Der perfekte Trip - SeychellenMüßiggang im Paradies

Der Morne Seychellois National Park © Justin Foulkes
Der Morne Seychellois National Park © Justin Foulkes

Die Republik im Indischen Ozean gehört zu den Sehnsuchtszielen der Welt. Kein Wunder: Die mehr als 115 Inseln glänzen nicht nur mit fabelhaften Stränden. Sie bieten Dschungel, eine faszinierende Tierwelt mit gepanzerten Giganten und eine Riesenportion Müßiggang.

Noch mehr Eindrücke von den Seychellen im Anschluss an die Reportage

Mahé

Die Insel für Dschungelfans

Wie in einer Lasershow brechen sich die Sonnenstrahlen Bahn durch den grünen Baldachin des Regenwaldes, als Terence Belle ins Dschungelherz von Mahé marschiert. „Das letzte Mal bin ich vor sechs Monaten auf diesem Trail gewandert“, erzählt er, während über ihm ein paar quietschbunte Vögel kreischen, „die Pflanzen wachsen hier so schnell, dass man einen Weg, der nicht regelmäßig belaufen wird, fast nicht wiederfindet.“ Terence ist Guide und erkundet mit wissbegierigen Naturfans die Wälder im Morne Seychellois National Park. Trekkingmöglichkeiten gibt es auf diesem Flecken Erde satt, denn der Park bedeckt 20 Prozent von Mahé. Letztere wiederum ist die größte der mehr als 110 Inseln der Seychellen, wobei „groß“ in diesen Gefilden relativ ist: Sie ist ca. 28 Kilometer lang und winzige acht Kilometer breit, was das Herumreisen mit Bus oder Taxi hier zu einem kurzweiligen Vergnügen macht. 

90 Prozent der Bevölkerung leben immerhin auf diesem Eiland, das auch die Hauptstadt Victoria beheimatet. Aus dem Flieger sieht Mahé aus wie ein welliger Spinatklecks, der von einem weißen Cremerand umgeben ist. Die Creme sind in Wahrheit die von Granit­felsen gesäumten Strände Mahés, allen voran Grande Anse, Anse Louis, Anse Soleil und Petit Anse an der Westküste – vier echte Schönheiten. 

Zurück in den Wald, in die Welt der Wasserfälle, Schlauchpflanzen, Palmen, Farne, Mammutbäume und  …  des kleinsten Frosches der Welt! Der Gardiners Seychellenfrosch ist so mini, dass selbst ein Fingernagel gegen ihn wie ein Riese wirkt. „Mal schauen, ob wir einen ent­decken“, sagt Terence und bekommt augenblicklich den Späher-Blick.

Der Trail, auf dem die Froschsuche startet, ist einer von vielen im Park. Manche sind durch Schneisen entstanden, die Gewürzhändler im 17. und 18. Jahrhundert in den Dschungel schlugen. Sie bauten auf Mahé Tee, Zimt und Ingwer an. „Die meisten Besucher bleiben nur an den Stränden“, erzählt Terence, als er ein Plateau erreicht, das einen herrlichen Blick auf den Morne Seychellois freigibt, mit 905 Metern der höchste Berg der Insel.

„Dabei findet man hier im Dschungel die kostbarsten Schätze.“ Apropos Schätze: Noch während des Aufstiegs zum Plateau war Terence erfolgreich bei seiner Miniamphibien-­Suche (siehe unten).

Ste. Anne Marine Park

Toll zum Schnorcheln

Es ist einer von diesen „Kneif-mich-mal-bin-ich-hier-wirklich-in-der-Realität?- Tagen“. Ein später Vormittag im Mai, das Wetter läuft zur Höchstform auf: blauer Himmel mit vereinzelten weißen Wolken, die Sonne strahlt, eine frische Brise weht über den mintblauen Ozean. Und mittendrin: ein Mann und sein Boot. Dieser Mann heißt Eric Lafortune und er trägt Arbeitskluft à la Seychellen: Ringelshirt, Bermudashorts, Flipflops. Dazu ein fröhliches Lachen. Mit an Bord: eine Handvoll Gäste, bunt zusammen­gewürfelt aus Japan, Australien und Deutschland, alle ausgerüstet mit Kameras oder Handys, ebenfalls Flipflops, Shirts und Shorts sowie – nicht zu ver­gessen – Badesachen am Leib. Denn schließlich ist man hier in einem der schönsten Tauch- und Schnorchel-Areale der Welt: im Ste. Anne Marine National Park, der circa fünf Kilometer von Mahés Nordostküste entfernt im Indischen Ozean liegt und seit 1973 geschütztes Reservat ist.

Ein Areal, wie aus dem Paradies geplumpst: Unter der Wasseroberfläche schimmern Korallenriffe, ganze Seegrasfelder wippen im Wellentakt, Fische flitzen umher und mit Glück dümpelt eine Wasserschildkröte vorbei. Verstreut liegen sechs teils unbewohnte, teils mit schicken Resorts bestückte Inselchen im Meer, die zum Park gehören: Ste. Anne, Île au Cerf, Île Cachée, Round und Long Island sowie Moyenne. Eric steuert von Eiland zu Eiland, stellt den Motor ab, sobald er die Strandnähe erreicht hat, ankert und rüstet seine Gäste mit Schnorchel-Equipment aus. Die schlüpfen fröhlich ins warme Wasser.

Jede Insel hat ihre ganz eigene Geschichte: Auf Round Island zum Beispiel war früher eine Lepra-Kolonie untergebracht, heute residiert hier ein Luxus-Resort der edelsten Art. Moyenne wiederum ist in Privatbesitz. Sie gehörte einst dem britischen Zeitungsredakteur Brendon Grimshaw, der sich 1962 an diesem Ort niederließ und mit einem Einheimischen zusammen zum Teil endemische Pflanzen setzte, die der Insel heute ein Naturparadies im Mini-Format bescheren.

So herrlich wie hier alles aussieht, so sehr muss man die Natur auch schützen. Kapitän Eric ist auf Moyenne aufgewachsen und hat von seinem Großvater, einem Fischer, alles über die Kanäle zwischen den Inseln, Sandbänke, Meer und Wetter gelernt. „Kein Zweifel, das Klima hat sich gewandelt und damit auch die See“, sagt Eric. „Die Jahreszeiten sind anders als früher und das Wetter ist unberechen­barer.“ Eric schaut hoch in den Himmel. „Die Inseln sind für mich wie Familienmitglieder. Natürlich bemerke ich jede kleine Veränderung hier. Jeder, der einmal auf den Seychellen war, weiß, was für ein spezieller Platz sie sind. Wir müssen alles tun, um darauf aufzupassen.“

Text: Oliver Berry, deutsche Bearbeitung: Anne Coppenrath, Titelbild: Justin Foulkes

Die vollständige Reportage mit den Infos zu der außergewöhnlichen Tierwelt der Seychellen und der Suche nach dem Robinson-Feeling finden Sie in der Januar/Februar-Ausgabe des Lonely Planet Traveller.

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Das Wichtigste

Hinkommen

Emirates (emirates.com) fliegt z. B. ab Frankfurt a. M., Zürich und Wien über Dubai die Sey­chellen an, Etihad (etihad.com) ab Frankfurt a. M. und Zürich über Abu Dhabi nach Mahé.

Herumkommen

Auf Mahé kommt man gut mit dem Bus oder Mietwagen rum (z. B. drive FTI ab ca. 59 € pro Tag, drivefti.com). Auf Praslin sind Mietwagen etwas teurer. Auf La Digue braucht man eigentlich nur ein Fahrrad, das die meisten Hotels kostenlos an ihre Gäste verleihen. Zwischen den Inseln verkehren regelmäßig Fähren, von Mahé nach Praslin z. B. Cat Cocos (ca. 50 €, catcocos.com). 

Weiterlesen

Lonely Planet „Mauritius, Réunion & Seychellen“ (Mair Dumont, 22,99 €). Weitere Infos unter seychelles.travel.

Weitere Infos (Mahé)

  • Eine Halbtagestour mit Terence Belle kostet ca. 38 € (Tel. +248-2-72 24 92).

Übernachtungstipp

  • Le Méridien Fisherman‘s Cove Schickes Resort mit 68 Zimmern und Suiten (inkl. offenen Bädern) am leider etwas schmalen Beau Vallon Beach. Das Haus liegt in einem großen Garten, verfügt über Spa, Pool, Bars sowie zwei Restaurants (DZ ab ca. 278 €, lemeridienfishermanscove.com).

Weitere Infos (Ste. Anne Marine Park)

Übernachtungstipp

  • Cerf Island Resort Das Resort liegt an einem der verstecktesten Orte der Seychellen. Es besteht aus 24 privaten luxuriösen Villen, die von tropischen Bäumen umwuchert werden. Jede Villa hat einen Balkon mit Dschungelblick und ein Outdoor-Bad. Das resorteigene Restaurant ist auf kreolische Küche spezialisiert (Villen ab ca. 331 €, cerf-resort.com).
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