Der perfekte TripKolumbien

©Kris Davidson
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Steile Andengipfel, unverbaute Karibikküsten, dichte Regenwälder und urige Kolonialstädte mit Kopfsteinpflastergassen: Das im Nordwesten des Kontinents gelegene Land bietet alles, was sich Südamerika-Reisende wünschen. Uralte Kultur und eine quirlige Hauptstadt inklusive.

1. Bogotá

Kolumbiens Hauptstadt wird bunter und sicherer. Eine pulsierende Metropole mit einer spannenden Szene

Sonntagmorgens ist Bogotá besonders farbenfroh. Dann werden die Hauptstraßen der Stadt für Autos, Busse und Lkw gesperrt und Tausende, in bunte Sportswear gekleidete Radler übernehmen das Kommando. Unter dem strengen Blick von Simón Bolívar, dem Befreier Südamerikas, flitzen sie an dessen Statue über den berühmten Plaza Mayor und an der 200 Jahre alten Kathedrale vorbei, in der gerade das letzte Gotteslob des Morgens gesungen wird. Weiter geht die rasante Fahrt, vorbei am Mercado de Paloquemao, auf dem der weniger sportbegeisterte Teil der Bogotanos seine Wochenendeinkäufe verrichtet. Ein Sonntagsidyll, und doch ist es nicht lange her, da spielte Bogotá in Sachen Drogengewalt, Kriminalität und Terrorismus in derselben Liga wie Mogadischu, Bagdad und Lagos. Damals war die kolumbianische Hauptstadt ein Ort, an den sich kein Tourist, der auch nur halbwegs klar im Kopf war, verirrte. Heute sind Bogotás Probleme zwar noch nicht gänzlich gelöst, aber in puncto Sicherheit hat sich allerhand getan. Und das führt dazu, dass Südamerikas lebendigste Stadt mehr und mehr aufblüht. Durch einstige No-go-Areas führen jetzt Fahrradwege, und Straßen, die früher gemieden wurden, weil es auf ihnen regelmäßig zu Schießereien kam, sind inzwischen von charmanten Cafés gesäumt.

Das Gesicht der Metropole ändert sich laufend. Vor allem Sonntagmittags, wenn die Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste Siesta halten und sich Bogotás Straßenkünstler mehr oder weniger heimlich an den Hauswänden ans Werk machen. Seit die Kommunalpolitiker vor etwa zehn Jahren entschieden haben, Graffiti-Kunst teilweise zu entkriminalisieren, weil sie hofften, damit den städtischen Verfall stoppen zu können und aus heruntergekommenen Wohnvierteln fröhliche Open-Air-Galerien zu schaffen, hat sich vieles getan. In kaum einer anderen Stadt der Welt gibt es annähernd so viele Outdoor-Kunstwerke wie hier. Einige von ihnen sind gigantische Wandgemälde, die kolumbianische Landschaften zeigen und von großen Konzernen in Auftrag gegeben wurden. Andere, wie die mit Schablonen an Hausecken und auf Mauervorsprünge gesprayten Katzen und Hunde, sind winzig klein.

„Streetart ist ein wichtiger Teil unserer Kultur“, erklärt Straßenkünstler Ecksuno, der mit richtigem Namen Juan Sebastián García heißt und Graffiti-Touren durch die Stadt anbietet. „Kolumbien ist unglaublich inspirierend. Jede Landschaft hat ihre eigene Farbwelt, jede Gegend ihren Stil.“ Viele der Kunstwerke haben natürlich politische Inhalte wie die Rechte der indigenen Bevölkerung oder die Abholzung der Regenwälder am Amazonas. Aber nicht wenige beschäftigen sich einfach nur mit der Schönheit des Landes. Juan malt vornehmlich Landschaftsmotive. Vor allem Berge haben es ihm angetan. Seien es die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada an der Karibikküste oder der Hausberg der Stadt, der Monserrate. Ähnlich wie der Corcovado in Rio de Janeiro oder Arthur’s Seat in Edinburgh, spielt auch Bogotás städtischer Gipfel im Leben der Einheimischen eine wichtige Rolle. Unzählige Generationen quälten sich sonntags die 1500 Stufen zur Kirche hinauf, die auf dem Berg thront. Heute schummeln die meisten und nehmen die Gondel oder die Zahnradbahn. Lohnend ist der Aufstieg allemal: 3152 Meter über dem Meeresspiegel ist der Smog verzogen und die Aussicht auf die Stadt fantastisch. Vom stahlblauen Himmel und dem satten Grün des Berges blickt man hinab auf das beigefarbene Häusermeer Bogotás.

Text: Oliver Smith, Deutsche Bearbeitung: Elena Rudolph, Fotos: Kris Davidson

Den vollständigen Artikel mit Infos zu Kolumbien, findest du in der Januar-Ausgabe 2018 des Lonely Planet Traveller.

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Der Reiseplan

Von der Hauptstadt geht es zunächst in die geschichtsträchtige Region Boyacá und von dort aus weiter in das Zentrum des Kaffeeanbaus, die Zona Cafetera. Nach einem Zwischenstopp in der Stadt Cartagena an der Karibikküste entspannen Sie schließlich an den Stränden des Tayrona-Nationalparks.

1. Treffen Sie auf Straßenkünstler, Fahrradfahrer und Marktverkäufer in Bogotá, Kolumbiens quirliger Hauptstadt.

2. Im Nordosten des Landes wandeln Sie im Departamento de Boyacá auf den Fußspuren Simón Bolívars.

3. Kaffeepflanzen und Riesenpalmen spielen in der Zona Cafetera die Hauptrolle.

4. Als nächstes geht’s nach Cartagena, deren wunderschöne Altstadt schon Gabriel García Márquez verzaubert hat.

5. Faulenzen am Strand, Regenwald- Exkursionen und Begegnungen mit indigenen Gemeinden stehen im Tayrona-Nationalpark auf dem Plan.

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