Unterwegs mit RucksackDie besten Fernwanderwege für Backpacker

Hinaus in die Wildnis und mit dem Rucksack auf dem Rücken die ursprüngliche Natur durchwandern. Das geht weltweit auf diesen tollen Trails.

 

Rucksackurlaub ist eine aufregende Art zu reisen - Budget-freundlich und mit großem Potential, weltweit Leute kennenzulernen, die ähnlich ticken wie man selbst. Man kommt leichter in Kontakt mit den Einheimischen, schließt neue Freundschaften, vernetzt sich weltweit und erlebt echte Abenteuer. Und das Beste am Backpacking ist die Vielfältigkeit, die diese Art des Reisens ermöglicht - egal ob in warmen oder kalten Klimazonen, auf Inseln oder Berggipfeln, allein oder als Teil einer Gruppe. Gabby Beckford von Packs Light stellt ihre schönsten Touren vor, die so viel Lust auf Backpacking machen, dass man sofort starten möchte. Und dazu hat sie auch noch ein paar Tipps parat.

Tiger Leaping Gorge, China

Entspannt zwischen Felsen wandern, hinaufblicken auf die schneebedeckten Gipfel und hinunter auf die Lichtreflexe, die tausend Meter tiefer auf dem rauschenden Wasser tanzen - so bildgewaltig ist die sagenhafte Tiger Leaping Gorge. Die Tour durch die Schlucht ist eine der beliebtesten Wanderungen im Südwesten Chinas und eignet sich auch für Anfänger oder Leute, die relaxt unterwegs sein möchten.

Die Wanderung führt ungefähr 16 Kilometer entlang des berühmten Jinsha River und damit einer der tiefsten Flussschluchten der Welt. Der Weg erhielt seinen Namen durch eine Legende. Sie erzählt davon, wie ein verfolgter Tiger seinem Jäger entkam, indem er einen gewagten Sprung über den 30 Meter breiten Fluss machte. Auf den schmalen Pfaden trifft man hin und wieder auf Einheimische, die auf den Rücken von Eseln Waren transportieren.

Gemeinsam statt einsam

Was das Reisen als Backpacker ebenfalls so besonders macht, ist das Miteinander in den oft einfachen Jugendherbergen oder Hostels. "Sie gehören", so Gabby Beckford, "auf Fernwanderwegen zum Standardprogramm und sind immer wieder für spannende Gespräche und interessante Begegnungen gut."

Appalachian Trail, USA

Der Appalachian Trail führt durch Gabby Beckfords Heimatstaat Virginia und verzaubert die Wanderer mit schönsten Herbstfarben. Der gesamte Fernwanderweg dauert etwa fünf bis sieben Monate und ist auch was die Anforderungen angeht kein einfacher Spaziergang. Eine Möglichkeit ist, ihn abschnittsweise zu gehen. Sehr beliebt ist beispielsweise die Strecke durch den Shenandoah-Nationalpark.

Neben Virginia durchquert der Appalachian Trail weitere 13 Bundesstaaten. Er führt entlang zahlreicher geschichtsträchtiger Schlachtfelder des Bürgerkriegs, idyllischer Bergdörfer und imposanter Felsformationen. Der spektakuläre Felsvorsprung McAfee Knob ist eine der am meisten fotografierten Sehenswürdigkeiten auf dem Appalachian Trail, mit weitem Blick auf das Catawba-Tal und die umliegenden Berge. Der Felsvorsprung liegt etwa 25 Kilometer von Roanoke entfernt.

Everest Basislager, Nepal

Einmal im Leben den Mount Everest zu besteigen ist ein Traum der meisten begeisterten Outdoor-Freaks. Wer nicht ganz bis aufs Dach der Welt hinaufsteigen möchte oder kann, aber trotzdem Abenteuerluft schnuppern und das berauschende Gefühl genießen will, den Gipfeln nahe zu sein, macht die Wanderung zum Everest Base Camp. Es ist sowohl von Tibet als auch von Nepal aus erreichbar und stellt eine günstigere, erreichbare und sicherere Alternative im Himalaya dar. Der Aufstieg ins Camp bietet unvergessliche Aussichten und die Möglichkeit, die Sherpa-Kultur mit erfahrenen Guides hautnah zu erleben.

Begegnungen am Wegesrand

Gabby Beckford empfiehlt, sich das unschlagbare Gefühl von Backpackerfreundschaften nicht entgehen zu lassen: "Diese Fähigkeit, sich sofort miteinander zu verbinden, ist eine der besten Erfahrungen des Rucksacktourismus." Wer am Wegesrand kurz ausruht während der nächste Wanderer bereits aufholt, kann die Verschnaufpause für einen kurzen Plausch nutzen. Wenn dann beim Austausch von Erlebnissen und persönlichen Tipps noch der letzte Trail-Snack geteilt wird, fühlt man sich ein bisschen, als würde man auf einen Freund aus der Kindheit treffen. Selbst eine kurze Begegnung wie diese frischt unversehens die Energie und die Laune auf, wenn die Kräfte einmal nachgelassen sollten.

Cinque Terre, Italien

Die Fotos fröhlich-bunter Häuser, die steil am Küstenfels kleben und aufs Meer hinaus zu leuchten scheinen, kennen wir alle aus den Magazinen und Instagram-Accounts von Weltenbummlern. In der Realität ist der Anblick noch viel überwältigender. Die Küstendörfer in Cinque Terre sind durch ein gut gepflegtes Wegenetz miteinander verbunden. Der beliebteste darunter ist der Sentiero Azzurro.

Da die Küstenorte sehr praktisch mit der Bahn erreichbar sind, kommen zahlreiche Tagestouristen hauptsächlich wegen der Selfies und des Aperol-Spritz vor der malerischen Kulisse nach Cinque Terre. Wer sich jedoch Zeit nimmt und entlang der Höhenwege zwischen den Dörfern wandert, erlebt die mediterrane Atmosphäre und einzigartige Natur auf besondere Weise.

Avenue of Volcanoes, Ecuador

Eine Landschaft von außergewöhlicher Magie erleben Backpacker in Ecuador bei einer Wanderung entlang der Allee der Vulkane in Quito. Das türkisgrüne Wasser des Quilotoa-Sees, die gehärtete Lava aus der Vulkankette, die den Chimborazo mit dem Cotopaxi verbindet, und die Freundlichkeit der Einheimischen verschmelzen zu einer Reihe unvergesslicher Eindrücke.

Sammelleidenschaft?

Kühlschrankmagnete sind ein Klischee, Kleidung nimmt zuviel Platz ein und Postkarten zerknittern auf der Reise - Gabby Beckford sammelt deshalb unterwegs Geld. Sie findet in den Münzen und Scheinen fremder Währung eine mühelose und oft zufällige Reiseerinnerung, die den historischen, kulturellen und monetären Wert des jeweiligen Landes erhält.

GR-20, Frankreich

Die französische Insel Korsika ist der ideale Ort für diejenigen, die wilde Berge und das Meer lieben und klassisch durch die französische Landschaft wandern möchten. GR ist eine Abkürzung für Grand Randonnee und bedeutet "Großartige Wanderung". Dieser Trail scheut sich nicht, kräftig in sein Waldhorn zu blasen und die Trommel zu wirbeln - und vollkommen zu Recht. Den GR-20 zu erwandern ist nichts für Spaziergänger. Belohnt werden jedoch diejenigen, die keine Mühen des Weges scheuen und sogar bis auf den höchsten Gipfel mit 2.225 Metern über dem Meeresspiegel hinaufklettern. Die Tour führt über schneebedeckte Gipfel, riesige Krater, malerische See und märchenhafte Wälder. Der mythische Fernwanderweg durchquert die Insel diagonal von Calenzana im Norden bis Conca im Süden.

Simien-Gebirge, Äthiopien

Dieser unterschätzte 135-Kilometer-Fernwanderweg führt Wanderer durch den äthiopischen Simien Mountains National Park, ein faszinierendes UNESCO-Weltkulturerbe. Es lohnt sich, etwa zehn Tage mit einem lokalen Wanderführer in der abwechslungsreichen Landschaft zu verbringen. Mit etwas Glück lassen sich dabei noch die unterschiedlichsten Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten.

Einfallsreichtum gefragt

Wir alle kennen diese Situation: Wir haben gerade eine dreiwöchige Rucksackwanderung angetreten und stellen fest, dass wir vergessen haben, die richtigen Socken einzupacken. Oder Toilettenpapier? Das ist ärgerlich, urkomisch und unvermeidlich, findet Gabby Beckford und empfiehlt: "Seufze einfach, atme tief durch und nimm es locker." Sie meint, Not mache erfinderisch - und am Ende der Reise sei man garantiert einfallsreicher als zu Beginn.

Sentiero degli Dei, Italien

Der Pfad der Götter gilt mit Abstand als beliebtester Wanderweg an der Amalfiküste Italiens und gibt Wanderern das Gefühl, auf dem Olymp der antiken römischen Mythologie unterwegs zu sein. Im Gegensatz zu den meisten Amalfi-Wanderungen beinhaltet er kein übermäßiges Treppensteigen. Der Weg führt vorbei an malerischen Mauern voller Bougainvillea, üppigen Zitronenbäumen und streunenden Ziegen und Katzen. Am Wegesrand liegen immer wieder Felder voller gestapelter Steinhaufen, die von anderen Wanderern hinterlassen wurden. Das sieht sehr fotogen aus, aber schadet den kleinen Tieren und Insekten, die zwischen den Steinen leben. Darum bittet Gabby Beckford: "Genießt den Anblick, aber baut keine weiteren Steinmännchen, es schadet der Umwelt".

Overland Track, Tasmanien

Dieser sechstägige alpine Fernwanderweg ist mit seinen 65 Kilometern einer der beliebtesten in Australien. Er führt durch die zum Weltkulturerbe gehörende Gebirgslandschaften von Ronny Creek in der Nähe des Cradle Mountain bis zum Ufer des Lake St Clair. Wer die Wanderung noch ausdehnen möchte, hat die Möglichkeit, mehrere Abstecher in die atemberaubende Landschaft zu machen und dabei immer wieder in Hütten zu übernachten.

Laugavegur, Island

Dieser einzigartige Fernwanderweg war Gabby Beckfords erste Rucksackerfahrung. Sie empfiehlt Wanderern, den 52 Kilometer langen Laugavegur Trail mit seiner abwechslungsreichen vulkanischen Landschaft im August zu gehen. Auf dem Weg der heißen Quellen wandert man zwischen Schneebrücken, vorbei an Gletschern, Kraterseen, heiß dampfenden Quellen und schwarzen Obsidianfelsen über moosige Hänge, auf denen Schafe grasen, hinauf auf aschebedeckte Gipfel mit unvergesslichen Aussichten.

West Coast Trail, Kanada

Der West Coast Trail verläuft vor der Westküste in British Columbia im Westen Vancouver Islands und gehört zu den berühmtesten und anspruchsvollsten Trails in Kanada.

Er führt über 75 Kilometer Länge durch die Wildnis, teilweise sogar durch ursprünglichen Urwald im Gebiet des Pacific Rim Nationalparks. Abwechslungsreich und herausfordernd geht die Wanderung durch dichte Wälder, am Strand entlang, durch Morast und über Flüsse - mit mehr als 100 Treppen und Leitern. Es dauert etwa fünf bis sieben Tage, bis die Wanderung am südwestlichen Rand von Vancouver Island abgeschlossen ist.

Ende gut - alles gut

Nach einer mehrtägigen Fernwanderung stolz am Ziel anzukommen ist für Gabby Beckfort ein unbeschreibliches Gefühl: "Alles Mühsal, alle Schwierigkeiten sind wie weggeblasen. Die Erkältung, die unterwegs plötzlich aus dem Nichts auftauchte, oder der Tag, an dem man bei 30 °C völlig durchgeschwitzt am Wegesrand auf einen Stein saß und meinte, die restlichen 15 Kilometer lassen sich unmöglich schaffen - alles vergessen. Das sind wichtige und unverzichtbare Erlebnisse auf der Reise, von denen zu erzählen im Nachhinein genauso viel Spaß macht wie von den Erfolgen."

Legendäre Wanderrouten: Die 50 spektakulärsten Touren weltweit

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Original-Artikel: Gabby Beckford/Lonely Planet international

Deutsche Fassung: Ines Wagner

 

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