Naher OstenDie zehn besten Tipps für eine Reise nach Jordanien

Die Felsenstadt Petra ist auch bei uns seit Jahrhunderten als Architekturwunder bekannt. Doch Jordanien hat noch so viel mehr zu bieten. Eine Entdeckungsreise.

Jordanien ist ein kleines Land, das von herzlicher Gastfreundschaft, einer traditionsreichen Geschichte und großartigen Kultur geprägt ist. Bei seiner Lage im Mittleren Osten wird es zuweilen mit dortigen Konflikten assoziiert. Damit tut man dem friedlichen Land unrecht, denn Jordanien ist ein einladendes, ruhiges Reiseziel, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Insbesondere aufgrund seiner faszinierenden Kulturgeschichte und den atemberaubenden Landschaften ist das Land ein Geheimtipp, von der versteckten Felsenstadt Petra bis zu den Dünen und Canyons des Wadi Rum. Dass es sich sogar beim Wandern erkunden lässt, beispielsweise entlang des 650 Kilometer langen Jordan Trails, ist noch wenig bekannt. Wir haben zehn Tipps für die Reiseplanung zusammengetragen. 

Jordanien ist sicher

Weil das Land in einer Region mit zahlreichen Konflikten liegt, wird es oft das "ruhige Haus in der lauten Nachbarschaft" genannt, einer freundlichen Oase, die offen und einladend für Besucher ist. Gastfreundschaft ist das oberste Gebot der Einheimischen und Gewaltverbrechen sind äußerst selten. Laut dem Gallups Law and Order-Bericht 2017 belegte Jordanien bei der Beurteilung des Gefühls persönlicher Sicherheit den 9. Platz weltweit von 135 Ländern.

Die USA, zum Vergleich, rangierte auf Platz 26. Es reicht bei einer Touristenreise also, die üblichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Dazu gehört eine aktuelle Reise- und Krankenversicherung ebenso wie Vorsicht mit großen Geldsummen. Die sollten, wie sonst im Urlaub auch, im Safe gelagert werden. Auch sollte man nachts nicht unbedingt allein unterwegs sein, Grund zur Sorge besteht jedoch keiner.

Sich willkommen fühlen

Auf den ersten Blick scheinen die Gesichter der Beduinen zuweilen verschlossen, aber der Anblick täuscht. Hinter dem scheinbar unbeweglichen Äußeren eines ruhenden, gerunzelten Gesichts steckt eine lebenslustige Haltung und eine tief verwurzelte Tradition der Gastfreundschaft, die sich zurückverfolgen lässt bis zur Beduinenkultur.

Oft werden Besucher von Ladenbesitzern oder zufälligen Fremden zum Tee oder sogar zu einer Mahlzeit eingeladen. "Ahlan wa sahlan" werden die Einheimischen sagen. Der Gruß bedeutet soviel wie: "Woher kommst du? Willkommen in Jordanien."

Beim Grüßen zuerst beobachten

In Jordanien begrüßen sich Menschen gleichen Geschlechts oft mit Handschlag, häufiger jedoch noch mit Umarmungen und sogar mehreren Luftküssen neben jeder Wange. Wer als Fremder seine Hand forsch zum Schütteln ausstreckt oder eine Umarmung forciert, tritt jedoch leicht in ein Fettnäpfchen.

Aus Respekt vor der Religion und vor den Ehepartnern berühren die meisten Muslime Menschen unterschiedlichen Geschlechts nur dann, wenn sie miteinander blutsverwandt sind. Hier heißt es einfach: aufmerksam und respektvoll sein und abwarten, wie der Gegenüber die Begrüßung beginnt. Offen und lächelnd zu grüßen ist nie falsch. Wenn der Andere die Hand ausstreckt oder sich zu einer Umarmung anschickt, kann man das Gleiche tun. Wenn ein Einheimischer die Hände an der Seite behält oder die rechte Hand aufs Herz legt, anstatt sie zum Händeschütteln auszustrecken, ist das auch eine Art, den Gast anzuerkennen.

Wetterverhältnisse richtig einschätzen

Ein häufiges Missverständnis hinsichtlich Jordanien betrifft das Wetter. Es ist nicht immer heiß, trocken und sonnig. Das trifft für die Sommerzeit zwischen Mai und September zu, aber Jordanien hat auch eine Wintersaison. Von November bis Februar gibt es viele kalte und bewölkte Tage mit gelegentlichem Regen und sogar Schnee, Schneeregen und Hagel. Die Temperaturen können tagsüber im einstelligen Bereich liegen und nachts bis zum Gefrierpunkt sinken.

Wer von Mitte Oktober bis Mitte März reist, sollte eine regenfeste Jacke und warme Kleidung mitnehmen, um diese je nach Temperatur im Zwiebellook zu tragen, und das Wetter vorausschauend beobachten. Sturzfluten sind extrem gefährlich und sogar die berühmte Felsenstadt Petra ist dafür bekannt, dass sie bei schlechtem Wetter geschlossen bleibt.

Passende Kleidung wählen

Jordanien ist ein Land mit muslimischer Mehrheit, die mit Christen, Juden und Menschen weiterer Glaubensrichtungen friedlich zusammenleben. Es gibt kein Gesetz, wonach Frauen einen Schleier tragen müssen, aber es wird erwartet, dass sich Besucher respektvoll kleiden. Als Frau vermeidet man bestenfalls bauchfreie Oberteile, kurze Röcke, knapp geschnittene Shorts sowie schulterfreie Tops.

Beim Besuch einer religiösen Kultstätte wird von allen Gästen erwartet, dass sie Knie und Schultern bedecken. Frauen sollten nach Möglichkeit Haare, Brust und Nacken verbergen. Das heißt jedoch nicht, sich zu verkleiden: Die Jordanier sind im Allgemeinen recht modebewusst und gut gekleidet. Einige Restaurants haben sogar eine ausgefeilte Kleiderordnung, insbesondere in Amman. Es schadet nicht, sich darüber schon beim Packen Gedanken zu machen, damit man seinen ganz persönlichen Stil in der Hauptstadt selbstbewusst, aber respektvoll zur Schau stellen kann.

Alkohol legal konsumieren

In Jordanien braucht niemand auf seinen Sundowner zu verzichten. In den Metropolen wie Amman und Aqaba und den christlichen Städten Madaba und Fuheis gibt es eine Reihe von Restaurants, Bars und natürlich Spirituosengeschäfte, die Alkohol ausschenken und verkaufen. In Fuheis befindet sich auch Carakale, Jordaniens einzige Brauerei. Auch die jordanischen Weine sind hervorragend. Einziger Wermutstropfen könnte allerdings der Preis sein. Obwohl Alkohol legal ist, hat ihn der Staat mit hohen Steuern belegt. Von Muslimen geführte Bars und Restaurants bieten nicht immer Alkohol an und auch an wichtigen muslimischen Feiertagen wird teils kein Alkohol ausgeschenkt. Während des Ramadan ist es sogar ganz verboten, Alkohol zu verkaufen. Eine Ausnahme bilden eine handvoll Luxushotels, die sich auf ausländische Gäste spezialisiert und entsprechende Lizenzen erworben haben.

Auf dem Land gibt es weniger alkoholische Getränke und in den meisten Camps in Wadi Rum gar keinen Alkohol. Es ist jedoch nicht verboten, selbst welchen mitzubringen und wer auf Nummer sicher gehen will, fragt vorher nach. Beim gemeinsamen Essen und Trinken mit Einheimischen sollte man sich den Gastgebern anpassen, prinzipiell gilt: in Maßen trinken. Wer sich volllaufen lässt, stößt auf Unverständnis.

Rauchkultur berücksichtigen

Alkohol mag zwar etwas knapp sein, aber das Rauchen ist ein nationaler Zeitvertreib. Im ganzen Land gibt es Argeeleh- Cafés, in denen die traditionellen Shishas geraucht werden. Auch das Rauchen von Zigaretten ist weit verbreitet - in den meisten Restaurants, Cafés, Hotels, Häusern, Geschäften, Taxis und sogar in einigen Friseursalons wird geraucht. Raucher werden sich also in Jordanien in guter Gesellschaft befinden.

Für Nichtraucher und Menschen mit gesundheitlichen Problemen kann die Rauchkultur in Jordanien hingegen zuweilen eine Herausforderung sein. Wer empfindlich ist, sollte beim Buchen von Zimmern, Touren, Restaurants und Transportmöglichkeiten rechtzeitig nachfragen, ob es Optionen für Nichtraucher gibt.

Nachhaltig reisen - Plastik vermeiden

In Jordanien ist das Leitungswasser nicht trinkbar, Wasser in Plastikflaschen ist die verbreitete Alternative. Da das Thema Umwelterziehung und Recycling bisher jedoch kaum gefördert wird, liegt leider allerhand Plastikmüll in der Landschaft. Einige regionale Unternehmen und Organisationen, insbesondere im Bereich des Tourismus, haben den Kampf gegen die Windmühlen jedoch bereits aufgenommen. Zu ihnen gehören beispielsweise die Feynan Ecolodge und Eco Hikers.

Auch der Jordan Trail kann auf nachhaltigem Wege bewandert werden. Die regionalen Unternehmen arbeiten daran, Einheimische und Besucher mit ihren Umweltinitiativen zu unterrichten und zu inspirieren. Reisende können Teil der Lösung sein, indem sie die umweltbewussten Unternehmen unterstützen. Wer seine eigene, wiederverwendbare Filterwasserflasche und andere wiederverwendbare Utensilien mitführt, leistet bereits einen wichtigen Beitrag. Outdoor Wasserfilter gibt es bei allen Outdoor Spezialisten oder bei den Wasserfilter-Experten.

Mehr Tipps haben wir in unserem Beitrag plastikfreies Reisen zusammengefasst.

Klein, aber großartig

Jordanien ist kleiner als Portugal. Auf dem relativ kleinen Territorium befinden sich jedoch immense landschaftliche, geschichtliche und kulturelle Schätze. Das echte Jordanien kennenzulernen nicht schwer. Einige Unternehmen bieten private Touren für kleine und mittlere Gruppen an, die tief in die Kulturlandschaft des Landes hineinführen und authentische Erlebnisse ermöglichen, beispielsweise Baraka Destinations, Engaging Cultures und Experience Jordan.

Es gibt zahlreiche Naturschutzgebiete und fünf UNESCO-Weltkulturerbestätten, darunter die Wunder der Felsenstadt Petra und die weiten Wüsten des Wadi Rum.

Der Jordan Pass bietet vergünstigten Zugang zu einer Vielzahl historischer Stätten im ganzen Land. Er muss vor der Reise erworben werden, bei der Einreise werden mit dem Pass die Kosten für das Touristenvisum erlassen. Die Anschaffung lohnt sich, denn er gewährleistet freien oder reduzierten Zutritt zu mehr als 40 Attraktionen des Landes, darunter Petra, Wadi Rum, der Herkulestempel in Amman, die römischen Ruinen von Jerash und das Ajloun Castle.

Jordanien mag zwar klein sein, aber das Reisen kann trotzdem mehr Zeit in Anspruch nehmen, als geplant, weil der Verkehr oder die Gegebenheiten des Geländes die Reise verzögern. Wer flexibel plant, reist entspannter und lässt sich Zeit für das Unerwartete. Am Ende kommt es nicht darauf an, alles verbissen abzuhaken, denn...

In Jordanien verlieben

Vielleicht ist es der Moment, in dem man seufzend unter einer Decke aus Sternen einschläft, oder der Augenblick der Ehrfurcht und des andächtigen Staunens angesichts der riesigen, uralten Kulturstätten ...

Es könnte auch der Gipfel eines Berges sein, fernab der hektischen Städte, oder das Lachen und die Geschichten, die abends das Beduinenlagerfeuer begleiten. Oder der Geschmack von Tee, der mit Salbei und Zucker über dem Feuer gekocht wird. Es könnte auch am frischen Mansaf, dem jordanischen Nationalgericht aus Lamm, Reis und Joghurt-Sauce liegen, das der Gastgeber mit Liebe zubereitet und das mit den Händen gegessen wird. Oder der Moment, an dem der Gebetsruf des Muezzin erklingt, während die Silhouetten der Vögel an einem atemberaubenden Sonnenuntergangshimmel flirren.

Es wird einen Moment geben - oder wahrscheinlicher viele Momente - in denen jeder Reisende sich von der Magie Jordaniens überwältigen lässt. Und dann ist es kaum verwunderlich, wenn bereits neue Reisepläne geboren werden, bevor man überhaupt abgereist ist.

Lonely Planet Reiseführer Jordanien

Mehr Informationen zum wunderbaren Jordanien und seinen vielen Möglichkeiten findest Du in unserem Guide hier.

Original-Artikel: Sunny Fitzgerald/Lonely Planet international

Deutsche Fassung: Ines Wagner

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