie nicht nur, wie man Scholle, Forelle, Makrele, Austern und Co. zubereitet, sondern auch, worauf man beim Kauf achten sollte. Der Kurs beginnt mit einem Gang durch die riesige Markthalle, die in den Docklands liegt und in der Großhändler ab sechs Uhr morgens einkaufen. Nach der Einführung geht’s in die Lehrküche im Obergeschoss, wo die Schüler sich erst mal mit einem Frühstück für den Workshop stärken. Anschließend üben sie unter Profi-Anleitung am Fang des Tages korrektes Ausnehmen, Enthäuten, Entschuppen, Filetieren und Entgräten. Pures Angeber-Knowhow für zu Hause! Das Ergebnis wird gemeinsam als Lunch mit passendem Wein genossen.

Teilnahmegebühr für den Kurs „Catch oft the Day“: ca. 225 € p. P., Fr 6.15–14.15 Uhr, seafoodtraining.org.

12. Die fabelhafte Welt der Alice: Eine märchenhafte Tea Time

Scones mit Clotted Cream, Shortbread und Earl Grey gehören zur britischen Teestunde wie der Hut zu Queen Elisabeth. Auch im Boutiquehotel „Sanderson“ wird täglich zum Afternoon Tea geladen, allerdings lässt sich Küchenchef Peter Lloyd bei seinen Kreationen von Englands berühmtestem Kinderbuch, nämlich „Alice im Wunderland“, inspirieren. Bunt und üppig wie die Blumenpracht im Garten des Innenhofs, wo der „Mad Hatter’s Tea“ stattfindet, kommen die Häppchen daher: Sandwiches in Regenbogenfarben, auf Erbsensprossen gebettete Karotten-Baisers und Haselnuss-Pralinen-Eiscreme-Lutscher, die im Mund wie Brause prickeln. Tipp: Lesen Sie als kleine Vorbereitung die zauberhafte Geschichte von Lewis Carroll (z. B. Bassermann, 9,99 €). Oder schauen Sie sich die Verfilmung mit Johnny Depp auf DVD an (Disney, 10,99 €).

Ticket ca. 41 €, sandersonlondon.com.

13. Backstage im „Royal Opera House“

Auch wenn Sie niemals freiwillig eine Opern- oder Ballett-Aufführung besuchen würden, sei Ihnen die „Backstage Tour“ durch das legendäre „Royal Opera House“ in Covent Garden empfohlen. Hier erleben Sie hinter dem roten Samtvorhang den Arbeitsalltag von berühmten Dirigenten genauso wie von Kulissenschiebern, Tänzern, Visagisten und Handwerkern. Das Beste: Keine Tour ist wie die andere, denn je nach Aufführung am Abend bekommt man andere Proben, Requisiten und Künstler zu sehen. Beeindruckend ist auch das Gebäude (von 1858) selbst, in dem unter anderem die „British Academy Film Awards“ verliehen werden.

Tickets ca. 18 €. Sehr begehrt, deshalb möglichst frühzeitig reservieren! roh.org.uk.

14. Erklimmung der O2-Arena: Hochstimmung garantiert!

London ist zwar flach wie eine Scheibe Roastbeef, punktet aber durchaus mit alpinen Aufstiegen. Wer den Kick sucht, kann seit Neuestem die berühmte Veranstaltungshalle erkraxeln und vor den Auftritten von Pop-Giganten wie Prince, den Rolling Stones oder John Mayer das Dach besteigen. Das ist aus Zeltplanen hergestellt und gibt bei jedem Schritt nach, weshalb die Kletterer auf dem Weg zur Aussichtsplattform in rund 50 Meter Höhe durch Kabel gesichert werden. Oben angekommen kann man sich allerdings frei bewegen und den absolut grandiosen Blick genießen – besonders stimmungsvoll übrigens bei Sonnenuntergang. Wow!

Tickets ab ca. 40 €, theo2.co.uk.

15. Auf einen Gin in die Garage

Von wegen Oma-Getränk! Der Gin erlebt eine Renaissance als Lieblingsdrink in den Bars dieser Welt. Zu verdanken ist das unter anderen den beiden Begründern und Spirituosenkennern des Kultlabels „Sipsmith“, die 2009 im Londoner Stadtteil Hammersmith ihre eigene Brennerei eröffneten. Dort, in der Garage des verstorbenen Whiskey-Gurus Michael Jackson, werden Premium Gins (und Wodkas) in Handarbeit hergestellt – aus englischem Roggen, veredelt mit dem charakteristischen Wacholder sowie weiteren Kräutern, Gewürzen und Früchten. Spätestens nach der Manufaktur-Tour und diversen Kostproben wird man nach dem Hochprozentigen brennen.

Tickets 12 €, Mi 18.30–20 Uhr, sipsmith.com.

16. Sterne-Küche im Gewächshaus

Ein Gartencenter ist nicht gerade der Ort, an dem man Feinschmecker vermutet. Aber genau dorthin pilgern Gourmets, Stars und Sternchen, wenn sie bei „Petersham Nurseries“ in Londons Vorort Richmond dinieren. Das Michelin-Stern-gekrönte Restaurant befindet sich nämlich in einem Gewächshaus und tischt delikate Gerichte inmitten von üppigen Pflanzen auf. Um das besondere Ambiente zu genießen, muss man aber nicht die Urlaubskasse plündern, sondern kommt auf ein Sandwich vorbei oder zu Kaffee/Tee und Kuchen. Tipp: nach der Stärkung einen Spaziergang durchs romantische Richmond unternehmen. Beeindruckend ist das am Ufer der Themse gelegene, 400 Jahre alte „Ham House“ mit seiner Gartenanlage (nationaltrust.org.uk/ham-house).

Hauptgerichte ab ca. 23 €, Di–So 12–15 Uhr, petershamnurseries.com.

17. Kulinarische Weltreise entlang des King’s Boulevard

Hinter der King’s Cross Station beginnt das Schlaraffenland: Hier, zwischen St Pancras und Goods Way, kann man sich durch Londons bestes Streetfood essen und erlebt Gaumenfreuden aus aller Herren Länder. Das Beste: Die Auswahl der in Kleinbussen und Buden angebotenen Köstlichkeiten ist nicht nur riesig, sondern ändert sich dank eines ausgeklügelten Rotationsprinzips auch täglich. Die Palette reicht von mexikanischen „Slow-cooked Pork Burritos“ bis zum Tee-Ausschank im britischen Stil, von vegan bis zum „Fleisch Mob“ mit Käsewürstchen, Schnitzeln und Schinkensandwiches. Lassen Sie sich von den Kreationen der Pop-up-Imbisse überraschen – egal, ob Sie sich für Mikes „Resteküche“ oder für Cristiano’s „Heartbreaker“- Burger entscheiden: Hier steckt 100 Prozent Geschmack drin! Das hat nichts mit Fast Food zu tun. Das ist Feinschmeckerküche für nicht mehr als einen Fünfer.

Di–Fr 11–14.30 Uhr, kerbfood.com/kings-cross.

18. Spiel mit Spaß (und Musik): Bingo!

Wer glaubt, dass Bingo nur zum Senioren-Amusement taugt, wird bei den „Musical Bingo“-Nächten eines Besseren belehrt. Das Prozedere ist das gleiche, allerdings kreuzt man nicht Zahlen, sondern Songs an. „Man muss kein ausgewiesener Musikkenner sein, um mitzumachen. Ein gesundes Halbwissen reicht vollkommen aus“, sagt Jess Indeedy, eine glamouröse Amerikanerin, die zusammen mit ihrem Ehemann DJ Helix dieses etwas andere Bingo veranstaltet. Das hat sich längst zum Kultevent etabliert. Je nach Genre (zum Beispiel Gospel) oder Dekade (wie die 1960er) werden entsprechende Gäste eingeladen, die das Spiel zu der Show inszenieren – inklusive Tanz- und Comic-Einlagen. Ach ja, und gewinnen kann man auch etwas, zum Beispiel Keksausstecher in Schnurrbartform. Wenn das kein Grund ist, dabei zu sein!

Tickets ab ca. 8 €, musical-bingo.com.

19. Auf einen Kreativschub ins East End

Londons Kiez für Kreative heißt East End und ist mit seiner Straßenkunst, den Märkten, Galerien, Clubs, individuellen Läden und Lokalen die reinste Inspirationsquelle. Tauchen Sie ein in dieses quirlig-bunte Universum und buchen Sie eine der alternativen Touren, die eine Gruppe von East-End-Bewohnern per pedes oder Fahrrad anbietet. Viele der Guides sind selbst Graffiti-Künstler und wissen eine Menge über die politischen und sozialen Botschaften, über Techniken und Stile von Stars wie „Bansky“ oder „Invader“, aber auch Newcomer, die die Gemäuer, Garagen und Brücken als XXL-Leinwand nutzen. Bei solch opulenter Anregung bekommt man Lust, selbst zu Spraydose und Schablone zu greifen. Wer mag, kann im Anschluss an die Tour mit den Profis zur Praxis übergehen.

Ticket für Streetart-Tour + Workshop ca. 28 €, Sa 11–15 Uhr, alternativeldn.com.

20. Segeln Sie durch die Innenstadt

Klar: Eine Sightseeing-Tour im roten Doppeldecker-Bus gehört zu einem London-Besuch wie die Fahrt in einer schwarzen Taxi-Limousine. Wesentlich ausgefallener ist es aber, mit einem alten Holzboot die Themse entlangzuschippern. Fünf von einst rund 2000 sogenannten Thames Barges, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Stückgutfrachter dienten, hat die Firma „Top Sail“ restauriert und zu komfortablen Cruiselinern umgebaut. Als Passagier an Bord der „Hydrogen“, „Kitty“ oder „Thistle“ erlebt man Fotomotive wie die Canary Wharf und die Docklands vom Wasser aus. Auf dem Tagestörn werden Erfrischungen, ein Lunch sowie der obligatorische Afternoon Tea unter den ockerroten Segeln gereicht. Der nostalgische Trip endet gegen 16.30 Uhr. Dann legt die Barge wieder am London Bridge’s City Pier an.

Tickets ca. 70 €, top-sail.co.uk.

21. Ein Ausflug ins 18. Jahrhundert

Willkommen in Spitalfields bei den Jervis! Das ist eine (fiktive) Hugenotten-Familie, die mit ihren Angestellten in der Folgate Street 18 lebt. Betritt man das Haus, kreiert vom inzwischen verstorbenen Künstler Dennis Severs, streift man automatisch das 21. Jahrhundert ab. Die zehn Zimmer sind originalgetreu im Stil des Alten Englands eingerichtet. Dabei handelt es sich aber weniger um ein Museum als um eine Momentaufnahme: Requisiten wie ein angebissener Toast, glühende Holzscheite, eine Tasse Tee und zerwühlte Bettlaken geben einem das Gefühl, jemand hätte gerade erst den Raum verlassen. Spannende Zeitreise!

Tickets ca. 16 €, Mo 18–21 Uhr, von Okt–Mai auch Mi 18–21 Uhr, dennissevershouse.co.uk.

Lust aufs Weiterlesen? Tipps Nummer eins bis zehn finden Sie im Lonely Planet Traveller Magazin, Ausgabe September/Oktober 2013. 

Zum Magazin

Text: Orla Thomas

Das Wichtigste

Hinkommen

Lufthansa und British Airways fliegen London nonstop ab Frankfurt a. M. an (lufthansa.com, britishairways.com). Ab Wien gibt es Direktflüge mit British Airways und Austrian Airlines (austrian.com), ab Zürich mit British Airways und Swiss (swiss.com).

Herumkommen

Vom Flughafen Heathrow fährt man am besten mit dem Express-Zug in die Innenstadt (Hin- und Rückfahrt ca. 32 €). In der Stadt kommt man mit der U-Bahn (Tube) und per Bus am schnellsten voran. Fahrkarten sind mit der „Oyster Card“ um die Hälfte günstiger (tfl.gov.uk).

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Umfangreich: der Lonely-Planet-Reiseführer „London“ (19,99 €). Aktuelle Tipps gibt’s unter visitlondon.com/de.

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