ZentralasienEntdeckertour Kasachstan - die perfekte Einstimmung in Almaty

Kasachstan erstreckt sich von China bis zum Kaspischen Meer - und ist noch immer ein weißer Fleck auf der Karte touristischer Ziele. Doch wo anfangen in diesem großen Land? Wir starten in Almaty.

Kaum jemand hat ein konkretes Bild vor Augen, wenn er an Kasachstan denkt. Das große, zentralasiatische Land ist nicht gerade eine Hochburg des internationalen Tourismus und bleibt den meisten Besuchern außerhalb seiner Nachbarländer ein Rätsel. Die erste Hürde, an der viele scheitern, ist die Planung. Wenn Kasachstan ein so gigantisches, landschaftlich und geschichtlich hochinteressantes Land ist, fällt es schwer eine Entscheidung zu treffen, wo man anfangen soll. Die Lösung? Almaty.

Die ehemalige Hauptstadt des Landes, die bis 1993 Alma-Ata hieß, ist der perfekte Einstieg in das moderne Kasachstan. Seit die größte Metropole den Hauptstadt-Titel 1997 an Nur-Sultan abgegeben hat, ist sie doch weiterhin das Handels-, Wissenschafts- und Kulturzentrum des zentralasiatischen Landes geblieben. 

Der Zauber dieser ungewöhnlichen Stadt liegt in ihrem architektonischen Mix aus der Zeit der russischen Zaren bis zur Sowjetmoderne. Die vielfältige Gastronomie, eine hippe Barkultur sowie ein reges Nachtleben zeichnen Almaty ebenso aus wie zahlreiche landschaftlich interessante Orte, die von der Stadt aus leicht zu erreichen sind. Hier ist unsere Auswahl der Top-Aktivitäten in Almaty. Denn wer weiß, ob Kasachstans Kulturhauptstadt nicht bald als Überraschungskandidat für die nächste Städtereise auftaucht.

1. Geschichte der Stadt rund um den Park der 28 Panfilowzy

In diesem prächtigen, etwa 17 Hektar großen Park und seiner unmittelbaren Umgebung im Osten der Stadt wimmelt es nur so von Sehenswürdigkeiten, die auf einem Rundgang die Geschichte der Stadt erlebbar machen. Inmitten des Parks steht das imposante Kriegerdenkmal für die 28 Soldaten einer Almaty-Infanterieeinheit, die im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen die Deutschen vor Moskau starben. Mehrere riesige schwarze Monumente und eine "ewige Flamme" erinnern an die Opfer. Nicht weit hinter dem größten dieser Monumente befindet sich das historische Wahrzeichen der Stadt in der Mitte des Parks: die pastellgelb, grün und rote Christi-Himmelfahrt-Kathedrale aus der Zeit der Zaren. Sie gehört zu Almatys wichtigsten Sakralbauten und gilt zugleich als eines der höchsten Holzgebäude der Welt.

Am östlichen Rand des Parks befindet sich das Kasachische Museum für Volksmusikinstrumente in einem traditionellen russisches Holzgebäude aus der Erbauungszeit der Kathedrale. Gegen eine geringe Eintrittsgebühr kann man über 1.000 traditionelle Instrumente besichtigen. Die ältesten stammen aus dem 17. Jahrhundert. Einen Block weiter nördlich befindet sich der beliebte Grüne Markt. Dieser große, typisch zentralasiatische Markt ist ein Muss für jeden Besucher und einer der besten Orte, um Leute zu beobachten, auch wenn man nichts kaufen möchte.

2. In die wachsende Food-Szene der Stadt eintauchen

Die Gastronomie in Almaty verbessert sich von Jahr zu Jahr, während die Preise in den meisten Restaurants niedrig bleiben. Damit haben neugierige und hungrige Besucher vielfältigste Möglichkeiten, die Stadt über ihren Gaumen zu erkunden.

Die Cafeteria gehört zu einer Reihe exzellenter Frühstücks- und Brunch-Lokale mit einer beeindruckenden Auswahl an Mehl- und Eierspeisen, Sandwiches, Gebäck, Smoothies und vielem mehr. Kaffee ist ein großes Thema in Almaty, und wer einen flüssigen Energieschub benötigt, findet im Bowler Coffee einen der besten Orte, um einen wirklich guten Kaffee zu bekommen. Es gibt zwei unterschiedliche Standorte, einer davon ist in einer Ecke des Green Market. 

Zum Mittag- und Abendessen haben wir gleich mehrere Tipps: Ramen 77 ist eines der typischen, familiengeführten usbekischen Restaurants im Stadtteil Gorniy Gigant. Empfehlenswert sind auch das italienische Restaurant Trieste und das SVET in der Kabanbai Batyra St. Letzteres serviert internationale Gerichte sowie Kasachische Küche und bietet von seiner Terrasse einen tollen Blick auf die Staatsoper und das Balletttheater, die ebenfalls zu den architektonischen Juwelen von Almaty zählen.

3. Mit dem Nachtleben vertraut machen

Bei den jungen Stadtbewohnern ist die Bar Le Janbyr in der Kabanbai Batyr Street angesagt - ein wunderbar chaotischer Ort, an dem man schnell das Gefühl hat, in eine besonders lebhafte Gegend Berlins teleportiert worden zu sein. Die Betreiber haben die Bar ursprünglich eröffnet, um ihren Freunden einen Platz zum Treffen und Chillen zu bieten. Anfangs gab es nicht einmal eine Alkohollizenz, also brachten die Besucher ihre eigenen Spirituosen mit und hinterließen ein kleines Trinkgeld. Bis heute hat sich die ungezwungen-spontane Atmosphäre bewahrt - mit zusammengewürfelten Möbeln sowie spontanen musikalischen Sessions, und jeder darf an den Wänden schreiben oder zeichnen, was er will.

Almaty bietet auch eine ziemlich lebendige Clubszene. Angeführt wird sie vom inzwischen legendär gewordenen ZVUK, einem kleinen, politisch aktiven Techno-Kollektiv unter der Leitung von Nazira Kassenova, die auch regelmäßig in den Club-Hotspots Westeuropas auflegt. Der ZVUK zieht Gäste des Kalibers von Giant Swan, Via App, Don't DJ und Zoe Mc Pherson an - mit Acts, die überall auf der Welt als herausfordernd und links gelten, und live in Almaty einfach umwerfend sind. 

Der ZVUK veranstaltete seine Partys in einer Seitengasse im sogenannten Object, das von einer Gruppe Gleichgesinnter geführt wurde und Platz für 300 Gäste bot. Nachdem der Veranstaltungsort im Sommer 2019 geschlossen wurde, tauchten die Macher bald mit einem neuen Veranstaltungsort namens Bult wieder auf, und ZVUK ist mit ihnen mitgezogen.

4. Ausflug in den Altyn-Emel-Nationalpark

Ein paar Autostunden nordöstlich der Stadt befindet sich der mit 4.600 Quadratkilometern zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende, eindrucksvolle Nationalpark. Seine östliche Begrenzung liegt nur 60 km von der chinesischen Grenze entfernt. Obwohl es eine Weile dauert und einen Allradwagen braucht, um die unebene Strecke dorthin zu bewältigen, ist der Altyn-Emel absolut einen Besuch wert. Zu seinen Wundern zählen die roten, orangefarbenen und weiß gefärbten Berge des Aktau-Gebirges sowie unzählige Arten seltener Flora und Fauna, darunter wilde Esel, Kulan genannt, persische Gazellen, sibirische Kröten und der 700 Jahre alte "heilige Baum". Am eindrucksvollsten ist die "Singende Düne". Die uralte 150 Meter hohe geologische Kuriosität erhebt sich aus der Steppe und klingt wie eine Orgel, wenn sich der Sand vom Wind oder unter den Füßen der Besucher bewegt. Übernachten kann man in den kleinen Städten in Parknähe in einfachen Pensionen. Eintrittskarten für den Park müssen im Voraus gekauft werden. Es ist auch möglich, Tour-Pakete zu buchen.

5. Fabelhaft entspannen - in Almatys einzigartigem Spa

Egal, ob nach einer bis zum Morgengrauen durchtanzten Nacht, der Besichtigung weiterer Hits der sowjetisch-modernistischen Architektur oder nach einer Expedition durch den Altyn-Emel Nationalpark - die Arasan Baths bieten fabelhafte Entspannung und Wellness. 

Unmittelbar westlich des Pankilov-Parks gelegen ist das Arasan ein riesiger sowjetischer Gebäudekomplex, der fast einen ganzen Block umfasst. Trotz des brutal anmutenden, wenig einladenden Äußeren wechselt die Atmosphäre im Inneren schlagartig von imposant zu beruhigend. Für umgerechnet etwa 18 Euro kann man die vielen Saunen und Dampfbäder des Spas unbegrenzt lange nutzen und sich zwischendrin in dem reich verzierten, runden Pool abkühlen. Eine große Auswahl an Massageanwendungen steht ebenfalls zur Verfügung.

6. Im architektonischen Wahrzeichen übernachten

Das Hotel Kazakhstan gehört zu den wichtigsten und imposantesten Wahrzeichen der Stadt. Das 26-stöckige, 102 Meter hohe modernistische Juwel aus den 1970er Jahren ziert eine kronenartige Dachkonstruktion, die auch prominent auf der kasachischen 5.000-Tengue-Note abgebildet ist. Glücklicherweise bietet es seine angenehmen, modernen Zimmer für erschwingliche Preise ab etwa 48 Euro pro Nacht. Auf halber Höhe befindet sich eine großzügige Sauna mit Blick auf die Stadt aus riesigen Panoramafenstern. Oft ist sie erstaunlich wenig besucht und man kann in Ruhe entspannen und das wuselnde Treiben von oben bewundern. Das Restaurant in der obersten Etage bietet eine noch bessere Aussicht. Insbesondere die Toiletten sind eine Kuriosität, weil man von seinem Toilettensitz aus auf ein 270-Grad-Panorama Almatys schaut.

7. Mit der Seilbahn nach Kók Tóbe und seinem Themenpark

Ein paar Gehminuten vom Hotel Kazakhstan entfernt befindet sich eine Endstation der Seilbahn, die zum Kók Tóbe führt. Der Hügel ist dank seines 372 Meter hohen Fernsehturms von überall in der Stadt gut sichtbar. Seit 2006 wurde er zum Freizeitpark ausgebaut - mit Restaurants, einem kleinen Tierpark, Souvenir-Ständen und Vergnügungen wie Autoscooter, einer Achterbahn und einem 30 Meter hohen Riesenrad sowie einem Haus in voller Größe, das auf dem Kopf steht und schwankt, wenn man es besucht. 

Die seltsamste Begegnung hat man innerhalb des Parks jedoch mit einer Bronzestatue der Beatles. John Lennon sitzt auf einer Bank und spielt Gitarre, während Paul, Ringo und George hinter ihm stehen. Zusammen ähnelt die ganze Szene einem halluzinogenen Fiebertraum, der wahrscheinlich lange in Erinnerung bleiben wird.

Ultimative Reiseziele: Die Top-500-Liste von Lonely Planet

Wohin in der Welt? Das Buch "Ultimative Reiseziele: Die Top-500-Liste von Lonely Planet" inspiriert dich sicherlich. Schau es dir doch hier einmal an.

Original-Artikel: Kit MacDonald/Lonely Planet international

Deutsche Fassung: Ines Wagner

 

nach oben