Berlin

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Willkommen in Berlin

Wohl keiner anderen Stadt der Welt steht ihre Geschichte so sehr ins Gesicht geschrieben wie Berlin. Gewiss, die Mauer ist weg, doch im Innern ist die Stadt noch immer geteilt. Dabei ist im Zentrum Berlins ein ganz angenehmer optischer Übergang vom Wohlstandsglitzer des Westens zum neu herausgeputzten Zentrum des ehemaligen Ost-Berlin gelungen. Die Gegend wurde in den frühen Neunziger Jahren postwendend von der schicken Café-, Bar- und Kneipenszene in Beschlag genommen, während zur gleichen Zeit praktisch alle Spuren der früheren Mauer durch die Sanierungen und eine Reihe schnell hochgezogener Neubauten verwischt wurden. Doch graue, verfallende Plattenbausiedlungen am östlichen Stadtrand mit altersschwachen Trabis und einem Mangel an öffentlichen Telefonzellen lassen erahnen, dass die Mauer einstmals den Sinn hatte, einen auf Funktionalität ausgerichteten Osten vor dem dekadenten Westen zu schützen.

Bevor die Mauer abgerissen wurde, schien sie das ewige Symbol für die Entfremdung einer ganzen Nation zu sein. Doch die Stadt ist den Wandel gewohnt. Angefangen bei den Wirren des Dreißigjährigen Krieges bis hin zu den grauenhaften Zerstörungen durch Bomben und Brände im zweiten Weltkrieg, befand sich Berlin ständig im Belagerungszustand oder in einer Phase des Wiederaufbaus. Selbst in Zeiten ärgsten Unfriedens und härtester Entbehrungen haben die Berliner es immer wieder verstanden, das Beste aus ihrer misslichen Lage zu machen. Das Berliner Nachtleben hatte immer schon eine etwas schräge, gleichermaßen einschüchternde wie aufregende Qualität - man denke nur an die göttliche Dekadenz einer Sally Bowles, von Liza Minelli in Cabaret großartig dargestellt, die Coolness eines Blixa Bargeld, dem Mitgründer der Einstürzenden Neubauten, oder die gequälte Noise-Lyrik eines Nick Cave. Man kann es auch so ausdrücken: In Berlin tanzt immer irgendwo der Bär.

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