Umweltschutz unterwegsPlastik vermeiden: So gelingt es auf Reisen

Müllsammeln am Strand © Surkov Vladimir / shutterstock
Müllsammeln am Strand © Surkov Vladimir / shutterstock

Der verheerende Effekt, den Plastik auf unsere Umwelt hat, gerät - ganz zu Recht - immer mehr in die Schlagzeilen und somit in unser Bewusstsein. Auf Reisen wird allerdings gerne der Bequemlichkeit Vorrang gegeben und der gute Vorsatz, plastikfrei oder zumindest plastikreduziert zu leben, wird beiseite geschoben. Das muss aber nicht sein! Eine Trinkflasche und eine wiederverwertbare, faltbare Einkauftasche sind schnell eingepackt und auch unsere nachfolgenden Tipps lassen sich ohne großen Aufwand umsetzen:

Für nachhaltige und umweltfreundliche Unterkünfte entscheiden

Hotels, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, vermeiden Plastik, indem sie Trinkwasser zum Nachfüllen mitgebrachter Flaschen bereitstellen. Im Haus verwenden sie wiederverwendbare Flaschen und bieten beispielsweise Alternativen zu Plastikstrohhalmen an der Bar. Um die Menge von Plastikabfall zu vermeiden, der durch Einweg-Shampooflaschen entsteht, setzen immer mehr Hotels auf Produkte in wiederverwendbaren Spendern.

Vor dem Buchen der Unterkunft lässt sich also schon eine erste gute Entscheidung treffen.

Plastik im Reisegepäck vermeiden

Knapp die Hälfte des an europäischen Stränden angespülten Plastikmülls stammt von Einwegprodukten. Weltweit treiben 150 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen.

Jedes Jahr landen Milliarden von Plastikzahnbürsten auf den Mülldeponien. Eine neue EU-Richtlinie soll künftig den Einsatz von Plastik bei Wegwerfartikeln regeln. Aber warum auf die neue Richtlinie warten? Eine Alternative zu herkömmlichen Zahnbürsten sind biologisch abbaubare Zahnbürsten aus Bambus. Auch die für die Körperhygiene unverzichtbaren Q-tips gibt es mittlerweile mit Papp- statt Plastikstiel. Wer sein Reisegepäck immer noch in Plastiktüten verstaut, nervt seine Mitreisenden mit unangenehmen Geraschel und sorgt für unnötigen Müll. Viele Outdoor-Marken und Reiseutensilien-Anbieter führen wiederverwendbare Reisepackwürfel. Die sind praktischer als Plastiktüten, in denen man die Dinge eher sucht als findet.

Eine gute Entscheidungshilfe beim Packen ist sicher auch, den Film Plastic Planet anzusehen.

 

In ein Wasseraufbereitungsgerät investieren

Ein Mangel an sauberem Trinkwasser am Reiseziel ist längst keine Entschuldigung mehr, Plastikflaschen zu verwenden. Es gibt viele Möglichkeiten zur Wasseraufbereitung auf dem Markt. Gute Outdoor-Wasserfilter bietet beispielsweise der Schweizer Hersteller KATADYN mit SteriPEN. Mittels UV-Strahlen wird in 90 Sekunden ein ganzer Liter Wasser gereinigt. Einen aktuellen Wasserfilter-Test gibt es bei Vergleich.org. Auch Wasserreinigungstabletten sind ein vergleichsweise einfaches Mittel. Ihr Eigengeschmack lässt sich notfalls durch Vitamin-C-Brausetabletten kaschieren.

Bei der Ausrüstung auf Nachhaltigkeit achten

Funktionsbekleidung wird zumeist aus technischen Fasern hergestellt. Oft enthalten sie Mikrofasern, die mit dem Waschen in die Ozeane gelangen. Immerhin 35 Prozent der Mikroplastik im Meer stammt nachgewiesenermaßen von ausgewaschenen synthetischen Fasern. Allein 60 Millionen Tonnen Chemiefasern werden jedes Jahr hergestellt.

Die gute Nachricht: Im Outdoor-Bereich hat sich in den letzten Jahren viel getan. Viele Unternehmen setzen auf umweltfreundliche, natürliche Fasern. Beispielsweise hat sich Merinowolle als Funktionsmaterial mittlerweile fest etabliert. Alternativ gibt es Produkte, die aus recyceltem Kunststoff hergestellt werden, teilweise wird dazu sogar der Plastikmüll aus dem Ozean gesammelt und wiederverwendet.

Es lohnt sich also, beim Kauf der Reiseausrüstung die Firmen- und Produktphilosophie der Anbieter unter die Lupe zu nehmen. Trotzdem: Auch recycelte Plastikfasern gelangen mit der Wäsche wieder zurück in den Ozean. Die nachhaltigsten Kleidungsstücke sind also sowieso jene, die möglichst lange getragen werden.

Plastikfreie Gespräche mit lokalen Unternehmen starten

Anstatt den Urlaubscocktail einfach ohne Plastikstrohhalm zu bestellen, lässt sich auch einfach ein Gespräch mit dem Barkeeper anknüpfen, vielleicht sogar direkt mit dem Eigentümer des Hotels. Natürlich ist es gut, nicht zu belehren oder gar zu missionieren, sondern ein paar konstruktive Vorschläge bereitzuhalten.

Ein Bild spricht mehr als tausend Worte: Wenn es gelingt, Papier- oder Bambusstrohhalme oder schöne Porzellantassen anstelle von Plastikbechern bildhaft zu beschreiben, wird der Inhaber vielleicht einen Sinn darin sehen, in solche Neuerungen zu investieren. Es ist verblüffend einfach, mit kleinen, freundlichen Anregungen die lokalen Unternehmen bei der Reduzierung von Plastikmüll zu unterstützen.

Am Reiseziel mit gutem Beispiel vorangehen

Es gibt viele Wege, den Kommunen und Gemeinschaften, die man auf Reisen besucht, etwas zurückzugeben. Eine einfache Möglichkeit ist, sich einer Strand- oder Wildnissäuberung anzuschließen. So etwas gibt es am Urlaubsort nicht? Nicht lange zögern und selbst die Alternative ergreifen und andere Mitreisende mit der Aufräum-Idee anstecken.

In vielen Tauchcentern finden regelmäßig Aufräumarbeiten statt, beispielsweise auf den indischen Gili-Inseln, in den beliebten Tauchresorts auf den Philippinen und an den australischen Strandzielen wie Sydney und Byron Bay.

Wer gezielt helfen möchte, kann sich bei Volunation informieren. Die Organisation vermittelt Freiwilligenarbeit am Strand in Südafrika, Vietnam, Costa Rica und Tansania. Ansonsten lassen sich gemeinsame Aufräumaktionen auch finden, wenn man sich über Facebook am Reiseziel informiert.

Vor Ort einkaufen

Supermarktketten sind dafür bekannt, Lebensmittel in unnötigem Kunststoff zu verpacken. Das lässt sich vermeiden, indem man auf lokalen Märkten einkauft. Praktisch ist es dann, seine eigene wiederverwendbare Tragetasche dabei zu haben. Gleiches gilt auch für den Kauf von Kunsthandwerk: Wer direkt beim Künstler kauft, spart die für den Warentransport üblicherweise verwendeten Verpackungsmaterialien aus Kunststoff.

Ein weiterer Vorteil: Das Geld kommt auch der lokalen Wirtschaft und den Menschen vor Ort zugute.

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Deutsche Fassung: Ines Wagner
Original-Artikel: Sarah Reid/Lonely Planet international

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