AfrikaVom Kilimandscharo bis zum Ol Doinyo Lengai - die besten Wanderungen in Tansania

Im Amboseli-Park kreuzen zuweilen Giraffen die beeindruckende Aussicht auf den Kilimandscharo - (Foto: © Buena Vista Images / Getty Images)
Im Amboseli-Park kreuzen zuweilen Giraffen die beeindruckende Aussicht auf den Kilimandscharo - (Foto: © Buena Vista Images / Getty Images)

Mehr als Wildtierbeobachtungen in der Serengeti - Tansania bietet einige der spektakulärsten Wanderungen auf dem afrikanischen Kontinent.

Die Vereinigte Republik Tansania an der Ostküste Afrikas lockt mit unermesslicher Naturschönheit und kultureller Vielfalt. Menschen aus aller Welt zieht es in die majestätischen Ebenen der Serengeti, wo herumtollende Springböcke, Zebras und Gnus ein wachsames Auge auf sich heran pirschende Löwenrudel haben. Aber das ist nur der Anfang der vielfältigen Naturerlebnisse in dem ostafrikanischen Land. Tansania ist die Heimat dichter Wälder, die Schatten von der Sonne schenken, und ausgedehnter Teeplantagen, in denen die Arbeiter geschickt die grünen Blätter von den Teesträuchern zupfen. Die Landschaft ist von Gebirgszügen durchzogen, welche sich stellenweise zu schneebedeckten Gipfeln erheben, die mit den Wolken verschmelzen. Diese zauberhafte Landschaft lässt sich am besten zu Fuß erkunden.

Idyllische Wanderwege schlängeln sich durch mehrere Nationalparks, vorbei an lebhaften Dörfern und einst mächtigen Königreichen bis hinauf zu den Hängen der höchsten Berge Tansanias. Sie bieten paradiesische Ausblicke über grüne Täler, die zur Ebene hin abfallen. Wenn du Wanderschuhe anziehst und dich auf den Rhythmus Afrikas einlässt, kannst du zu Fuß die schönsten Seiten Tansanias kennenlernen. Wir haben hier die besten Wanderungen zusammengestellt.

Den Kilimandscharo besteigen

Die beste Wanderung zum Dach Afrikas

Wenn du ein leidenschaftlicher Bergsteiger oder eine entschlossene Wanderin bist und den Ehrgeiz hast, die sieben spektakulärsten Gipfel zu besteigen, dann steht eine Wanderung auf den Kilimandscharo vermutlich auf deiner Bucket List. Der Kilimandscharo ist der höchste Berg des afrikanischen Kontinents und zugleich der höchste frei stehende Gipfel der Welt mit einer Höhe von 5.895 Metern.

Treffpunkt für Wanderungen auf den stolzen Berg ist an den Toren des Kilimanjaro-Nationalparks - welches Tor hängt von der gewählten Route ab. Die Wanderung beginnt in der Regel mit fröhlichen Liedern und Tänzen. Die Träger und Führer kommen aus den hiesigen Dorfgemeinschaften und wissen, dass die Tour sowohl körperliche Kraft als auch geistige Ausdauer erfordert. Deshalb erbitten sie vor dem Aufbruch von den spirituellen Hütern des Berges Kraft.

Es gibt sechs offizielle Routen und einige inoffizielle Pfade, die zum Gipfel führen, der auch als Uhuru Peak bekannt ist. Das bedeutet auf Kiswhaili “Freiheit”. Die Marangu- und Rongai-Route gelten dabei als die leichtesten. Die Lemosho-Route, die bis zu neun Tage dauert, ist wahrscheinlich die landschaftlich schönste Strecke, aber auch eine der anspruchsvollsten. Alle Routen schlängeln sich durch fünf Klimazonen: von üppigen, immergrünen Wäldern, Moorlandschaften und dichtem Buschland bis hin zu fast unheimlich trockenem Land, das nur von stumpfen Felsen bevölkert ist.

Je höher du steigst, desto mehr weichen die verstreuten Felsen alpinen Wüsten, bis du schließlich den schneebedeckten Gipfel erreichst. Mit etwas Glück begegnest du auf dem Weg neugierigen Affen. Es kommt auch immer wieder vor, dass sich am ersten Tag vor dem schwindelerregenden Aufstieg Kapbüffel, Elandantilopen, Leoparden und Elefanten zeigen.

Die siebentägige Machame-Route ist der beliebteste Weg. Wenn du allerdings Menschenmassen aus dem Weg gehen möchtest, solltest du diese Route besser meiden. Einige Agenturen verlangen bis zu umgerechnet 6.000 Euro für die Wanderung auf dieser Strecke. Du kannst einen weniger beliebten Weg wählen und damit zugleich viel Geld sparen. Es lohnt sich, den Aufstieg nicht zu überstürzen - pole pole (langsam, langsam) sagen die Chagga. Bei einer allmählichen Wanderung gewöhnst du besser an die Höhenluft. Das ist ein wichtiger Aspekt, denn die Höhenkrankheit ist der Hauptgrund dafür, dass es viele nicht bis zum Uhuru Peak schaffen.

Tipps für die Besteigung

Du benötigst keine Kletterausrüstung und keine besonderen bergsteigerischen Fähigkeiten, solltest aber in einer einigermaßen guten Verfassung sein.

Wähle ein gutes Trekking-Unternehmen aus. KiliWarrior Expeditions ist ein solches empfehlenswertes Unternehmen und vielleicht etwas teurer, aber die Erfahrung der Träger und Führer ist es wert. Wenn dir eine tragbare private Toilette wichtig ist, lohnt es sich, sie extra dazu zu buchen.  

Zur Ausrüstung gehören warme Kleidung, gute Bergschuhe, eine Taschenlampe und Wanderstöcke sowie reichlich Snacks. Es empfiehlt sich, während der Wanderung so viel wie möglich zu trinken, aber meide Alkohol oder zu viel Tee oder Kaffee. Nach den Regeln des Parks ist das Mindestalter für die Teilnahme an der Expedition 10 Jahre. Plane auch ein gutes Trinkgeld für die Träger und Führer ein, mindestens zehn Prozent des Preises sind angemessen. 

Tourdaten: 37 Kilometer Hin- und Rückweg, 5 bis 9 Tage, im Allgemeinen moderat, aber zum Ende hin anspruchsvoll, besondere Herausforderung ist die Höhenluft

"Warmlaufen" auf dem Mount Meru

Beste Wanderung zur Akklimatisierung

Etwa 70 Kilometer vom Kilimanjaro-Nationalpark entfernt liegt im Arusha-Nationalpark der weniger bekannte Mount Meru. Wenn du dir die Besteigung des Kilimandscharo vorgenommen hast, ist die Besteigung dieses zweithöchsten Berges in Tansania die beste Möglichkeit zur allmählichen Akklimatisierung in der Höhe. Bis zum Gipfel ist es eine drei- bis viertägige Wanderung. Der Mount Meru ist auch als Socialist Peak bekannt und 4.555 Meter hoch.

Am Fuße des Berges grasen auf den Wiesen und in den Wäldern Büffel, Antilopen, Zebras und Giraffen. Elefanten halten sich zwar zurück, aber sie mit der Kamera auf den fernen Wiesen im goldenen Licht der untergehenden Sonne einzufangen, ist ein Traum. Auf dem Weg zum Gipfel überquerst du den Fluss Ngare Nanyuki und hörst die Schreie der schwarz-weißen Colobus-Affen und den schrillen Gesang der Vögel.

Die Momella-Route ist der einzige Weg, der zum Socialist Peak führt. Sie nähert sich dem Berg von der Ostseite aus, geht weiter über den Nordgrat und ist 45 Kilometer lang. Unterwegs übernachtest du in Hütten. Die Miriakamba- und die Saddle-Hütte sind einfach, aber die von den Bergführern zubereiteten Mahlzeiten geben dir die nötige Ausdauer, um den Gipfel zu erreichen. Der letzte Aufstieg beginnt kurz nach Mitternacht, damit du den Sonnenaufgang und das himmlische Schauspiel auf dem Gipfel erleben kannst.

Tipps für die Besteigung

Wähle ein gutes Trekking-Unternehmen. Altezza Travel ist ein bekannter und zuverlässiger Anbieter von Bergbesteigungen und Wanderungen in ganz Tansania. Plane etwa 900 bis 2.000 Euro für die Wanderung ein. Ausreichend zu trinken ist wichtig - vier Liter Wasser pro Tag sind eine gute Menge. Ebenso wichtig ist eine langsame Gehgeschwindigkeit. Das empfohlene Tempo ist zweimal langsamer als dein normales Gehtempo. Unser Tipp ist, mit dem Training für die Wanderungen mindestens zwei Monate vor dem geplanten Starttermin zu beginnen.

Tourdaten: 45 Kilometer, 3 bis 4 Tage, mittelschwere Wanderung

Vulkanabenteuer am Ol Doinyo Lengai

Beste Wanderung für deine Bucket List

Der einzigartige, aktive Vulkan Ol Doinyo Lengai liegt etwa 240 Kilometer von Arusha entfernt und ist bei den Massai als Berg Gottes bekannt. Seine wiederholten Ausbrüche haben die Einheimischen dazu veranlasst, ihm einen himmlischen Ursprung zuzuschreiben. Sie wandern zu seinem Gipfel, um die Götter um das zu bitten, was sie brauchen, sei es Regen, Kinder oder ein geeigneter Ehepartner.

Geologen bezeichnen den Ol Doinyo Lengai oft als den seltsamsten Vulkan der Welt, weil seine "kalte" schwarze Lava eine geringe Viskosität und eine für Lava vergleichsweise niedrige Temperatur von 500 bis 700 °C aufweist. Wandernde kennen das Massiv als einen der anspruchsvollsten Gipfel Tansanias. Seine Besteigung ist wesentlich schwieriger als die des Kilimandscharo. Die Wanderung führt über vulkanische Asche und kiesige Erde an steilen Hängen hinauf und beginnt in der Regel um Mitternacht. Wer den Vulkankegel erklimmen möchte, muss sich darauf einstellen, sich langsam zu bewegen und manchmal vielleicht sogar auf allen Vieren zu gehen, um sich auf den zerklüfteten Felsen zu halten.

Wenn du es wagst, von den scheinbar tückischen, schmalen Pfaden nach oben zum Nachthimmel zu blicken, bietet sich dir ein herrlicher Blick auf Meteoritenschauer und Sternschnuppen. Wenn die Sonne aufgeht und du auf dem Gipfel des Berges stehst, blickst du auf die Silhouetten von Kilimandscharo und Meru sowie die Ebenen der Serengeti. Während du über den Wolken auf die Stille und Schönheit der Erde hinab blickst, fühlst du dich vielleicht selbst ein wenig wie ein Gott.

Tipps für die Besteigung

Es lohnt sich, die Besteigung des Ol Doinyo Lengai mit einer Safari im Ngorongoro-Schutzgebiet zu kombinieren. Besprich die geplante Route mit deinem Reiseveranstalter. Eine Möglichkeit ist, den Tag mit Schwimmen am nahe gelegenen Ngare Sero-Wasserfall zu verbringen oder mit einer Kanufahrt auf dem Natron-See, um brütende Flamingos zu beobachten, bevor du dich bei Einbruch der Dunkelheit auf den Weg zum Gipfel machst. Die an den Reiseveranstalter zu entrichtenden Gebühren umfassen Parkgebühren, Naturschutzabgaben und Rettungsgebühren.

Tourdaten: 11,2 Kilometer Hin- und Rückweg, 6 bis 12 Stunden, anspruchsvoll

Spirituell unterwegs in den Usambara Mountains

Landschaftlich reizvollste Wanderung

Die Usambara-Bergkette im Nordosten Tansanias ist ein Teil einer sehr alten Gebirgskette, die sich von Kenia bis zum Hochland von Tansania erstreckt. Die Gegend zählt zu den artenreichsten Landschaften des Landes, mit üppigen Wäldern, atemberaubenden Felswänden, grünen Tälern, seltenen Wildtieren und lokalen Gemeinschaften, die auf eine reiche und vielfältige Geschichte zurückblicken.

Die küstennahen östlichen Usambaras sind regenreicher, aber weniger bevölkert. Hauptattraktion ist hier das Amani-Naturreservat, wo sich schöne Tageswanderwege, ein botanischer Garten, Schmetterlingsfarmen und Teeplantagen befinden.

Die westlichen Usambaras erreichst du von der Stadt Lushoto aus. Von hier aus kannst du zum Irente-Aussichtspunkt wandern und einen Blick auf das Dorf Mazinde erhaschen. Weiter geht es auf den unterschiedlichen Wanderwegen der Irente-Farm. Lushoto ist auch der Ausgangspunkt für Wanderungen zum Königsdorf Kwembago und zum Magamba-Regenwald.

Wenn du auf der Suche nach einer spirituellen Reise bist, ist die mehrtägige Wanderung von Lushoto zum Dorf Mtae genau das Richtige. Reiseveranstalter können erfahrene Führer und Träger organisieren. Du kannst die Wanderung jedoch auch auf eigene Faust machen, wenn du mit einer Karte und einem GPS-Gerät ausgerüstet bist. Der staubige Weg führt durch Dörfer und fruchtbares Ackerland und steigt bis auf eine Höhe von 3.952 Metern an. Die friedliche Stille wird gelegentlich durch Vogelgezwitscher, die Geräusche der Landarbeiter und das Lachen der Kinder aus den nahegelegenen Dörfern unterbrochen, die dir auf deinem Weg vermutlich eifrig folgen werden.

Die Berge sind die Heimat von über 3.000 Pflanzenarten, darunter 600 Baumarten, sowie einer Vielzahl von Vogelarten. Nach ein paar Wandertagen ist der Blick auf die umliegenden Berge, die sich in tiefe Täler mit üppiger Vegetation ergießen, erholsam und heilsam.

Tipps zum Wandern in den Usambaras

Für die Wanderung von Lushoto nach Mtae benötigst du vier bis sechs Tage. Du kannst die Strecke auf 60 Kilometer verkürzen, wenn du den Magamba Peak und die Kidhege Falls weglässt. Wenn du allein reisen und keinen Reiseveranstalter nutzen möchtest, kannst du von Arusha oder Moshi aus mit dem Bus nach Lushoto fahren.

Es ist ratsam, eine angemessene Menge an Lebensmitteln mitzunehmen, obwohl es entlang der Strecke Stände und Geschäfte gibt, in denen du dich mit frischen Lebensmitteln versorgen kannst. Nicht fehlen sollten Trekkingstöcke, Wasserreinigungstabletten oder ein Wasserfilter, eine Regenjacke, wasserdichte Bergschuhe, eine Stirnlampe, eine Powerbank und einige tansanische Schilling für Proviant. Entlang der Route gibt es verschiedene Unterkunftsmöglichkeiten. Es empfiehlt sich, gründlich zu recherchieren, bevor du dich allein auf den Weg machst.

Tourdaten: 82 Kilometer, 4 bis 6 Tage, mittelschwer

Weniger bekannte Wanderwege in Tansania entdecken

Udzungwa-Berg-Nationalpark für Vogelbeobachtungen

Udzungwa ist kein herkömmlicher Safaripark, sondern ein beliebter Ort für Botaniker und Vogelbeobachter, da er nur zu Fuß erreichbar ist. Den Besucherinnen und Besuchern steht ein vielfältiges Netz von Wanderwegen zur Verfügung, von der einstündigen Sonjo-Wanderung bis zum sechstägigen Lumemo-Trail. Uzungwa hat mit rund 400 Vogel- und 2.500 Pflanzenarten die zweitgrößte Artenvielfalt aller Nationalparks in Afrika.

Kitulo-Nationalpark für Vielfalt im "Garten Gottes"

Die Eingeborenen nennen wegen seiner Wälder und vielfältigen Vegetation den Kitulo-Nationalpark Bustani Ya Mungu, was übersetzt "Garten Gottes" bedeutet. Während der Regenzeit von November bis April bietet der Park ein perfektes Bild mit bunten Wildblumen und Zugvögeln. Bei der Erkundung des Parks kannst du zwischen verschiedenen Wanderwegen wählen.

Mahale Mountains-Nationalpark für Schimpansen beobachten

Zusammen mit dem nahe gelegenen Gombe-Nationalpark beherbergt der Mahale-Nationalpark die letzten wild lebenden Schimpansen Tansanias. In der Trockenzeit von Mai bis Oktober kannst du große Gruppen beobachten. Es lohnt sich auch, die Strandpromenade entlang des Tanganjikasees zu erkunden und auf den höchsten Punkt des Parks, den 2.459 Meter hohen Nkungwe, zu wandern. Er ist dem Volk der Tongwe heilig.

Legendäre Wanderrouten - 50 Touren weltweit

Viel weitere erstaunliche und wunderbare Wanderrouten der Welt präsentiert der Reiseführer "Legendäre Wanderrouten". Schau doch einmal hier hinein.

 

Text: Jabulile Ngwenya/Lonely Planet International

Deutsche Bearbeitung: Ines Wagner

 

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