23.03.2014Fleisch als Betthupferl

Bevor wir unsere erste Unterkunft, das Kalahari Farmhouse, verlassen, werden wir noch vom Chef der Farmwirtschaft, Breshnef Biergaardt (der deutsche Einfluss auf das Land ist spürbar), über das Gelände geführt. Hier wird das Gemüse für die Lodges in der Gegend angebaut, die Antilopen und Springböcke geschlachtet und auch eigener Bio-Käse produziert. Wobei: Gemüse und Käse spielen hier eher die Nebenrolle, auf den Lodges verlangen die Gäste nach Steak. Landet hier ein Vegetarier, wird der Koch mit einer "Special Mission" in den Gemüsegarten geschickt. Namibia ist eine absolute Fleischesser-Nation. Hier werden bis zu eine Tonne Fleisch am Tag verarbeitet. Die Tiere können auf den weitläufigen Ebenen grasen und werden dann quasi frisch gefangen und serviert. Nur bin ich ein schwarzes Schaf, also Vegetarier, und muss mich wundern, dass selbst auf den Zimmern als Bett-Hupferl gepökeltes Fleisch in Tüten mit Zebramuster angeboten wird. Wo ist die Schokolade auf dem Kopfkissen? Das sogenannte Biltong, zähe Streifen von trockenem Fleisch, nagt hier jeder als Snack.

Stolze Tiere in der explodierten Savanne

Ich schaue mir Tiere lieber live an. Hier in der absoluten Natur - ohne Strommasten, Häuser, gepflasterte Straßen - berührt mich der Anblick der Zebras, Gnus und Springböcke sehr. Wie sie gemeinsam mit der Natur verschmelzen, wie sie mit stolz geschwellter Brust zu uns schauen (wie das Zebra in der Bildergalerie), wie sie in der Herde die Hügel herauf rennen. Das ist etwas völlig anderes, als Tiere aufgeteilt nach Arten hinter Zäunen zu sehen, wie sie traurig in ihrem eigenen Dreck stehen. Heute erkunden wir den Gondwana Kalahari Park, eigentlich eine trockene Gegend. Die Kalahari erstreckt sich 1,2 Millionen Quadratkilometer über mehrere Länder, u. a. Sambia, und heißt sinngemäß Durstland. Doch der Regen der letzten Tage (inklusive heute) hat das Leben explodieren lassen. Gräser schossen aus dem Boden und wiegen sich nun zwischen Bäumen mit monströsen Vogelnestern und Termitenhügeln.

Die Landschaft, die wir heute mit dem Allradfahrzeug durchstreifen, habe ich noch nirgends auf der Welt gesehen. Es sieht hier aus, als hätte jemand gegärtnert: Das Gras wiegt sich auf einer Höhe, dazwischen blitzen leuchtend rote Erde und gesunde Bäume mit breiten Kronen. Ein völlig anderer Anblick als gestern, die mit Büschen gesprenkelte Ebene. Im Wagen ist es ruhig und niemand meckert, weil es regnet. Schließlich haben die Wassertropfen das alles gezaubert. Der Sundowner fällt dann zwar auch ins Wasser, aber immerhin lerne ich noch was über das Safari-Leben: Man trinkt am Ende einer Pirschfahrt Gin Tonic (soll angeblich Malaria-Mücken vom Stechen abhalten) und isst... Biltong. Das überrascht mich weniger. Selbst später beim Abendessen (für mich gibt es Kürbis, für die anderen Antilope) in der Kalahari Anib Lodge kommen mir immer wieder die Bilder der wunderschönen Zebras im wehenden Gras und der riesigen Gnus am ausgetrockneten Flusslauf in den Sinn. Unterbrochen wird das Kopfkino nur von einem Schakal, der an unserem Tisch nach Fleisch bettelt. Nach was auch sonst? Schließlich sind wir in Namibia!

Lonely Planet Traveller-Redakteurin Christine Dohler bloggt vom 22. bis 29. März aus Namibia.

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