Der perfekte TripSpanien

Blick auf die Altstadt von Salamanca vom Turm der La-Clerecía-Kirche. Unten in den Gassen tobt das Studentenleben, © Matt Munro

Es muss nicht immer die Küste sein. In Zentralspanien reisen Sie zu faszinierenden mittelalterlichen Städten und verkosten die feinsten Leckereien. Und Madrid sollte eh längst auf Ihrer Bucket List stehen.

Madrid

Entdecken Sie Spaniens vielfältige Küche auf einer Tapas-Tour durch die Hauptstadt. Oder lassen Sie sich durch die Gassen treiben und landen später in der perfekten Bar.

Es gibt Fragen, die diskutiert der Spanier ähnlich heißblütig wie das Liebesleben von Juan Carlos, die Rivalität zwischen Barca und Real oder die katalanische Unabhängigkeit. Zum Beispiel welche Region im Land den Kulinarik-Thron verdient. Dabei ist die Antwort eigentlich ganz einfach: Madrid natürlich. Ob andalusische Gazpacho, valencianische Paella oder fangfrische Meeresfrüchte aus Galizien – in den über 3000 Lokalen der Hauptstadt und auf erstklassigen Food-Märkten wie dem „Mercado San Antón“ oder „San Ildefonso“ kann man sich grandios durch die komplette Landesküche futtern. Und dank der famosen Tapas-Kultur gelingt einem das sogar an einem einzigen Abend.

„Wenn du ausgehst, trinkst du keinen Wein, weil du Durst hast“, sagt José Angel Mozos García in seinem maurisch gekachelten Seafood-Restaurant „La Lonja del Mar“ gegenüber der Oper. „Und mit den Tapas ist das in Madrid dasselbe. Wir essen sie nicht, weil uns der Magen knurrt, sondern weil wir Spaß haben wollen. Du startest in deinem Stammlokal und ziehst dann von Bar zu Bar weiter.“

Draußen auf der Straße füllen sich derweil die Tische der Restaurants und Bars, Kellner eilen im Minutentakt mit Tabletts voll köstlich duftender Leckereien vorbei, die frühmorgens noch munter im Atlantik und Mittelmeer schwammen: stattliche Austern und rosa Garnelen aus Cadiz, zubereitet mit reichlich Knoblauch als Gambas al ajillo, dampfende Meeresfrüchte-Paella, würziger Ibérico-Schinken... „Essen ist in Spanien keine formelle Angelegenheit mit gebügelten Tischdecken und feinen Manieren“, meint José, während er am Tresen ein Stück Baguette abbricht und in das Knobi- Garnelen-Schälchen tunkt. „Die Geselligkeit steht bei uns an oberster Stelle.“

Mit Äußerlichkeiten kann Madrid ohnehin wenig anfangen. Zwar hat Spaniens Hauptstadt mit dem „Prado“ und dem „Reina Sofía“ zwei Museen von Weltruf zu bieten, im Gegensatz zu London, Paris oder Rom aber kein berühmtes Wahrzeichen – weder einen imposanten Triumphbogen noch eine kolossale Kathedrale. Die Stadt begeistert schlicht durch ihre Atmosphäre. Und die erlebt man am besten, wenn man wie die Madrileños nach Sonnenuntergang auf Tapas-Tour durch die Straßen zieht, bis spät in die Nacht, wenn in Städten wie Paris oder London die Bürgersteige längst leergefegt sind.

Man streift durch enge Gassen wie die Calle Cava Baja, in der sich lauschige Tavernen aneinanderreihen. Man kommt an erleuchtete Plätze, auf denen Nachtschwärmer bei einem Gläschen Vino oder Bier in Trauben vor den Bars stehen und plaudern. Man spaziert an Parks wie dem Retiro vorbei, wo Pinienduft in der milden Luft liegt. Die meisten Tapas-Bars sind rappelvoll, manche erweisen sich als echte Schnäppchen-Pit-Stops. Das „Casa Labra“ zum Beispiel, unweit der Puerta del Sol. Hier verputzt man fabelhafte hausgemachte Croquetas de Bacalao (Kabeljau-Kroketten) für schlappe 1,25 Euro. Andere Lokale bewirten ihre Gäste bereits seit Generationen, etwa das traditionsreiche „La Bola“, das seinen köstlichen Cocido-Madrileño-Eintopf mit Chorizo und Kohl seit 1870 klassisch im Tontopf zubereitet.

Und irgendwann zu später Stunde verirrt man sich auf seiner Tapas-Tour durch Madrid garantiert in eine Seitengasse und bekommt in einer winzigen Bar die beste Tortilla auf Erden serviert. Was wunderbar und irgendwie traurig zugleich ist. Denn leider findet man diese bezaubernde Location trotz Google-Maps-Intensiv-Fahndung niemals wieder.

Mit dem Auto geht es in gut einer Stunde über die A42 nach Süden in die historische Stadt Toledo.

(...)

Text: Oliver Smith, deutsche Bearbeitung: Olaf Heise, Fotos: Matt Munro

Was sonst noch zu einem perfekten Trip nach Spanien gehört, erfährst Du in der August-Ausgabe 2017 des Lonely Planet Traveller.

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