28.03.2014Die Wüste lebt

Namibia Fotosafari © Sascha Schorstädt

Afrika-Touristen pirschen vor allem nach den Big Five. Sie wollen einen Löwen bei der Jagd sehen und einen Elefanten beim Trompeten. Wir möchten heute die Little Five vor die Linse bekommen.

Fünf Minuten ausserhalb von Swakopmund findet man nackte Sanddünen der Namibwüste. Scheinbar ist hier tierisch wenig los. Doch unser Guide Chris der Living Desert Tour zeigt uns ein ganz andere Perspektive auf. Der Dünengürtel an der Küste beherbergt besonders viele Wesen. Sie überleben dank des Nebels, der regelmässig vom kalten atlantischen Ozean herüber kommt. Der Tau vermischt mit den Samen ergibt für die Tiere ein nahrhaftes Müsli. "Je kleiner die Wassertropfen, desto kleiner die Tiere", erklärt Chris und verspricht uns heute Mini-Elefanten. Schaut man genau auf den Sand, sieht man bereits jede Menge kleine Fuss- und Schleifspuren.

Mehr als acht Jahre hat Chris dafür gekämpft, dass dieser Wüsten-Abschnitt unter Naturschutz gestellt wird. Voller Leidenschaft erzählt er uns, wie vor allem Quad-Bikes und Jeeps, die abseits der Wege fahren, die Dünenwelt zerstören. Die Spuren, die einmal in der Wüste hinterlassena werden, vergehen nie wieder. Aber unter dem feinen Sand lebt eine Vielzahl von Tieren, die Chris für uns ausbuddelt. Wir begegnen wieder dem nachtaktiven Wüstengecko, kleinen Schlangen, Termiten, Käfern und einer weissen Spinne, die "tanzende weisse Dame" heisst. In 44 Umdrehungen pro Sekunde kann sie die Düne herunterkullern, um Feinden zu entkommen. Beim Fotografieren müssen wir nur darauf achten, dass sie uns nicht anspringt und beißt.

Faszinierend ist es auch, einem Chamäleon bei der Jagd zuzuschauen. In Zeitlupe setzt es einen Fuss nach dem anderen auf. Würde es sich schneller bewegen, wäre es sichtbar und ein gefundenes Fressen für Raubvögel. So sieht das Tier eher aus wie ein Stein. Als es einen Wurm erspäht hat, lässt es seine lange Zunge aus dem Maul schiessen. Unser Chamäleon ist übrigens so dick, weil es hochschwanger ist. Vor unserer Linse sehen die Kleinen ganz gross aus. Wir werden ab sofort mit einem anderen Blick durch die scheinbar karge Wüstenlandschaft fahren.

Lonely Planet Traveller-Redakteurin Christine Dohler bloggt vom 22. bis 29. März aus Namibia.

Wo sind wir gerade unterwegs?
nach oben