LandesjubiläumFinnisch für Anfänger

Erst Sauna, dann See – beim Eintauchen ins Wasser zischt es leise im Saimaa… © Simon Bajada
Erst Sauna, dann See – beim Eintauchen ins Wasser zischt es leise im Saimaa… © Simon Bajada

Wer ist liebenswert, speziell und eines der glücklichsten Völker der Welt? Die Finnen! Nun feiern sie ihr 100-jähriges Landesjubiläum. Hier kommen ein Crashkurs in Sachen skandinavische Lebensfreude und neun Unternehmungen in Helsinki sowie rund um den Saimaa-See, die richtig viel Spaß machen.

1. Sich der großen Oper hingeben

Savonlinna, Seenplatte

Zu Füßen der imposanten Türme der Burg Olavinlinna haben sich rund 2000 Menschen versammelt. Man könnte meinen, hier wird gleich eine mittelalterliche Exekution stattfinden. Tatsächlich aber geht der Vorhang auf für Giuseppe Verdis „Rigoletto“. Finnen wissen: Nur die richtige Portion Drama lockt tiefe Emotionen hervor – und was könnte eine dramatischere Kulisse abgeben als eine echte Burg? Olavinlinna ragt beim Städtchen Savonlinna, rund 300 Kilometer nördlich von Helsinki, hinein in den gigantischen Saimaa-See. Mit seinen etlichen Zuflüssen und Inselchen sieht der auf der Karte aus wie ein hübsch geflecktes Fransentuch. Vor über hundert Jahren war die Anlage zum ersten Mal Schauplatz des Opernfestivals. Hundert Jahre währt auch Finnlands Unabhängigkeit, darum ist das Programm in diesem Sommer besonders spektakulär: von der „Entführung aus dem Serail“ bis zu „Burg im Wasser“, ein extra für das alte Gemäuer komponiertes Werk von Aulis Sallinen.

Eine Stunde Arien unter freiem Himmel haben die Besucher andächtig gemacht. In der Pause versammeln sie sich auf den Festungswällen, schauen ins Zwielicht, das sich über den See gelegt hat – und machen sich bereit für den nächsten Akt der großen Gefühle.

Das Savonlinna-Opernfestival findet 2017 vom 7. Juli bis zum 4. August statt (Karten ab ca. 27 €, operafestival.fi). Fußläufig erreichbar von der Burg aus liegt das „Original Sokos Hotel Seurahuone“(DZ ab ca. 145 €, sokoshotels.fi).

2. Im Wald inneren Frieden finden

Puumala, Seenplatte

„Jeder Finne braucht einen Zufluchtsort in der Natur“, erklärt Marko Fabritius, während er Proviant auf der Veranda des Holzhauses stapelt, das für ihn und seine Lieben am Wochenende eben jenes Plätzchen sein wird. Nur das Plätschern eines Baches und das Säuseln in den Wipfeln der Birken und Espen sind zu hören. Was dem Russen die Datscha, ist dem Finnen das Sommerhaus im Wald. Eine Institution, die die Generation der Großeltern mit jener der Enkel verbindet.

Das Häuschen von Familie Fabritius ist – verglichen mit den spartanischen, stromlosen Hütten manch anderer Finnen – allerdings ein echter Luxusschuppen: Hier gibt’s eine Sauna und einen Flachbild-Fernseher. Der Zweck dieser Refugien ist jedoch stets derselbe: „Die Stille ist tief in uns verankert“, sagt Marko und sieht dabei sehr zufrieden aus. Für diese innere Ruheoase haben die Finnen sogar einen Begriff: „omissa oloissaan“ – allein mit den eigenen Gedanken.

Die komfortablen Holzhäuser im „Sahanlahti Resort“ haben teils eine eigene Sauna (ab ca. 150 €/Nacht, 800 €/Woche). Räder und Motorboote kann man mieten (sahanlahtiresort.fi).

3. Jagd auf wilde Beeren machen

Rantasalmi, Seenplatte

Auf den ersten Blick wirken die hohen Wälder oberhalb des Resorts „Järvisdyan“ nicht gerade wie eine gut gefüllte Vorratskammer. Hotelière Tanja Heiskanen, die an diesem Tag mit ein paar Gästen auf Beerenjagd geht, sieht das anders. Sie lässt ihren Blick über den Boden gleiten und steuert dann schnurstracks auf eine Stelle zu, an der auf einmal grelles Rot und tiefes Blau aus dem Moos quellen: Preisel- und Heidelbeeren. „Ach, reine Routine. In der Schule gab es zwei Tage in jedem Sommerhalbjahr, an denen wir nichts anders taten, als Beeren zu pflücken“, erzählt sie, während sie die erste Fuhre des Superfoods in ihren Korb befördert. „Noch immer müssen alle Kinder einen Test absolvieren, bei dem sie 20 Proben von Essbarem aus dem Wald sammeln und identifizieren.“

Einst waren die getrockneten, konservierten Früchte wichtig, um den langen Winter ohne Skorbut zu überstehen. Bis heute ist das Recht auf Nahrungssuche im hiesigen Gesetz verankert, das heißt, man darf fast alles pflücken, was einem in die Quere kommt. Tanjas Preiselbeeren werden zu stark gesüßten Likören oder fruchtigen Saucen verarbeitet, die nahezu jedes finnische Gericht begleiten.

„Järvisdyan“ ist ein schönes Resort am Saimaa mit Erlebnishotel und Ferienhäusern (ab ca. 140 €, jarvisydan.com/de). Geführte Touren zum Beerenpflücken ab ca. 25 € p. P.

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Der vollständige Artikel erschien in der Juli-Ausgabe 2017 des Lonely Planet Traveller.

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Text: Tim Moore, Deutsche Bearbeitung: Christiane Stella Bongertz, Fotos: Simon Bajada

Den vollständigen Artikel mit der kompletten Spurensuche im Okinawa-Archipel finden Sie in der Juni-Ausgabe 2017 des Lonely Planet Traveller.

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