SKI + PLUS: Winterlust in KärntenMehr als Skifahren, auf der Südseite der Alpen

Wer kennt sie nicht, diese Lust, erste Spuren in den frischen Schnee zu ziehen? In unberührtes Terrain, dort, wo noch niemand war. Das sind sie, die kleinen Momente, die keiner mehr vergisst. Und die man mit nach Hause nimmt, aus einem Winterurlaub in Kärnten auf der sonnigen Südseite der Alpen.

Kärntens Winter zeigt sich besonders vielfältig. Mit variantenreichen Pisten aller Könnerstufen ist die Region Synonym für Skiurlaub – und noch einiges mehr. Auch die kristallinen, oftmals unberührten Eis- und Schneeparadiese glänzen und verlocken dazu, Nicht-Alltägliches zu entdecken. Und die Themen Wellness und Kulinarik werden ebenfalls groß geschrieben.

Kärnten: Pisten, die überraschen

Erlebnisse am Nassfeld

Uns gegenüber sitzt ein Skilehrer wie aus dem Drehbuch. Vielleicht liegt das ja daran, dass Alex Huber bereits in einem Film mitwirkte, in dem es hieß, "gemeinsam mit anderen Freeridern auf Skiern über Fels und Stein zu springen, wie es uns Spaß macht." Er ist einer von jenen Skilehrern, die das Nassfeld kennen wie ihre Westentasche – all die Hotspots, die dieses Top-10-Skigebiet Österreichs ausmachen. Wie die Freeride-Areas, die uns die Welt ringsum vergessen lassen, vor uns nur das großartige Bergpanorama. Und dann, wenn du nicht mehr nachdenken musst, wenn dein Können mit den Verhältnissen übereinstimmt, dann kommt das Flowgefühl und überwältigt dich.

Bevor wir die 110 Pistenkilometer von "Kärntens Schneeloch" erobern, müssen wir aber noch bei Livio auf der italienischen Seite des Nassfelds einkehren. Wir sind schon beim Betreten seines urigen Lokals inmitten des Gefühls vom "Dolce far niente". Der Duft von italienischem Caffè mischt sich mit dem der Calamari, die laut Livio "der Renner" sind. "Manche gehen nach dem Essen noch Skifahren!", schmunzelt der Italiener. Und wir schließen unsere Skischuhschnallen und ziehen weiter unsere Runden bis zum Sonnenuntergang.

Skikarussell rund um den Millstätter See

Der Millstätter See ist ein idealer Ausgangspunkt, um jeden Tag neue Pisten zu erkunden. Zentral in Kärnten gelegen, erreichen Gäste von hier aus in nur rund 30 Minuten die schönsten Hänge. Das Zauberwort heißt Skikarussell – ein Topskipass öffnet den Weg in die 31 schönsten Skigebiete Kärntens und Osttirols. Heute wollen wir Kärntens Sportberg, das panoramareiche Goldeck mit seinen sieben Skihütten und Sonnenterrassen, näher unter die Lupe nehmen. Mit der neuen 8er-Kabinenbahn geht es in Richtung Gipfel. Mit Blick auf Spittal an der Drau und den glitzernden Millstätter See schwingen wir in Richtung Bärnbisslift.

Oben angekommen, fragen wir den Liftwart Norbert Neuschitzer nach dem schnellsten Weg zur mit 9,5 km längsten schwarzen Abfahrt der Alpen. Und er kommt aus dem Schwärmen nicht mehr raus: "Ja, die Nordabfahrt müsst’s unbedingt runter, das ist ein Gefühl wie in Zeiten von Toni Sailer!" Bei einer guten Gamssuppe und dem berühmten Hirschragout mit Rotkraut, Semmelknödeln und Preiselbeeren in Måthe’s Bergrestaurant Goldeck müssen wir über diese Aussage noch schmunzeln, aber recht hat er ja, der Norbert, wie wir aufgrund unserer ermüdeten Beinmuskulatur feststellen. Bevor es weitergeht, plaudern wir noch mit Måthe, dem Hüttenwirt und Marathonläufer, der stolz betont: "Ich mache alles selber, auch die Käsnudeln, das ist für mich selbstverständlich." Zurück am See, freuen wir uns schon auf eine Mußestunde vor dem flackernden Kamin.

Sonne und Mond am Mölltaler Gletscher

Im Tal herrscht bereits die Nacht, wir jedoch stehen in Begleitung eines staatlich geprüften Skilehrers am Gipfel des Scharecks (3122 Meter), sehen in die untergehende Sonne und überblicken die unendliche Weite der Berge im der Nationalpark-Region Hohe Tauern. Dann schwingen wir hinab zum aussichtsreichen Bergrestaurant Eissee, wo ein ganz besonderes Drei-Gang-Dinner über den Wolken wartet – die HochGenuss Kulinarik schmeckt vorzüglich zum weiten Blick hinaus ins Wintermärchen. Zurück ins Tal führt uns später der Schein der Stirnlampen, auf frisch präparierten Pisten geht es geschwind durch die Nacht – ein stimmungsvoller Ausflug der besonderen Art.

Kärnten: Magische Momente im Schnee

Sport und Spaß am Weissensee

Jedes Jahr im Winter verwandelt sich der Weissensee, Österreichs höchstgelegener und reinster Badesee, zu Europas größter beständig zugefrorener Natureisfläche. Mit einer Ausdehnung von 6,5 Quadratkilometern wird der See damit zu einem riesigen, spiegelglatten Spielplatz für Winterurlauber. Sicher nicht zufällig wird der Weissensee zu den "Alpine Pearls" gezählt.

Und wenn ein Mensch den Sport in dieser Region personifiziert, dann ist das Wolfgang Wernitznig. Der entpuppt sich uns nicht nur als Trainer und Naturführer, sondern auch als enthusiastischer Ratgeber in allen Fragen rund um Eis und Schnee. "Wenn ihr einmal mit Klappskates unterwegs wart’s, nehmt’s keine kurzen mehr!" Ein paar Gleitversuche später sehen wir das bestätigt und begeben uns gemeinsam auf eine lautlose Tour über das Spiegeleis. Nur ein leichtes Klacken ist zu hören. Neben uns Wolfgang, der zweifache österreichische Meister auf der Marathondistanz, wie wir nebenbei erfahren.


Und der Trainer macht uns Lust auf mehr. Auf die Schneeschuhwanderung am nächsten Tag durch die verschneiten Wälder und Wiesen im Naturpark Weissensee. Und noch viel mehr. Unter uns hie und da ein einsamer Fisch auf Nahrungssuche, den wir durch das Spiegeleis entdecken. Vor uns nichts als ein traumhafter Son-nentag. "Andere zu motivieren, sich zu bewegen, das ist meine Berufung. Und am Weissensee, in dieser einzigartigen Natur, kann ich das ausleben. Deshalb bin ich hier auch hängengeblieben!" Wir glauben es ihm und folgen seinen Spuren.

Liebenswerte Abgeschiedenheit im Lesachtal

Weiß. Weißer. Lesachtal. Nichts als überzuckerte Wälder abseits des Pistentrubels, zwischen den Bergrücken der Lienzer Dolomiten und der Karnischen Alpen gelegen. Wir finden uns in einem wahren Dorado für Skitouren- und Schneeschuhwanderer wieder. Immerhin gilt das Lesachtal als das naturbelassenste Winterwandergebiet der Alpen. Wir überzeugen uns davon auf unseren Tourenski. Nach dem, zugegeben teilweise etwas anstrengenden zweistündigen Aufstieg geht es zwischen Heuhütten und Almen wieder hinab durch den Pulverschnee. Morgen versuchen wir uns auf der 60 Kilometer langen Grenzlandloipe im Biathlonzentrum Obertilliach. Vielleicht treffen wir dabei ja Ole Björndalen, den Weltmeister und Olympiasieger.

Touren in der Nationalpark-Region Hohe Tauern

Ein Dreitagebart, der die Bräune nicht verbergen kann, kombiniert mit strahlendem Lächeln: Klaus Eisank entspricht genau unserer Vorstellung von einem Ranger. Wir treffen ihn im BIOS Nationalparkzentrum Mallnitz, wo er uns mental auf die geführte Schneeschuhtour mit Wildbeobachtung vorbereitet und wo wir unsere Schneeschuhe in Empfang nehmen. Faszinierend erzählt er und macht neugierig: "Diese unberührten Bereiche, die sehr selten geworden sind, liebe ich. Und wenn ich selbst begeistert bin, springt das auf die Besucher über." Und genau das ist der Fall, als wir die ersten Spuren entdecken bei unserem "Entengang", wie er die Beinstellung beim Schneeschuhwandern in Richtung Hagener Hütte nennt. Spuren von Steinbock, Bartgeier, Steinadler, Schneehuhn und Gämse. Und uns ist bewusst, dass diese Momente zu den seltenen Momenten im Leben gehören, die wir nie vergessen werden.

Die Nacht der Sterne am Großglockner – ein Blick in die Tiefe des Alls

An jedem Donnerstag nimmt die mystische Nacht der Sterne Heiligenblut, das wohl schönste Bergdorf der Alpen, in ihren Besitz. Bei einer nächtlichen Gondelfahrt geht es zuerst hoch hinaus aufs Schareck auf 2600 Metern Höhe. Hier oben, unter freiem Himmel und gewärmt von heißem Tee und offenem Feuer, lässt sich eine sternklare Nacht so schön erleben wie sonst wohl nirgendwo in Mitteleuropa. Die unvergleichlich klaren Nächte am Schareck sind übrigens mit wissenschaftlichen Daten belegt! Auf der neuen Sternwarte, fern von fremden Lichtquellen und dank des relativ stabilen Wetters, ist die Unendlichkeit des Universums hautnah spürbar, und unter fachkundiger Anleitung können atemberaubende Blicke auf Galaxien, Planeten und Sternhaufen geworfen werden.

Auch Heiligenblut selbst trägt mit magischen Momenten zu dieser Stimmung bei. Alle Lichter im Ort sind gedimmt, um die Installationen namhafter Lichtkünstler effektvoll zur Geltung zu bringen. Während andernorts in den Alpen Discomusik wummert, setzt hier atmosphärische Sphärenmusik ganz neue Akzente. Heide Pichler vom Hotel Glocknerhof in Heiligenblut ist Initiatorin dieses wöchentlichen Events. Die gerade zur Unternehmerin des Jahres gewählte Gastronomin sagt: „Im Winter gibt es für mich nichts Stimmungsvolleres als Kerzenlicht und Fackelschein.“ Natürlich werden auch in ihrem Restaurant an diesen Abenden nur Candlelight-Dinner angeboten.

Schneeengel am Dobratsch

"Das Glück ist, dass die Natur eine Bühne ist. Da kannst aus dem Vollen schöpfen." Martina Rudackij, ihres Zeichens Natur- und Märchenpädagogin, lebt ihren Beruf nicht nur, sie liebt ihn. Denn einige Schneeschuhspuren weiter, die wir gemeinsam auf dem Dobratsch mit einer kleinen Gruppe bei unserer Schneeschuhwanderung durch den frischen Pulverschnee zurücklegen, erzählt sie uns die Sage vom Dobratsch. Parallel zum Ende der Hirtengeschichte von Nötsch sind wir auch schon am Ziel unserer phantastischen Reise. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Zeit für die Schneeengel, wie kleine Kinder lassen wir uns in den unberührten Schnee fallen. Wir lassen alles liegen und stehen, und verstehen den tieferen Sinn dahinter. Denn genau jetzt ist der Moment, zu genießen und an nichts mehr zu denken als an uns selbst.

Weiterführende Infos:

Nassfeld: www.nassfeld.at/kw

Millstätter See: www.millstaettersee.com

Weissensee: www.weissensee.com

Nationalpark Hohe Tauern: www.ski-plus.at

Region Villach: www.region-villach.at

Lesachta: www.lesachtal.com

 

Kärnten: Zum Entspannen ins Wasser

Kärnten Therme in Warmbad-Villach

Wir genießen die letzte Abfahrt auf der Gerlitzen Alpe. Die letzte Abfahrt für heute wohlgemerkt, denn morgen geht es ja weiter. Und wir kosten die Vorfreude auf die KärntenTherme in Warmbad Villach voll aus. Die Vorfreude auf Özgür, den türkischen Hamammeister, der sein Fach wirklich versteht, wie wir gleich feststellen werden. Er reicht uns das Pestemal, das karierte Hamamtuch, und wir fangen bei 60 °C langsam an zu schwitzen. Parallel zu den Poren nach der Seifenbürstenmassage öffnen sich auch die Perspektiven: in Richtung pure Erholung und Tiefenentspannung, nach dem Skitag ein unvergleichbarer Genuss. Gekrönt nur durch ein Bad mit Blick auf den Dobratsch im Panorama-Whirlpool auf der Frischluftterrasse.

Logenplatz für Genießer

Logenplatz für Genießer Am Tag drei unseres Skiurlaubs, als wir die Skipisten rund um den Millstätter See verlassen haben, tauschen wir kurzerhand die Sportausrüstung gegen die Badetasche. Während sich die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Weltenberg Mirnock verstecken, ist es Zeit für einen Aufguss in der Zirbensauna und eine entspannende Granatstein-Massage im ersten Kärnten Badehaus in Millstatt. Innen und Außen verfließen und großzügige Glas-Fensterfronten holen den See direkt ins Haus. Das sind die Wellness am Millstätter See.

Baden wie im alten Rom

"Ich muss im früheren Leben ein Eskimo gewesen sein!", meint Thomas Wiesinger, der Thermen-Manager des Thermal Römerbads in Bad Kleinkirchheim, das sich praktischerweise gleich neben der Piste befindet. "Mir ist immer warm." Ob es den Badegästen gleich ergeht, das beobachtet er mit großer Aufmerksamkeit. Wir sind auch beeindruckt von den 13 Saunen und den vielen Ruhezonen. Purismus angereichert durch Zirbenholz, Steine, Rot-, Gold und Silber-töne. Eine duftende Farbwelt, an die wir uns gewöhnen können.

Weiterführende Infos:

Millstätter See: www.millstaettersee.com

Region Villach: www.region-villach.at

Bad Kleinkirchheim, Region Nockberge: www.badkleinkirchheim.at

 

Kärnten: Schmankalan zum Après-Ski

Bad Kleinkirchheimer Spezialitäten

Die Schnee-Schmankalan der Kärntner Alpen-Adria-Küche haben es in sich. "Selbst wenn Franz Klammer schon viel erlebt hat, beim ‘Ski vor 9’, da schmilzt selbst er noch!" Marco Krainer’s Augen leuchten, wenn der Koch, der uns gleich unser Frühstück zaubern wird, von seinen Erfahrungen mit der Skilegende erzählt. Was den Franz wirklich schmelzen lässt, davon überzeugen wir uns gleich selbst.

Aber vorher geht’s mit der Gondel hinauf auf die Kaiserburg. Nachdem wir uns heute schon um 6 Uhr vom Daunenbett im – für Bad Kleinkirchheim typischen – Zirbenzimmer verabschiedet haben, begrüßt uns Franz Klammer, als würde er uns schon ewig kennen. "Grias Eich, ich bin der Franz!" Uns fällt auf, dass alle Teilnehmer etwas gemeinsam haben, nämlich kleine Augen. Was für diese Uhrzeit im Urlaub aber sicherlich völlig normal ist. Die Müdigkeit ist wie weggeblasen, als wir mit unserem ehrwürdigen Vorbild gemeinsam die Weltcupabfahrt hinunterwedeln. Unberührt liegt sie vor uns, die Piste, und die Sonne blitzt hinter dem Bergrücken hervor, einfach ein Gedicht! So wie der Brunch in der Klammerstub’n. Marco zückt die Pfanne und im Nu stärken wir uns mit Erdäpfelgröstl, Rührei, Hirschwürstln und Almkäse. Mit einem Zirbenschnaps bedankt sich die Runde für diesen unvergesslichen Morgen. Als "Koch außer der Norm!", wie er es nennt, kommt Marco gleich noch einmal zum Einsatz. Am Tag darauf dürfen wir seine traditionelle gelbe Kirchtagssuppe verkosten und ein herrliches Wildragout. Zuvor geht es mit Schneeschuhen die Feldpannalm hinunter. Und es fällt uns gar nicht schwer – das Wandern durch die Stille der dicht verschneiten Wälder der Nockberge kommt einer Meditation gleich.

Null Kilometer bis zum HochGenuss

Den HochGenuss nimmt Erich Hohenwarter – Hausherr und Chefkoch vom Sonnenhof in Mallnitz in einer Person – absolut wörtlich. "Im Winter gibt’s eben keine Tomaten und Gurken, da kommen Linsen und Krautsalat auf den Tisch." Dieser Grundgedanke zieht sich durch die gesamte regionale und saisonale Küche, aus der es schon verführerisch duftet und die sich unter Null-Kilometer-Menü längst einen Namen gemacht hat.

Weiterführende Infos:

Bad Kleinkirchheim, Region Nockberge: www.badkleinkirchheim.at

Nationalpark Hohe Tauern: www.ski-plus.at

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