DeutschlandSieben Schicksalsorte der deutschen Geschichte, die jeder besuchen kann

Denkmal für die Schlacht der Nationen in Leipzig - (Foto: ©bbsferrari/istock.com)
Denkmal für die Schlacht der Nationen in Leipzig - (Foto: ©bbsferrari/istock.com)

Wir reisen oft in ferne Länder und erkunden die dortige Geschichte. Aber haben wir schon all die Orte besucht, an denen deutsche Geschichte geschrieben wurde? Hier sieben wichtige.

Varusschlacht: Teutoburger Wald, Niedersachsen

Kurz nach Christi Geburt: Die Römer streckten ihre Hand nach Germanien aus. Doch der Cherusker Arminius hatte ein Bündnis zwischen mehreren Stämmen geschmiedet. Gemeinsam lockten die Germanen so drei römische Legionen in einen Hinterhalt und vernichteten sie. Folge: Die Römer verloren ein Achtel ihres gesamten damaligen Heeres und ließen fortan die Finger vom Land östlich des Rheins.

Spätestens im 19. Jahrhundert, zur Gründung des Deutschen Reichs, brauchte man eine nationale Symbolfigur. Eine fand man in Arminius, der nun als Herrmann bekannt wurde. So setzte man ihm ein großes Denkmal im Teutoburger Wald bei Detmold und stilisierte ihn zum Urgermanen. Dass er vielleicht eher ein Verräter war, da er in Rom aufgewachsen war und mit dem Gegner Varus sogar an einem Tisch gesessen hatte, störte dabei nicht. Auch nicht, dass bis heute keiner sicher sagen kann, wo die Schlacht überhaupt stattgefunden hat. Ein bedeutendes Ereignis für Deutschland war sie aber sicherlich.

Nahe Kalkriese gibt es heute ein Museum für die sogenannte Varusschlacht.

Info: www.kalkriese-varusschlacht.de

Kaiser Karl der Große: Aachener Dom, Nordrhein-Westfalen

Er war sicher kein angenehmer Genosse. Karl der Große rang den germanischen Stamm der Langobarden nieder, tötete tausende Sachsen und unterwarf die Bayern. Aber indem er das tat, schuf er das fränkische Reich, das sich über fast ganz Mittel- und Westeuropa erstreckte. Er war aber nicht nur ein Eroberer. Bildung war ihm wichtig und er setzte eine effektive Verwaltung ein. Außerdem verbreitete er das Christentum. Damit gilt er vielen als der Vater Europas.

Gegen Ende seiner Herrschaft verbrachte er immer mehr Zeit in der Stadt Aachen. Und hier, in einem aufwendig verzierten Schrein im Aachener Dom, liegen die Überreste dieses so wichtigen Herrschers.

Info: www.aachenerdom.de

Luthers Rückzugsort: Wartburg, Eisenach, Thüringen

Sie thront auf einem Berg hoch über der Stadt Eisenach in Thüringen. Die Wartburg ist eine der deutschen UNESCO-Welterbe-Stätten, und das zurecht, war sie doch so wichtig für die deutsche Geschichte. Denn zum einen übersetzte hier Martin Luther die lateinische Bibel in die deutsche Sprache und begründete damit den Protestantismus auf deutschem Boden. Später sollte die konfessionelle Spaltung der Deutschen ein Grund für den grausamen Dreißigjährigen Krieg sein.

Zum anderen fand an diesem Ort auch das Wartburgfest von 1817 statt. Dabei versammelten sich deutsche Burschenschaften und demonstrierten gegen Kleinstaaterei. Sie wollten einen gemeinsamen Nationalstaat. Der Traum sollte erst viel später in Erfüllung gehen. Doch begründete sich hier die Idee eines einigen Deutschlands.

Info: www.wartburg.de

Befreiung vom kleinen Franzosen: Völkerschlachtsdenkmal, Leipzig, Sachsen

Es war wohl die größte Schlacht des 19. Jahrhunderts und auch die wichtigste politische Entscheidung Europas. Am 16. Oktober 1813 stellten sich die Truppen Preußens, Österreichs, Russland und Schwedens gegen die Armee von Napoleon. 600.000 Soldaten trafen aufeinander, drei Tage dauerten die Kämpfe. Am Ende war Napoleon geschlagen und musste sich zurückziehen. Der Anfang vom Ende des großen kleinen Kaisers.

Hundert Jahre später gedachte man dieser Schlacht und weihte in Leipzig das Völkerschlachtdenkmal – kaum ahnend, dass nur wenige Jahre später Kämpfe anstehen würden, die diese Schlacht mühelos in den Schatten stellen sollten. Der Erste Weltkrieg stand vor der Tür.

Info: www.leipzig-sachsen.de

Deutschlands erste Nationalversammlung: Paulskirche, Frankfurt, Hessen

Bisher war es nur ein Deutscher Bund, zu dem sich die vielen kleinen deutschen Staaten unter Einbeziehung von Österreich und Preußen geeinigt hatten. Doch die Menschen wollten mehr. Sie wollten eine Nation, und das im Zeichen von Liberalismus und Demokratie. Die Bürger wollten mitentscheiden. Die Monarchien dagegen wollten lieber das Rad der Zeit zurückdrehen, ihre Macht wiederherstellen. Dieser Konflikt entlud sich in der Deutschen Revolution – und zeitgleich übrigens in fast ganz Europa.

Am 18. Mai 1848 trat in der Paulskirche in Frankfurt die erste Deutsche Nationalversammlung zusammen. Es wurde eine Verfassung geschrieben, als Oberhaupt des Staates bot man dem preußischen König die Kaiserkrone an. Doch der lehnte ab und im Folgenden wurde die Bestrebungen der Revolution gewaltsam niedergerungen. Deutschland war ohne Demokratie. Noch.

Info: www.frankfurt.de

Symbol der deutschen Teilung: Checkpoint Charlie, Berlin

Noch heute spüren wir die Folgen der deutschen Teilung durch die Alliierten. Russen und Westmächte standen sich feindlich gegenüber, der Kalte Krieg zwischen Ost und West begann und Deutschland wurde zerrissen. In die Bundesrepublik Deutschland mit der Hauptstadt Bonn auf der einen Seite und die Deutsche Demokratische Republik mit Sitz in Berlin. Die Siegermächte hatten die Stadt aufgeteilt, auch wenn sie eigentlich im russisch besetzten Gebiet lag. Und so war der Westteil Berlins bald eine Enklave, umschlossen von der DDR. Die schottete sich ab, auch um die Flucht ihrer eigenen Bürger zu verhindern. 1961 machte die DDR endgültig dicht. Sie baute eine Mauer. 

Und doch: Irgendwo musste es weiter Kontakt zwischen den Gebieten geben. So entstanden viele Übergänge, deren Namen heute noch berühmt sind. Die Glienicker Brücke diente zum Agentenaustausch zwischen Ost und West. Normale Bürger reisten meist über den Bahnhof Friedrichstraße. Und Diplomaten nutzen den Übergang am Checkpoint Charlie.

Hier steht noch heute das Mauermuseum, das übrigens schon kurz nach dem Bau der Mauer im Jahr 1962 entstand. Was einst Symbol der Teilung war, ist heute ein Besuchermagnet. 

Info: www.mauermuseum.de

Der große Schicksalsbau: Reichstagsgebäude, Berlin

1871 entstand endlich eine deutsche Nation. Es gab nun nicht mehr Preußen und viele kleine Staaten, sondern das Deutsche Reich. Und das hatte ein Parlament. Dieses wiederum brauchte einen Sitz. Und so konnte man 1894 nach zehnjähriger Bauzeit den Deutschen Reichstag einweihen. Er sollte fortan ein Symbol für das Deutsche Schicksal sein.

Die erste demokratische Republik auf deutschem Boden wurde im Jahre 1918 vom Reichstag ausgerufen. Und nur 15 Jahre später besiegelte eine Brandstiftung im Reichstag das Schicksal der jungen Weimarer Republik. Zwar ist bis heute nicht ganz geklärt, wer den Brand gelegt hatte, doch die sogenannte Reichstagsbrandverordnung gab den Nationalsozialisten genug Befugnisse, um die Macht zu sichern und Deutschland schließlich in den verheerenden Zweiten Weltkrieg mit all seinen Folgen zu führen.

Kein Wunder, dass das Symbolfoto der Sieger auf dem Dach des Reichstags entstand: Sowjetische Soldaten, wie sie die rote Fahne aufstellen.

Heute ist das Reichstagsgebäude Sitz des Bundestags. Die zerstörte Kuppel von 1933 wurde durch eine Glaskonstruktion ersetzt, in die heute Tausende Besucher hinaufsteigen.

Info: www.bundestag.de/besuche

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Text: Stephan Goldmann

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