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Jazz in Park © PR
Jazz in Park © PR

Cluj – nie gehört? Der rumänische Ort wurde zur Euro­päischen Jugendhauptstadt 2015 gekürt. Aber was heißt das eigentlich?

Kulturhauptstadt Europas dürfen sich Mons in Belgien und Pilsen in Tschechien 2015 auf die Fahne schreiben. Ein Prädikat, das keiner Erklärung mehr bedarf. Da hat es Cluj-Napoca (kurz Cluj) in Transsilvanien schwerer: „Wir müssen nicht nur erklären, wo und wer wir sind, sondern auch, was eine Jugendhauptstadt überhaupt ist“, sagt Vlad Pop. Der 27-Jährige hat sich als Koordinator beim European Youth Forum (EYF) um den Titel beworben. Dafür hat er mit seinen Kollegen dafür ein Programm mit kulturellen, sozialen und politischen Aktionen vorgelegt, das langfristig bessere Perspektiven für Jugendliche verspricht, von Studentenkongressen bis zu Film- und Musikfestivals. Manche Events sind neu, andere sollen ausgebaut werden: „Wir wollen Strukturen schaffen, damit möglichst viel nach 2015 weitergeführt wird.“ 2016 steht übrigens Ganja in Aserbaidschan am Start. Schön, wenn auch diesen Namen bald jeder kennt (cluj2015.ro, youthforum.org).

Interview: „Ein Mix aus Graz und Tübingen“

Sabin Potinteu (28) lebt seit seiner Geburt in Cluj. Er arbeitet als Guide in Rumäniens zweitgrößter Stadt und leitet Motorradtouren in der Region (transylvaniaquest.ro).

LPT: Sie sind in Cluj geboren, haben dort Geografie studiert und sind geblieben. Was gefällt Ihnen so an Ihrer Heimat?

Unsere barocke Altstadt ist beeindruckend, viele Plätze verströmen mediterranes Flair. Die Viertel rundherum bestehen zwar aus grauen Kommunismusbauten, aber die vielen Parks lockern das Stadtbild auf. Von den 310.000 Einwohnern sind ein Drittel Studenten, das sorgt für eine lebhafte Atmosphäre. Cluj ist wie eine Mischung aus Graz und Tübingen.

War das schon immer so?

Nein. Als ich 2006 ein Semester in Klagenfurt studiert habe, konnte ich nicht viel von meinem Zuhause erzählen: Es gab kaum Feste oder Clubs für junge Leute. In Österreich habe ich gesehen, wie studentische Gruppen Ver­anstaltungen auf die Beine stellen, die das gesellschaftliche Leben bereichern. Nach meiner Rückkehr habe ich selbst eine solche Initiative gestartet. Wir haben Ausstellungen und Konzerte organisiert. Andere haben nach ihren Erfahrungen im Ausland Ähn­liches ins Leben gerufen. Heute finden hier „TIFF“, das größte Filmfestival Rumäniens, das „Electric Castle“-Musik­festival auf der Burgruine Bánffy sowie das Open-Air-Event „Jazz in the Park“ statt – und das ist längst nicht alles!

Was sind Ihre Lieblingsorte?

Von den Hügeln bei Feleacu hat man den tollsten Blick auf die Stadt. In den vielen Cafés am Marktplatz Piata Muzeului herrscht eine entspannte Urlaubsstimmung. Und der 14 Hektar große Botanische Garten ist an Farben und Düften nicht zu toppen.

Bei Transsilvanien denkt man hier­zu­lande sofort an Dracula & Co ...

Und dabei trinken wir nur noch jeden ersten Montag im Monat Blut (lacht)! Je mehr Menschen Cluj besuchen, umso weniger werden die Vorurteile.

Text und Interview: Julia Holzapfel; Titelbild: PR

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