Die Abgeschiedenheit der Sea Islands im Südosten der USA ermöglichte es den Volksgruppen der Gullah und Geechee, das umfassendste afrikanische Kulturerbe des Landes zu pflegen.

Die Kette von Gezeiten- und Barriereinseln, die als Sea Islands bekannt sind, erstreckt sich entlang der Südostküste der USA von North Carolina hinunter nach Florida. Unter den kleinen Farmer- und Fischergemeinden der Inseln bewahren die Nachkommen von versklavten Zentral- und Westafrikaner:innen eine einzigartige Mischung aus afrikanischem kulturellem Erbe. Sie gelten als intakteste aller Gemeinschaften von Schwarzen Amerikaner:innen.

Die versklavten Menschen wurden aus den Reisanbaugebieten Westafrikas, vor allem aus Sierra Leone verschleppt und aufgrund ihrer Erfahrungen im Gezeiten-Reisanbau in diese abgelegene und stechmückengeplagte Region gebracht.

Sie wurden dazu gezwungen, auch Baumwoll- und Indigoplantagen zu bewirtschaften, aber die hohe Feuchtigkeit der Felder erwies sich als idealer Nährboden für Gelbfieber und Malaria. Während viele der versklavten Menschen den Krankheiten gegenüber widerstandsfähig waren, traf das auf die Sklavenhalter nicht zu, sodass die meisten entfernt von ihren Plantagen leben mussten.

Genau diese Isolation ermöglichte es den Gullah (Inselbewohner:innen aus North und South Carolina) und Geechee (versklavte Menschen und ihre Nachkommen aus Georgia) ihr eigenes kulturelles Erbe zu entwickeln und zu erhalten.

 

„Wir wurden nicht von anderen Kulturen beeinflusst. Diese Inseln waren heiß, schwer zu erreichen und nass. Sie waren moskitoverseucht. Das hier war eine Einöde, nach dem Ende der Sklaverei und währenddessen. Menschen, die eine andere Möglichkeit hatten, blieben nicht hier.“

– Dr. Emory Campbell, Gullah-Historiker

Sie erschufen eine neue Sprache, eine Mischung aus Englisch und afrikanischen Sprachen, ähnlich dem sierra-leonischen Krio, und stellten afrikanisches Kunsthandwerk wie geflochtene Körbe her. Folklore und Ring-Shout-Songs gehörten ebenfalls zu ihrem Kulturkanon – die große Gospel-Folk-Sängerin Bessie Jones ist eine Gullah-Geechee – doch es ist die Küche der Sea Islands, mit Gerichten wie Krabbenreis und Shrimp-Purloo, in der der westafrikanische Einfluss am deutlichsten zu spüren ist.

Der riesige „Gullah Geechee Cultural Heritage Corridor“ erstreckt sich über mehr als 30.000 Quadratkilometer von Pender County in North Carolina bis nach St. John’s County in Florida. Er kann Reisenden dabei helfen, das Erbe dieser wenig erforschten Region anhand historischer Stätten und kulturell bedeutsamer Orte zu verstehen.

Text: Dayvee Sutton
Übersetzung: Sarah Uhrig

««zurück      zur Übersicht      weiter»»

Nach oben